Und so schnell vergeht die Zeit, schon steht Weihnachten vor der Tür.
Mittlerweile leben wir zu 5. in unserer WG. Luca hat rechtzeitig zur Weihnachtszeit ihr Visum bekommen und verbringt nun die nächsten Monate mit uns.
Bevor ich jetzt aber von der Adventszeit hier in Vijayawada erzähle, möchte ich noch vom Childrensday berichten. Dieser wir am 14. November gefeiert und die Kinderrechte stehen im Mittelpunkt. Es ist ein Tag, um alle Kinder wertzuschätzen und zu feiern. Mit den Jungs im Shelter haben wir ein paar Tage davor kleine Spiele veranstaltet wie Topfschlagen, Eierlauf, Sackhüpfen und Reise nach Jerusalem. Den Childrensday haben wir dann auch im Open Shelter mitgefeiert. Die Gewinner von den Spielen haben von uns kleine Geschenke bekommen und Sponsoren haben nützliche Dinge wie Kissen und Decken gesponsert. Zum Dank wurde ihnen ein Tuch um die Schultern gelegt (indische Tradition) und es wurden wirklich viele Bilder geschossen.



Nun zurück zum eigentlichen Thema: Obwohl bei über 30 Grad nicht wirklich Weihnachtsstimmung aufkommt, haben wir unser Bestes gegeben. Wir haben einen Adventskranz gebastelt, mit den Jungs im Shelter Weihnachtssterne geklebt und Plätzchen gebacken. Weil es hier eigentlich keine Öfen gibt, haben wir unseren Sandwichmaker dafür verwendet, die Plätzchen waren aber trotzdem wirklich lecker.



Am Nikolaustag haben wir dann Engjell als Nikolaus verkleidet und sind zum Open Shelter gefahren. Dort wurde ein kleiner Text vorgelesen und die Kinder haben zwei Tänze aufgeführt. Im Anschluss hat der Nikolaus Süßigkeiten, Stifte und Mandarinen verteilt. Weil diese Aktion ein voller Erfolg war, haben wir dann auch verspätet im Deepa Nivas und im Chiguru Nikolaus gefeiert. Kurzerhand haben wir neben dem Nikolausoutfit auch ein Engel- und zwei Kramperlkostüme gebastelt. Dann haben wir für die insgesamt fast 200 Kinder noch einen Obststand mit Mandarinen leer gekauft und sind losgezogen. Obwohl wir überall kurzfristig aufgetaucht sind, gab es immer Kinder, die spontan einen Tanz aufführen oder ein Lied singen konnten.




Mein persönliches Highlight im Dezember war mein 19. Geburtstag. An diesem Tag bin ich mit meinen Mitvoluntären in ein Restaurant zum Mittagessen gegangen und habe dann am folgenden Tag meinen Geburtstag im Open Shelter gefeiert. In Indien ist es üblich, am eigenen Geburtstag nicht Geschenke zu bekommen, sondern selbst zu schenken. Viele wohlhabendere Inder nutzen Geburtstage, Geburten oder Hochzeitstage, um zum Beispiel ein Mittagessen oder andere Sachen an ein soziales Projekt zu spenden. Ich habe einen Kuchen mitgebracht, der nach dem üblichen Geburtstagslied und Geburtstagswünschen an die Kinder verteilt wurde. In Indien gibt es eine besondere Cakecutting-Tradition. Wenn der Kuchen angeschnitten wird, wird das Geburtstagskind mit Kuchenstücken gefüttert. Das ist wirklich eine sehr nette Tradition, außer natürlich, man bekommt von seinen Mitvoluntären den Kuchen ins Gesicht geschmiert:)


Am 19.12 haben wir Semi-Christmas (eine Vorweihnachtsfeier) im Open Shelter gefeiert. Das ganze Gebäude wurde mit Lichterketten und Girlanden geschmückt. Die Jungs haben ein Krippenspiel aufgeführt und mehrere Tänze präsentiert, darunter auch ein traditioneller Tanz mit Stöcken (von dem ich leider den Namen vergessen habe). Auch wir haben einen kleinen Tanz aufgeführt und „Oh du fröhliche“ gesungen. Danach sind wir nach draußen gegangen zur im Vergleich zu Deutschland riesigen, mit viel Dekoration beschmückten Krippe. Dabei findet man in Krippen auch ungewöhnliche Dinge wie einen Pool oder Straßen mit Autos. Das Jesuskind wird während einer Zeremonie in die Krippe gelegt und die ganze Krippe wird eingeweiht, indem wie bei einer Straßeneinweihung ein Band durchgeschnitten wird. Im Anschluss gab es Geschenke für die Kinder. Den ganzen Vormittag über wurde auch schon fleißig gekocht und zum Mittagessen gab es Byriani (eine spezielle Art von Reis), Hähnchen und Fisch. Für die Jungs, die sonst kaum Fleisch zu essen bekommen, war das etwas ganz Besonderes.






Am 21.12 war dann Semi-Christmas im Chiguru. Alle Kinder vom Chiguru, dem Deepa Nivas, dem Vimukti und auch einige Kinder aus den Communities waren da. Mit den anderen Mitarbeitern waren an die 600 Menschen versammelt. Die Kinder aus dem Open Shelter durften leider nicht dabei sein, aus Angst, sie in der Menge zu verlieren. Eben deshalb gab es im Shelter ja auch eine extra Weihnachtsfeier. Der Polizeichef und der Bürgermeister waren Ehrengäste und wurden mit Trommelmusik und Blumen empfangen. Auch hier wurde wieder die Krippe eingeweiht und ein Weihnachtskuchen angeschnitten. Danach haben sich alle in einem großen Saal versammelt und die Kinder und auch wir Voluntäre haben nach den obligatorischen Reden Weihnachtstänze aufgeführt. Es gab auch einen verkleideten Weihnachtsmann, der durch die Menge gelaufen ist und mit den Fathers einen Sketch aufgeführt hat. Zum Abschluss gab es Mittagessen für alle und für die Kinder auch ein Eis.



An Heiligabend haben wir eine kleine Adventsstunde bei uns abgehalten mit Lebkuchen, gebrannten Mandeln, Mandarinen und Kinderpunsch. Weil es hier keine Tannen gibt, haben wir unsere Topfpflanze als Weihnachtsbaum dekoriert. Mit einer Mitarbeiterin und Freundin von uns waren wir vor ein paar Tagen losgezogen
zum Christmasdress-shopping. Mit unseren neuen Kleidern, viel Schmuck und Mehendi (Handmalerei) sind wir dann in die Christmesse gegangen. Diese findet im Freien statt, beginnt um ca. 23 Uhr und dauert dann 2-3 Stunden. Es gab eine Band mit Trommelmusik und einen Chor und es wurde ganz viel gesungen. Die Predigt hat fast eine Dreiviertelstunde gedauert, unvorstellbar in Deutschland. Insgesamt waren über 300 Menschen da um zu singen und zu beten, alle bunt und festlich gekleidet.





Der Abschluss unserer Weihnachtsfeierlichkeiten war in der Tadepalli-Community. Dort haben wir mit den Kindern einen Weihnachtskuchen gegessen und ein paar Weihnachtslieder gesungen.

Bevor mein Blogeintrag jetzt wirklich zu lang wird, wünsche ich etwas verspätet fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
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