Charlotte in Uganda

12 Monate in der "Perle Afrikas"

1:4.000 – Vom Euro zum Ugandan Shilling

Eine 1,5h Taxifahrt im Kleinbus nach Kampala gefällig? Das macht dann 4.000 Shilling…

Kurz umrechnen..Momentmal ist das nicht nur 1 Euro…? Jaa exakt! Genauso verblüfft waren Klara und ich auch. Da ist selbst eine Kugel Eis in Deutschland teurer und die genießt man nur 5 Minuten…
250g Butter: 3.200 USH
12 Flaschen Soda: 9.000 USH
1 Sonnenkappe: 7.000 USH
1 Tube Zahnpasta: 2.000 USH

Ein Taxi in Uganda…

Im ersten Moment denkt man zwar noch: was für riesige Zahlen. Aber nachdem man es durch 4.000 geteilt hat, ist der Gedanke von den hohen Preisen im nu verschwunden und man ist nur noch verblüfft, wie preiswert manche Dinge sind.

An die Preise gewöhnt man sich schnell und das Umrechnen vergeht. Aber die Unsicherheit im Handeln bleibt. Vorerst! „Bin ich nicht unhöflich, wenn ich so weit mit dem Preis runter gehe?“, „Woher weiß ich wo man handelt und wo nicht?“, „Wie geht Handeln überhaupt?“.
Et Voilá! Und schon entpuppt man sich als unwissender Mzungu.

Mzungu? Das sind wir, die Weißen. Auf den Straßen rufen uns die kleinen Kinder: „Bye, Mzungu!!!“ zu und winken strahlend und wenn über uns geredet wird fällt das Wort ebenso. Wir werden vor allem so genannt, wenn uns jemand rufen will, der unsere Namen nicht kennt.
Ebenso werden wir auch manchmal „nnyabo“ genannt, was nichts anderes heißt als „Frau“. Jede Frau hier wird als „nnyabo“ und jeder Mann als „ssebo“ bezeichnet. Ein Gespräch verläuft dann also in etwas so:

„Good morning, ssebo, how are you?“
„I’m fine, nnyabo. How are you?“

Generell kann man, so finde ich, behaupten, dass die Menschen hier sehr freundlich, hilfsbereit und respektvoll mit uns und miteinander umgehen. Durch „nyabo/ssebo“ bekommt man das Gefühl persönlich angesprochen zu sein, auch wenn der eigene Name nicht fällt und meiner Meinung nach wertschätzt es auch einen als Person, dass man nicht als irgendein anonymer Mensch angesehen wird, den man zuvor noch nicht kannte. Es bringt das ganze Gespräch auf eine persönlichere Ebene. Ebenso kommt es recht oft vor, dass ich als „Madame“ oder als „Auntie“ bezeichnet werde. Dies kommt vor allem bei Schülern in meinem Alter vor, die meinen Namen noch nicht kennen. Es ist ein Ausdruck von Respekt. Generell wird der Ausdruck „Auntie“ recht häufig benutzt. Dass derjenige aber nicht wirklich mit einem Verwandt ist, stört dabei nicht wirklich.
Die Hilfsbereitschaft zeigt sich auch darin, dass wenn man nach jemandem sucht und fragt, man nicht nur ein stumpfes Schulterzucken als Antwort bekommt, sondern man sogar Hilfe in der Suche nach demjenigen bekommt. Weitaus mehr Mühe wird sich dann gemacht, als man eigentlich erwartet hat.
Zudem wird hier auch sehr großzügig geteilt. Überall wird einem Essen vom eigenen Teller angeboten. Und wenn man dankend ablehnt kann es gut vorkommen, dass sich die Person dann persönlich angegriffen fühlt. Alles nicht so einfach. Vor allem nicht, wenn man sich erst fünf Minuten davor den Magen vollgeschlagen hat.
Also ein Fettnäpfchen nach dem anderen. Aber alles nur halb so schlimm, denn wenn man einen Fehler gemacht hat, wird es einem durch die direkte Art der Ugander recht schnell klar.
Jaja die direkte Art. Man kann es positiv oder auch negativ sehen. Man weiß immer woran man ist. Wenn man also, jetzt ein rein hypothetisches Beispiel, 5 Kilo in 3 Monaten zu nimmt, bleibt das demnach nicht ohne Kommentar: „You became fat these days“ hört man dann nicht gerade selten.

Wenn ich schon gerade dabei bin alle möglichen Arten aufzulisten, die benutzt werden um uns zu rufen, kann ich noch die aller häufigste nennen- und zwar unsere Namen.
Dass es für die Menschen hier nicht gerade einfach ist unsere Namen auszusprechen, war mir zwar bewusst, aber welche neuen Namen dann entstehen hätte ich nicht gedacht.
Hier ein paar Beispiele der Varianten von Charlotte:
Shallot
Charrot
Shaloni
Sharon

Hierbei sieht man schon, dass „L“ und „R“ für manche Baganda (der größte Stamm in Uganda) hier sehr schwer zu unterscheiden ist. Klara wird demnach oft „Klala“ genannt.
Für mich und auch für Klara ist dies oft sehr amüsant. Der „Brother“ wird zum „Blother“, die „road“ zur „load“ und die „camera“ zur „camela“. Der witzigste „Verdreher“ ist meiner Meinung nach, ist jedoch der der Wörter „pray“ und „play“. In der Kirche wird „geplayed“ und auf dem Fußballplatz „geprayed“. Wenn dir dann also jemand erzählt, dass sein Hobby „to play“ ist, bringt dir das im ersten Moment nicht gerade viel, da du nicht weißt, ob derjenige jetzt einen „Verdreher“ von „L“ und „R“ gemacht hat oder nicht. Dann heißt es also nachfragen: „Do you mean the real playing or do you mean the praying in the Bagandan way?“. Dann wird erstmal gelacht und als Antwort bekommt man dann meistens: „I’m not stupid, I know how to talk.“

Was gibt’s schon groß zu kommentieren: Ich beim Melken

Nach 4 Monaten kann ich also behaupten, dass ich ein Stück gelernt habe die Menschen hier, deren Verhaltensweisen und deren Kultur zu verstehen, zu akzeptieren und wertzuschätzen. Doch wenn man die rosarote Brille absetzt, sieht man natürlich auch: „Es ist nicht immer ein Vergnügen, sich zu fügen.“. Bei Themen wie Homosexualität und Gewalt als Mittel zu Erziehung treffen Klara und ich oft auf Widerstand in Diskussionen. Dadurch haben wir recht schnell begriffen, dass es Unterschiede gibt, bei denen es einem schwerfällt diese nachvollziehen oder verstehen zu können. Nach manchmal mehrstündigen Diskussionen ist man des Redens erschöpft, aber Klara und ich geben die Hoffnung nicht auf, dass wenn auch nur ein Funke beim Gegenüber angekommen ist, es nicht vielleicht doch noch ein Feuer auslösen könnte. Ein Feuer des Verstehens, des Überdenkens und hoffentlich ein Feuer des Änderns!!!
Doch wie hat es Bismarck so schön formuliert:

„Verfallen wir nicht in den Fehler, bei jedem Andersmeinenden entweder an seinem Verstand oder an seinem guten Willen zu zweifeln.“

Ja, es ist nicht immer leicht in einer anderen Kultur zu leben , und das hat ja auch niemand gesagt, doch trotzdem kann ich behaupten, dass ich mich hier wohl fühle und Bombo für mich auch irgendwie ein zu Hause geworden ist.

Ich hoffe auch ihr fühlt euch wohl!

Eure Shaloni

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  1. Maria Gruber

    Hey Shaloni! Danke für den ausführlichen Beitrag, vor allem das Ende finde ich sehr spannend & gut reflektiert 🙂
    Liebe Grüße und bis bald!!

  2. Lena

    Nnyabo,
    ich hoffe du genießt die Zeit in Bombo in vollen Zügen!
    Luganda habt ihr beide hoffentlich schon ein bisschen lernen können. 🙂
    Beim Zwischenseminar in Sambia wünsche ich viel Spaß!
    Unser Seminar war der absolute Hammer!
    Nehmt euch die Zeit und schaut euch das Land auch etwas an. 🙂 Es lohnt sich!
    Sula bulungi!

  3. Simone Schliermann

    Liebe Charlotte
    Wir freuen uns auf den nächsten Beitrag, wie war denn der Don Bosco Tag?
    Wie war denn der Kampf der Häuser?
    Hier beginnt der Frühling und es wächst zunehmend alles mit Farbenpracht.
    Liebe Grüße aus Good Old Germany
    Mama

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