Eine Woche ist es nun her, dass ich mein Zuhause in Deutschland verlassen habe und meine letzte Nacht in Deutschland in einem Hotel in der Nähe des Münchner Flughafens verbracht habe. Bevor es dann morgen nach Santiago del Estero losgeht, will ich noch ein bisschen von den letzten Tagen, hier in Cordoba, berichten. Denn es ist viel passiert. Unsere Tage waren oft begleitet von Bier und viel gutem Essen. Bier gibt es hier tatsächlich ziemlich oft und natürlich wollen die Argentinier uns Deutsche mit ihrem einheimischen Bier begeistern und unsere Meinung zu traditionellem Essen wissen. Generell wurde ich in den letzten Tagen sehr oft, vielleicht schon etwas zu oft, nach meiner Meinung zu den alltäglichsten Dingen gefragt. Die Frage nach meinem Gemütszustand ist jedoch immer ernst gemeint und zeugt, soweit ich das einschätzen kann, von tatsächlichem Interesse. Umso trauriger ist es, dass mein Spanisch, auch wenn es sich schon verbessert hat, oft nicht für eine ausführliche Antwort ausreicht und die Fragenden sich oft mit einem „Muy bien“ (Sehr gut) oder manchmal auch mit einem „Mas o menos“ (Naja) zufriedengeben müssen. Wir durften am Wochenende mit einigen Studenten in das örtliche „Oratorio“ gehen, und da wir in Santiago del Estero auch in einem „Oratorio“ arbeiten werden, konnten wir schon einmal in unsere zukünftige Arbeit reinschnuppern. So wirklich habe ich jedoch immer noch nicht verstanden, was ein „Oratorio“ ist und was unsere genaue Arbeit dort sein wird, denn hier wird in den Einrichtungen oft einfach mit den Kindern Fußball gespielt. Aus einem Gespräch mit zwei Argentiniern, die an ihrem Wochenende immer in einem „Oratorio“ arbeiten, um die Kinder auf eines der Sakramente der Kirche vorzubereiten, habe ich gelernt, dass genau das das Problem hier ist. Oft wird nur mit den Kindern gespielt ohne, dass sie etwas über den Glauben lernen. Es ist natürlich verständlich, dass lieber Fußball gespielt wird, anstatt Unterricht zu haben, wir sind hier schließlich in Argentinien, und hier führt kein Weg vorbei von Fußball. Bisher hatte wohl jeder Tag etwas mit Fußball zu tun, so waren wir gestern beispielsweise auf einem Fest, welches von den Salesianern organisiert wird und bei dem mehrere Teams aus verschiedenen Schulen in verschiedenen Sportarten gegeneinander antreten. Diesmal konnten wir neben Fußball- auch Volleyball- und Basketball-Teams bejubeln. Das Fest hat mich tatsächlich auch etwas traurig gemacht, denn so etwas gibt es in Deutschland leider nicht und die Bundesjugendspiele sind Nichts zu den vielen Essensständen, den fast schon professionellen Schiedsrichtern, den Tribünen für die Fans und der (sehr) lauten Musik die von extra DJ-Pults gespielt wurde. Eines meiner Highlights war, als ich ein deutsches Lied anmachen durfte, welches dann, so hat es sich angefühlt, in ganz Cordoba zu hören war. Unter der Woche ist hier sonst eher weniger los, da die hier lebenden Studenten in die Universität gehen müssen. Dadurch hatten Michael und ich noch etwas Zeit zu entspannen, bevor es für uns dann in absehbarer Zeit so richtig losgehen kann. Als ich von einem der Argentinier gefragt wurde, wie ich mich hier im Haus der Salesianer fühle, musste ich feststellen, wie vertraut es mir hier schon vorkommt. Es fühlt sich so an als wären wir schon ewig hier, obwohl nicht einmal eine ganze Woche vergangen ist. Das liegt wahrscheinlich an den vielen Erfahrungen und neuen Eindrücke, die wir gesammelt haben. Der Abschied morgen wird also sicher nicht ganz leichtfallen, obwohl ich es so langsam gar nicht mehr erwarten kann, mein „richtiges“ Zuhause für das Jahr kennenzulernen und endlich meine Koffer auspacken zu können.