Es ist Ostersonntag, wir sitzen mit den Schwestern und Novizinnen beim Mittagessen. Wir drei Volontäre sollten uns um die Tischdeko kümmern und haben zu diesem Zweck ausgeblasene, mit Hasen bemalte Ostereier von einer der italienischen Schwestern bekommen. Claudine, eine Novizin aus Mali, schaut sich das gebastelte Osternest interessiert an. Ich erzähle ihr, wie Ostern in Deutschland gefeiert wird, und welche Traditionen und Symbole da so dazugehören.

Viel drumherum gibt es hier in Benin an Ostern nicht: Geschenke bekommen die Kinder an Weihnachten, es gibt keinen Osterhasen und somit auch keine versteckten Eier. Hier konzentriert man sich auf das Wesentliche, die Auferstehung Jesu. Die ganze Fastenzeit bereitet man sich darauf vor, wie in Deutschland auch verzichtet man hier auf Essen oder gibt Geld an die Armen. Mit den Foyermädels haben wir jeden Freitag anstelle des Rosenkranzes den Kreuzweg gebetet, die verschiedenen Stationen waren auf dem ganzen Gelände der Don Bosco Schwestern verteilt. Der beeindruckendste Kreuzweg war der am Karfreitag und dauerte, einer Messe inklusive, den ganzen Nachmittag. Die Stationen waren diesmal im ganzen Quartier verteilt, Ziel war die Kirche. Ganz vorne in der unglaublich großen Menschenmenge ging ein Mann, der mit Perücke und Dornenkranz Jesus darstellte. Er trug sein Kreuz und war umzingelt von Römern, die mit ihren Peitschen nach ihm schlugen.

Die Station, in der Veronika kommt und Jesus das Tuch gibt, mit dem er sich das Gesicht abwischt, habe ich sehr gut gesehen. Schnell wurde ich wieder durch die große Menschenmasse von den Schauspielern weggeschoben, man konnte kaum einen Fuß vor den anderen setzen und wurde gleichzeitig von der Menge mitgeschoben.

Ein Auto mit Lautsprechern war Teil der Prozession, Gebete und Gesänge wurden somit übertragen. Das Ende des Kreuzwegs fand bei der Kirche statt, auch hier haben die Schauspieler ganze Arbeit geleistet, bevor es mit einer zweieinhalb stündigen Messe weiterging.

Am Karsamstag erlebte ich eine unglaublich tolle (und lange ->3,5 Stunden) Osternacht! Der Ablauf war ganz ähnlich wie in Deutschland, am Anfang wurde das Licht der Osterkerze weitergegeben, danach folgten einige Lesungen, sowohl auf Französisch als auch auf Fon. Kurz bevor die ältere Frau neben mir einschlief, drehte der Chor so richtig auf, in kürzester Zeit waren alle auf den Beinen, jubelten, sangen lauthals mit, klatschten und warfen die Arme in die Höhe. Das Witzige war, dass auf einmal der als Jesus verkleidete Schauspieler, der ja am Vortag erst „gekreuzigt“ wurde, im Altarraum auftauchte und den Menschen, die völlig ausrasteten, zuwinkte. „Jesus ist auferstanden!“ rief der Pfarrer, „Jesus leeeeebt!“ schrie die Menge zurück. Diese Rufe wurden immer wieder in die restliche Messe miteingebaut. Das Leben, die Auferstehung, der Sieg über den Tod, das alles wurde in diesem lebendigen Gottesdienst dadurch so richtig schön ausgedrückt.

Sonntags gab es eine recht feierliche Messe am Vormittag, am Nachmittag war Zeit, im Foyer mit den Mädels zu feiern. Wir haben ein großes Spiel organisiert, das den Mädels auch richtig gut gefiel (das sogenannte „Chaosspiel“ 🙂 ).

Am Abend gönnten wir Volos uns zur Feier des Tages einen Ausflug in den Supermarkt um die Ecke, in dem wir uns mit vielen Keksen, Cola und einer großen Schachtel Vanilleeis eindeckten, um Ostern in unserer WG zusammen zu feiern-was für ein Fest!

Es ist fast schon Tradition, dass ungefähr halb Cotonou am Ostermontag an den Strand geht. Bis dorthin haben wir es zwar nicht geschafft, trotzdem haben wir einen super coolen Tag mit Freunden verbracht. Bei Bekannten von ihnen wurden wir eingeladen und bekamen wieder mal die beninische Gastfreundschaft zu spüren. Ein Brauch ist es zum Beispiel, dass den Besuchern als aller erstes eine Schüssel mit Wasser zum Trinken gereicht wird. Es wurde Maisbrei mit Fisch und Chili für uns zubereitet, wir haben viel getanzt und einfach einen schönen Tag verbracht.

Ich hoffe, auch ihr habt schön Ostern gefeiert! Die Bilder, die ihr mir von euren Osterkörben geschickt habt, haben mich auf jeden Fall einen kurzen Moment neidisch werden lassen, aber: alles zu seiner Zeit 🙂 . Genießt die ersten Farbklekse, die im Garten wieder auftauchen, und essts a paar Schokoeier für mich mit, des wär a feine Sache 🙂

Liebe Grüße aus dem noch trockenen Cotonou (bevor dann die große Regenzeit kommt),

Eure Barbara