Nach den letzten schönen Tagen in Córdoba, in denen wir unter anderem das Fußballstadion besichtigen konnten, brachen wir nach Santiago auf. Auf der Fahrt konnten wir neben Schlafen, mehr von Argentinien sehen und vor allem die Landschaft bestaunen. Straßen mit mehr als einer Spur gibt es hier nur in der Stadt und so muss beim Überholen von LKWs nicht wie in Deutschland auf die Autos hinter einem, sondern auf die entgegenkommenden Autos geachtet werden. Da die Straßen jedoch außerhalb der Stadt viel leerer sind als die Autobahnen in Deutschland, wird das nicht zum Problem und wir kamen sicher aber müde in Santiago del Estero an. Nachdem wir von allen mit dem traditionellen Küsschen begrüßt wurden und noch eine kleine Portion Nudeln essen durften, waren wir pünktlich zum „Buenas Noches“, welches hier um 23:15 Uhr jeden Wochentag stattfindet im Salon de TV. Es besteht neben einem Gebet aus einer Art Reflektion des Tages und wird abwechselnd von einem der argentinischen Freiwilligen und einem Padre gestaltet. Danach wurde uns unsere Wohnung gezeigt, welches erstmal nur meine Wohnung ist, denn es gibt nur eine Wohnung mit drei Zimmern, von denen zwei schon die argentinischen Freiwilligen bewohnen. Während ich es mir also in meinem Zimmer bequem machte, wird meinem Mitfreiwilligen Michael sein Zimmer gezeigt, welches im selben Haus aber am Rande einer Sporthalle liegt. Nun, da wir schon einige Zeit hier sind, hat er sich schon fast daran gewöhnt, dass er das ein oder andere Mal in die Taekwondo Stunde platzen muss, um aus oder in sein Zimmer zu gelangen. Im November, wenn die Argentinier ausziehen, kann er dann zu mir in die Wohnung ziehen.

An unserem ersten Wochenende erwartete uns ein Seminar, an dem Menschen teilnehmen konnten, die an normalen Wocheneden Kinder in verschiedenen Gruppen betreuen und in diesem Seminar neue Dinge für die Betreuung der Kinder lernen sollten. Wir durften ebenfalls teilnehmen und dabei neben ein bisschen Spanisch auch viele netten Leuten, kennenlernen. Trotzdem waren wir dankbar, als sich jeweils eine englischsprechende Argentinierin erbarmt hat, uns die jeweilige Aufgabe zu erklären. Nachdem am Sonntagnachmittag nach einem ereignisreichen und auch anstrengenden Wochenende dann endlich Ruhe eingekehrt war, gingen Michael und ich dann los in das Zentrum, welches uns von Padre Alex schon einige Tage zuvor gezeigt wurde. Nach dem langen aber erholsamen Spaziergang, fanden wir auf dem Weg ein kleines Restaurant indem wir uns Burger bestellten, wofür das Spanisch tatsächlich gerade so gereicht hat. Der Abend endete, wie nun schon einige Abende, mit einem Gesellschaftsspiel.

Unsere erste „Arbeitswoche“, verlief relativ entspannt, da zum einen, die Jungs, die hier unter der Woche leben und in verschiedenen „Estudios“, ihre Aufgaben machen, viel Disziplin beweisen, und uns zum anderen noch nicht viele Aufgaben anvertraut wurden. Am Freitag durfte ich dann vier Mitarbeitern des Oratorios auf eine kleine Reise auf das Land begleiten. Dort haben wir nach etwa vier Stunden Fahrt, Jungen und ihre Familien getroffen, die möglicherweise nächstes Jahr, das Oratorio bewohnen werden. Auch wenn ich hier natürlich nicht viele Aufgaben erledigen konnte, war es für mir sehr spannend das Land und die ärmere Seite Argentiniens zu sehen. Eine weitere Sache, die ich beobachten konnte, war das Verhältnis zwischen den Eltern und den Mitarbeitern des Oratorios. Hier habe ich gemerkt, dass es für viele nicht so einfach ist, ihre Söhne in „fremde“ Hände zu geben, und da es deshalb umso wichtiger ist, dass die Padres und Sozialarbeiterinnen, ein gewisses Vertrauen zu den Familien aufbauen.

Mein zweites Wochenende in Santiago verlief dann schon eher so, wie ich es im kommenden Jahr wohl öfter erleben werde. Am Samstagnachmittag besuchten wir Kindern in einem der ärmeren Viertel und gemeinsam wurden Spiele gespielt, die Kinder durften neben malen auch Kekse essen und lernten dabei etwas über die zehn Gebote. Ich hatte viel Spaß dabei viele Fragen zu beantworten und durfte jedes Wort, welches den Kindern in den Sinn kam, auf Deutsch übersetzten. Der Sonntag verlief sehr entspannt, weil wir keine bestimmte Aufgabe haben, und so macht ich mich zu einem Spaziergang auf und hatte die Möglichkeit einen wirklich leckeren Kaffee zu trinken. Den Rest des Tages konnten wir entspannen, wie es sich für einen Sonntag gehört und nachts schauten wir gemeinsam mit zwei Padres und den argentinischen Freiwilligen unseren ersten Horrorfilm auf Spanisch.

Nun bricht eine neue Woche an und ich kann es kaum erwarten, mein Spanisch zu verbessern, die Jungen im Oratorio besser kennenzulernen und natürlich weiterhin in diversen Gesellschaftsspielen mein Können zu beweisen.