Hallöchen ich bin´s mal wieder,

mein letzter Blogeintrag ist vier Wochen her und jetzt hab ich endlich die Zeit gefunden, den nächsten zu schreiben. Wie letztes Mal versprochen geht es hier vor allem ums Essen und meinen Alltag.

Also beginnen wir mit dem Essen: An den Wochentagen esse ich im Maison de l´Espérance. Dort gibt es meistens afrikanisches Essen. Zum Beispiel Pâte rouge. Das ist ein, aus Maismehl gefertigtes, „purée“, in das Tomaten gemixt sind. Dazu gibt’s eine Tomaten-Zwiebel-Soße mit Piment (scharfe, kleine, dicke Peperoni). Zu jedem Essen wird auch eine grüne, scharfe Paste hingestellt, die aus Piment gemacht ist. So kann jeder selbst entscheiden, ob und wie scharf er sein Essen will. Ich kann´s nur empfehlen, mir schmeckt die Paste richtig gut. Aber sie ist definitiv mit Vorsicht zu genießen. Ein weiteres wichtiges Grundnahrungsmittel sind kleine weiße Bohnen. Aus deren Mehl werden in Fett ausgebackene Küchle gemacht. Oder die Bohnen werden zu einer Soße verarbeitet und mit Brot gegessen. Sehr lecker. Natürlich gibt’s auch Reis in allen möglichen Variationen.IMG_1525

Jeden Samstagabend esse ich bei den Mädels im Foyer. Dort gibt’s meistens Reis, den ich ganz traditionell mit den Fingern der rechten Hand esse. Dabei werde ich regelmäßig von den Mädels ausgelacht, die das ja so viel besser können als ich, an Besteck gewohnter, Europäer. Aber ich muss sagen, mit der Hand zu essen macht viel mehr Spaß. 😉 So, natürlich gibt es hier nicht nur warmes Essen, sondern auch ganz viele Früchte. Ananas, Papaya, Bananen, Melonen und vieles mehr. Und die schmecken viel intensiver als bei uns. Unvergleichlich! (Ja, ich will euch grad definitiv neidisch machen!) Aus den Früchten werden tolle Säfte gemacht. Ananas-, Zitronen- und Orangensaft. Und natürlich Bissap. Der wird aus einer Art Hibiskus-Blüte gemacht, ist rot wie Traubensaft, gibt unglaubliche Flecken, aber ist das Risiko eindeutig wert.

All diese Dinge kann man so ziemlich überall kaufen. An jeder Straße gibt es Verkaufsstände, die Früchte, Säfte, Brot oder warmes Essen verkaufen. Wenn man eine richtig große Auswahl möchte, gibt’s natürlich noch den Markt. Der Markt in Cotonou ist der größte Westafrikas. Dem entsprechend geht’s da auch zu. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Von lebenden Hühnern, die auf einem Korb fixiert sind, über Kunsthaar, bis hin zu Körperpflegeartikeln. Als ich das erste Mal den Markt betreten habe, war ich geradezu erschlagen von den ganzen Eindrücken. Und noch immer muss ich ganz arg aufpassen, dass ich mich nicht verlaufe. Es ist sehr hilfreich mit Franzi auf den Markt zu gehen. Sie arbeitet in der Baraque SOS, die sich mitten auf dem Markt befindet, und kennt sich so mittlerweile echt gut aus. Wobei sie uns auch immer wieder mit, auf dem Markt gefundenen, Köstlichkeiten überrascht.DSCN4734

Auf dem Markt gibt es auch ganz viele Läden mit Stoffen. Dabei lautet das afrikanische Motto: „Bunter geht´s immer!“. Es gibt eine Riesen-Auswahl und ich hab auch schon kräftig zugeschlagen. Mit den Stoffen geht man dann zur/zum Schneider(in) und entscheidet spätestens dann, was man aus ihnen machen will. Ich hab mir jetzt schon einen Boba (gesprochen Bomba, ein traditionelles Gewand, tragen die Frauen hier im Alltag und auch zu Festen), eine Hose, ein Kleid, einen Rock und einen Boubou (ebenfalls ein traditionelles Gewand) machen lassen. Es ist jedes Mal eine Überraschung, wie die Kleider werden. Darum ist jeder Besuch bei der Schneiderin ein Erlebnis und ich fühl mich immer als hätte ich Geburtstag.

Wie ich bereits letztes Mal erzählt habe, haben die Schwestern auch eine Schneiderei, wo einige Mädchen ausgebildet werden. Zu dieser Schneiderei gehört die „Boutique Rose“. Sie liegt in einem anderen Teil von Cotonou und ist ein kleiner Laden, in dem die Produkte der Schneiderei, wie zum Beispiel Schmuck, Taschen und eingebundene Bücher, verkauft werden. Ich kann in diesem, zwei Quadratmeter großen, Laden locker eine Stunde verweilen. Darum ist es ganz gut, dass wir die bis jetzt erst einmal besucht haben. Wie ihr seht entdecke ich so langsam die Plätze, wo ich Geld ausgeben kann. 🙂DSC_0034

Aber auch bei meinem Arbeitsplan hat sich n bissel was verändert. Ich arbeite immer noch jeden Vormittag im „Maison du soleil“. Ich hab in den letzten vier Wochen echt viel über Babys gelernt. Vor allem in den letzten zwei Wochen. Denn da war eine Französin da und hat mit den Tatas (Höflichkeitsanrede (wie Madame), Erziehrinnen) Fortbildungen gemacht. Außerdem hat sie am Alltag im „Maison du soleil“ teilgenommen und so hab ich einige interessante Gespräche mit ihr geführt. Auch sind mir dadurch einige Unterschiede in der europäischen und afrikanischen Kindererziehung aufgefallen. In Benin legen die Mütter und Tatas sehr großen Wert darauf, dass das Kind relativ früh (mit sechs Monaten) sitzen kann. Im Gegensatz dazu weiß ich von der Französin, dass in Europa ein Kind normalerweise mit neun Monaten sitzt. Auch geht man hier mit einem Kind, das mit 18 Monaten noch nicht selbstständig laufen kann, ins Krankenhaus. Ich habe gelernt, dass bei uns in Europa ein Kind zwischen 14 und 18 Monaten laufen lernt. Außerdem hat mir meine Mama beigebracht, dass eine lange Krabbelzeit gut für die Entwicklung des Gehirnes sei. Wie ihr seht, lerne ich hier viele verschiedene Sichtweisen kennen und kann diese mit meinen eigenen Erfahrungen, die ich hier zu Hauf mache, vergleichen und ergänzen.DSC_0030

Jeden Mittwochmittag haben wir Réunion im „Maison du soleil“. Das heißt, die Babys sind bei ihren Mamas und die Erzieherinnen, die Krankenschwester, der Direktor, Stefanie (die Praktikantin), die ganzen anderen Mitarbeiter des „Masoin du soleil“ und ich treffen uns und reden über die letzte Woche, anstehende Termine, positive Ereignisse und Probleme mit den Müttern oder Probleme zwischen Mutter und Baby. An diesen wöchentlichen Treffen nehme ich sehr gerne teil, da ich so einen noch besseren Einblick in die Hintergründe bekomme. Außerdem kann ich auch meine eigenen Erfahrungen, Beobachtungen und Ideen miteinbringen, die ich dann auch gleich am nächsten Tag umsetzen kann.

So, ich arbeite mittlerweile nicht nur dienstags, sondern auch donnerstags im Foyer. Es hat sich gezeigt, dass ich den Mädels am meisten in Mathe helfen kann und so verbringe ich die Nachmittage oft mit Rechnen und dem Lernen mathematischer Begriffe in französischer Sprache. Es wird euch wahrscheinlich nicht wundern, dass mir das echt Spaß macht.

Den Freitagmittag gestalte ich zusammen mit Nathi die „Activit é Culturelle“ im „Maison de l´Espérance“. Das heißt, wir starten mit den Jugendlichen verschiedene Aktionen. Bis jetzt haben wir Pantomime gespielt, Begriffe erklärt und Sandbilder gemacht.
Alles in Allem ist mein Arbeitstag jetzt richtig abwechslungsreich und ich leb mich immer besser ein. Was vor allem auch an meinen Mitvolontären liegt. Wir verbringen die witzigsten Abende zusammen, quatschen, lachen und fangen uns gegenseitig auf, wenn es uns mal nicht so gut geht. Dafür ein kleines (fettes) Dankeschön.

So jetzt hab ich mich nicht gerade kurz gefasst. Also Respekt, wenn ihr´s bis hierhin geschafft habt. Ich freu mich natürlich über eure Kommentare und sag tschüss, bis zum nächsten Mal.

Eure Anna

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