Um diesen Eintrag richtig nachvollziehen zu können, kann man sich gerne ein bisschen ins Harry-Potter- Universum verzaubern lassen…

Das VTC (Vocational-Training-Centre) mit seinen ca. 120 Schülern ist in vier Häuser aufgeteilt mit den Farben Rot, Blau, Gelb und Grün. Und jedes Haus besitzt  eine Art Hauslehrer, den Patron.  Die Harry Potter Fans muss ich hier vielleicht doch ein bisschen enttäuschen, denn so coole Namen für die Häuser wie in Hogwarts gibt es hier leider nicht. Was es hier jedoch auch gibt, sind Wettkämpfe zwischen den Häusern. 

Xylophon, Trommeln und ein Saiteninstrument werden hier bespielt.

So gab es letzte Woche Mittwoch den Wettkampf MDD, welches eine Abkürzung für Music, Dance & Drama ist. Hier konnten die Schüler in den Kategorien Schulhymne, traditionelle Tänze, traditionelle Instrumente, Schauspiel und Gedicht ihre Talente zum Besten geben. Dieses Jahr stand das Ganze unter dem Motto “Youth in a changing society”, um welches sich die Schauspiele und Gedichte drehen sollten.

Für fast zwei Wochen wurde dann also der Nachmittagsunterricht durch Proben für diesen Tag ersetzt. So hörte man, wenn man durch die Schule lief das Schlagen der Trommeln und die Jubelrufe der Schüler. Sobald es ums Tanzen ging, war ich natürlich Feuer und Flamme nichts zu verpassen und vielleicht sogar das ein oder andere zu lernen. Sehr zum Amüsement der Schüler habe ich dann also auch mal versucht im Takt der Trommeln meine Hüften zu schwingen… das ist jedoch gar nicht so einfach, wie es aussieht. 

Am Tag des Wettkampfes, für den Juroren von außerhalb geholt wurden, sollte es morgens um 9 beginnen. Nicht wirklich zu meiner Überraschung, wurde das Event jedoch erst gegen halb 11 mit einer Rede vom Deputy Principal eröffnet…

Da das VTC dieses Jahr jedoch nicht so viele Schüler hat, haben sich jeweils zwei Häuser zu einem neuen verbündet. So entstand aus Gelb und Grün das Haus “Rwenzori” und aus Blau und Rot das Haus “Elgon”. Wenigstens gab es jetzt, ganz zu meine Freude, halbwegs kreative Namen.

Haus „Elgon“ bei den Proben

Mehrstimmig wie im Chor wurde dann zu Beginn von beiden Häuser die Schulhymne “All Hail to you Don Bosco” gesungen, wobei der Auftritt von Haus „Elgon“ höchstens erträglich war, wenn man ihn als gewagt modern abgestempelt hat, so wie da die Töne getroffen, beziehungsweise nicht getroffen wurden… Nach diesem “Dissapointment”, wie es die Hauslehrerin von Elgon beschrieb, glänzte diese Gruppe jedoch in wundervollen bunten Kostümen ihn ihrem Beitrag für die traditionellen Tänze. Hier wurde nicht nur getanzt und gehüpft, sondern sogar auch gesungen, geklatscht, getrommelt und gerasselt. Eine Art von Rasseln wurde hier nämlich an die Knöchel der männlichen Tänzer gebunden und bei jedem auch nur kleinen Schritt erklangen diese dann. Ein ganz schönes Spektakel, für welches es sich ,meiner Meinung nach,echt gelohnt hat zwei Wochen zu proben.

In den Theaterstücken wurde sich dann mit dem Thema “Youth in a changing society” auseinander gesetzt. Um den Wandel in der Gesellschaft zu veranschaulichen, stellten Schüler vom Haus „Rwenzori“ eine reiche und eine arme Familie gegenüber. Hier wurde dann ganz bewusst auf den fehlenden Respekt und das unerzogene Benehmen in der reichen und mit Handies ausgestatteten Familie angespielt.

Haus „Elgon“ stellte eine Dorfversammlung da, in welcher sich die Generation der Alten über die Jugend aufregt, welche dies natürlich nicht kommentarlos hinnimmt. Leider wurde hier in Luganda gesprochen, aber auch nur zuzuschauen ohne wirklich etwas zu verstehen, war schon lustig genug.

Ebenso schrieb jedes Haus ein Gedicht, welches dann von jeweils einem Schüler mit viel Mimik und Gestik dargestellt wurde. Wenigstens hier kann ich euch ein bisschen an der Kreativität der Schüler teilhaben lassen. Es folgt ein Auszug aus dem Gedicht des Hauses „Elgon“:

Reliable accessible education,

for all boys and girls,

with good classroom of good shelter,

no longer studying under trees,

equality with our balanced budget.

Did you know, did you know?

Even my brothers and sisters in Karamoja are at school!

What a good balanced society this is!

Our improved use of transports,

quick, steady and tireless.

Young girls and boys driving,

flying on the sky like flying eagles

I am proud to be in my changing society!

Bei den Proben…

Da manche Lehrer mich schon einige Male dabei gesehen hatten, wie ich Tanzunterricht gegen habe, hatten sie mich gefragt, ob ich nicht auch was mit einigen Schülern beim MDD aufführen könnte- nur zur Unterhaltung und außerhalb vom Wettbewerb. Eigentlich hatten mich die Lehrer nach einem kleinen Stepptanz gefragt, aber da ich dieses Jahr leider keine Schüler vom VTC habe, und ich nur eine Woche Vorbereitungszeit hatte, habe ich mich dafür entschieden wenigstens einen kleinen Chachacha Tanz zum Besten zu geben. Also habe ich mir ein paar Freunde geschnappt, mir die Grundschritte aus den Untiefen meines Gehirns gekramt und loslegt. Da die erste Probe mit Musik jedoch erst am Morgen des Auftrittes war (während wir eigentlich in der Messe sein sollten, die wir dann geschwänzt haben… pssst…), lief der Auftritt nur halbwegs gut, aber das machte keinem so wirklich was aus, da es für viele das erste mal war, dass sie es getanzt oder gesehen hatten…

Am Ende des Tages wurde dann de Gewinner bekannt gegeben. Mit nur wenigen Punkten Vorsprung gewann das Haus „Rwenzori“, welches danach wild tanzte, sang und trommelte. Als Preis wurde dann eine Ziege, ja ihr lest richtig, eine Ziege überreicht, welche dann irgendwann für die Schüler geschlachtet wird, um in das sonst recht eintönige Essen der Schule etwas Abwechslung zu bringen.

Das Siegerfoto!!!

Ich halte mich gerne an Nietzsche mit dem Motto: “Man muss das Leben tanzen” und vergesse dabei komplett, dass ich eigentlich vor hatte, ein paar meiner Schritte mit euch zu teilen. Nach einigen Sprüngen und Drehungen habe ich mich jetzt endlich mal wieder dazu entschlossen, euch von meinen Erfahrungen im fernen Bombo zu berichten…

Mubeere Bulungi,

Charlotte