Jeden Sonntag Nachmittag ist Oratorium angesagt! Der Name beschreibt die Erziehungseinrichtungen Don Boscos, in denen er den Kindern nicht nur Platz zum Leben, Beten und Lernen bot, sondern auch zum Spielen und Erholen. Somit wollte Don Bosco die Grundbedürfnisse junger Menschen abdecken.

Sonntags ab 15 Uhr füllt sich der Pausenhof der Schule auf dem Schwesterngelände mit gut 150 Kindern aus dem Quartier und dem Mädchenheim. Einige Schwestern und Animateure sind schon da und bereiten die Aktivitäten vor, es werden Bastelsachen und Spiele aus dem Lager geholt. Es wird laute Musik abgespielt, und die Stimmung ist jetzt schon richtig gut! Ein paar Jungs schlagen Räder und stellen andere akrobatische Kunststückchen zur Schau, einige Mädels tanzen zur Musik. Sobald alle da sind und alles vorbereitet ist, sagt eine Schwester noch ein paar Worte und gibt den Kindern einen kleinen Gedanken mit (zum Beispiel über respektvollen Umgang miteinander).

Anschließend wird noch ein Gebet gesprochen und dann kann es losgehen! Die Kinder haben eine große Auswahl: Basteln mit Papier, Tanz, Fußball, Theater, Frisieren, Perlenbasteln, Häkeln, Basketball, Lego, Puzzeln, Brettspiele,… für jeden ist was geboten. Ich darf die Kinder begleiten und bin beim Perlenhalsketten machen, puzzeln oder Armbänder machen dabei.

Nicht nur die Kleinen dürfen zwei Stunden richtig Kind sein, auch ich genieße es total! Ich weiß nicht, wann ich vor meinem Freiwilligendienst das letzte Mal ein Mandala ausgemalt oder ein Armband geknüpft habe. Gerade in der zwölften Klasse war mit meinem Abi ziemlich viel los, und auch danach hatte ich bis zum Abflug immer Programm. Es war total schön, ich habe coole Sachen erlebt und einen Haufen Zeit mit meinen Freunden verbracht, aber viel Zeit zum kreativ sein, zum einfach nur dahocken und chillen war nicht dabei. Und genau das tut mir so gut hier! Daheim wäre es ohne einen Terminkalender nicht mehr gegangen, hier brauche ich keinen. Unter der Woche verbringe ich hier zwar echt viel Zeit mit meinen Jugendlichen oder den Foyermädels, aber trotzdem ist es insgesamt echt gechillt. Ich habe genug Zeit, über alles, was mich hier beschäftigt, nachzudenken und das zu verarbeiten. Von dem her geht es mir echt gut. Inzwischen habe ich auch das Gefühl nach diesen zweieinhalb Monaten, die wie im Flug vergingen, richtig angekommen zu sein. Ich habe schon ganz viel gelernt, kenne mich in der Stadt und auf dem großen Markt zum Teil schon ganz gut aus und blicke ein bisschen mehr durch in diesem riesigen komplexen Haufen, in den ich hier reingeraten bin.

Liebe sonnige Grüße an euch,

Eure Barbara