Hallöle,

hier geht’s weiter 🙂 Jetzt wisst ihr über meine Reise in den Norden Bescheid.  Es gibt aber noch so viel mehr zu erzählen. Seit Mitte Januar ist unser männlicher Volontär Simon wieder in Frankreich. Auf der einen Seite ist es schade, dass er nicht mehr da ist. Auf der anderen Seite machen wir hier jetzt nochmal ganz neue Erfahrungen. Vielleicht noch mehr unsere eigenen. Simon hat uns am Anfang viel gezeigt und mir den Einstieg sehr erleichtert. Jetzt da er weg ist, kann ich nicht mehr einfach Simon fragen, sondern muss das jetzt selbst hinbekommen. Nach den zwei Monaten, die seitdem ins Land gegangen sind, kann ich sagen, es klappt ganz gut 😉 Auch unserer kleine WG hat sich neu geordnet und für das, dass hier vier Mädels auf einem Haufen leben, kommen wir echt super miteinander klar 😉
Es ist echt gruselig. Diese zwei Monate gingen so schnell vorbei und gleichzeitig ist so viel passiert, von dem ich noch gar nicht glauben kann, dass es schon wieder so lange her ist. Also der Reihe nach.

Wie ich zum ersten Mal ganz traditionell gekocht habe. IMG-20170123-WA0017

Bei den Schwestern kochen wir immer mal wieder sonntags. Fast immer sind das aber deutsche Gerichte wie Käspätzla oder Knödel. Einmal haben wir sogar Igname pilée gemacht. Aber die Möglichkeit so richtig traditionell auf der Feuerstelle zu kochen, haben wir erst jetzt bei einem Arbeitskollegen gehabt, als wir „Pâte rouge“ gekocht haben. Vielleicht erinnert ihr euch, in meinem zweiten Artikel habe ich den mal erwähnt. „Pâte rouge“ besteht aus Maismehl, ganz viel Öl, Tomatenmark, Zwiebeln, Knoblauch und noch vieles mehr. Und das alles ist echte Handarbeit! Denn über dem Feuer braucht man zum Kochen schon mindestens zwei Stunden. Das Ergebnis schmeckt aber auch umso besser. Vor allem, da wir traditionell mit der Hand und von einem gemeinsamen Teller gegessen haben 🙂

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Wie mich der Sporteifer gepackt hat.

Unter uns Volontären haben wir schon das ganze Jahr über mal mehr, mal weniger Basketball gespielt. Seit kurzem haben wir jetzt sogar einen Trainer. Und der ist sowas von motiviert, so dass der dreimal in der Woche zu uns kommt und uns IMG-20170314-WA0000trainiert. Und weil das ja noch nicht reicht, treffen wir uns jeden Samstag in aller Herrgottsfrühe (7:15 Uhr 😉 ) im Stade de l´amitié (Sportplatz, Stadion), um mit den anderen Basketballbegeisterten zu spielen. Und davon gibt es viele. Denn jeden Samstagmorgen hat man das Gefühl, dass sich ganz Cotonou zum Sportmachen versammelt. Menschenmassen strömen zum Stade, spielen Fußball, machen Karate, Gymnastik, Leichtathletik oder eben wie in unserem Fall Basketball. Und das alles unter freiem Himmel und bei immer heißer werdenden Temperaturen. Ich muss sagen bei so viel Feuereifer kann ich gar nicht anders als begeistert mitzumachen 😉 Und das Tolle an dem Ganzen ist, dass wir so auch viele Jugendliche in unserem Alter kennen lernen. Bei der Arbeit sind die Kollegen in der Regel min. fünf Jahre älter und für die Jugendlichen sind wir die Respektperson „Tata“. Hier dagegen sind wir nur vier junge Mädels, die gerne Sport machen. Okay, unsere Hautfarbe lässt uns schon n bissel rausstechen, aber mittlerweile sind wir im Stade etwas bekannter und die Hautfarbe tritt etwas in den Hintergrund.

Nicht nur für Basketball hat mich der Sporteifer gepackt, sondern letztens auch für einen Marathon. Ja richtig gehört. Ich habe bei einem Marathon mitgemacht!!! Der Marathon war anlässlich des Don Bosco Festes und jeder, der Lust hatte konnte mitmachen. Alle Preaspirantinnen (die zukünftigen Schwestern) haben mitgemacht und eben auch wir Volontäre. Der  Marathon ging durch Cotonou und eigentlich dachte ich, dass der min. 10 Km lang sein wird. Darum habe ich meine Kräfte auch sehr eingeteilt und, wie man hier sagt, sehr doucement (langsam) gemacht. Was dazu geführt hat, dass ich als Letzte durchs Ziel kam. Und im Ziel dann erfahren habe, dass die ganze Strecke nur 5 km lang war. Naja, da lässt sich nur sagen, dabei sein ist alles 😉

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nachher

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vorher

 

Wie ich den Äquator überquerte und auf die Südliche Halbkugel flog.

Ich kann es immer noch nicht ganz glauben, aber mittlerweile ist schon die Hälfte meines Jahres hier rum. Unglaublich oder? Es ging jetzt echt schnell. Tja, und da ich jetzt schon bei der Hälfte angekommen bin, wurde es langsam Zeit fürs Zwischenseminar. Nach der Hälfte jedes Freiwilligendienstes wird von Don Bosco ein verpflichtendes Seminar organisiert. Dieses Jahr fand es in Sambia statt. Das war erstens richtig cool, weil ich so noch ein anderes afrikanisches Land sehen durfte, zweitens bin ich auch so richtig aus meinem Projekt rausgekommen und konnte das ganze mal mit Abstand betrachten. Jetzt aber mal alles der Reihe nach. Am 03. Februar sind wir über Johannesburg nach P1010263Lusaka (die Hauptstadt von Sambia) geflogen. Dort fand unser Zwischenseminar im Provinzial Haus der Salesianer statt. Sambia ist eine ehemalige britische Kolonie und so ist die Amtssprache Englisch und es gibt zum Frühstück Toast und Erdnussbutter. Ich habe also meine Brocken Englisch ausgepackt und mich überraschender Weise ganz gut verständigen können. Die meiste Zeit konnte ich aber nach Herzenslust deutsch reden, da zu diesem Seminar alle Don Bosco Volontäre, die in Afrika arbeiten, kamen. Nun fragt ihr euch bestimmt, was wir denn so alles gemacht haben. Tja, vor allem haben wir geredet! Wir haben uns gegenseitig unsere Projekte vorgestellt, über unsere Erfahrungen diskutiert, uns über unsere Probleme ausgetauscht und ganz viel gelacht. Es kam richtige Benediktbeuernstimmung auf 😉 Dank unseren zwei Seminarleitern, wurden wir auch noch mit feinster deutscher Schokolade und druckfrischen Zeitungen versorgt.
Der Austausch mit den anderen, zu erkennen, dass sie oft die gleichen Probleme haben wie ich und gleichzeitig aber auch zu merken, wie viel Glück ich mit meinem Projekt habe, hat diese Woche so unglaublich wichtig und bereichernd für mich gemacht. An dieser Stelle ein großes Dankeschön, an alle die diese Woche mit mir geteilt haben.

Wie ich klatschnass vor einem Weltwunder stand und meinen Augen nicht trauen konnte.

Nach dieser Woche voller Aktionen, Gespräche, netter Menschen und neuer Ideen war mein Kopf so voll, dass ich ziemlich urlaubsreif war. Da kam es gerade richtig, dass wir noch eine Woche frei hatten und in Sambia rumreisen konnten. Zusammen mit ein Paar der anderen Volontäre sind wir mit dem Bus nach Livingstone gefahren. Die Stadt liegt gP1010447anz im Süden von Sambia und ist wohl das Touristenziel schlechthin. Denn wenige Kilometer entfernt, liegen die Viktoria Fälle. Und die haben wir uns als waschechte Touristen auch nicht entgehen lassen.
Wenn ihr mich jetzt fragt, wie ich die Viktoria Fälle beschreiben würde, kann ich nur sagen: ATEMBERAUBEND!! So etwas habe ich noch nie gesehen und als ich komplett nass vor den Fällen stand, konnte ich nicht anders, als „what a wonderful world“ zu singen.

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Wie ich erkannte, dass Sambia nicht Benin ist und merkte, wie vertraut mir Cotonou geworden ist.

Wenn ich in Deutschland jemandem erzählt habe, dass ich einen Freiwilligendienst in Benin mache, kam ganz oft die Frage: „Wo?“. Wenn ich dann sagte Afrika, wurde meinem Gegenüber schon einiges klarer und er kramte sein gesammeltes Wissen über das „Land“ Afrika raus. Spätestens durch die kleine Reise nach Sambia ist mir klargeworden, Afrika ist ein Kontinent und bestehend aus vielen verschiedenen Ländern, voller unterschiedlicher Kulturen. Klar, IMG-20170220-WA0013es gibt gewisse Dinge, die ich in Benin, als auch in Sambia antreffe. Die Märkte sind sehr ähnlich, die Menschen haben die gleiche Hautfarbe und auch hier falle ich als Weiße ziemlich auf. Aber genau wie in Afrika gibt es auch in Europa verschiedene Länder, voller unterschiedlicher Kulturen, die sich trotzdem ähneln. Und doch würden wahrscheinlich viele Leute empört den Kopf schütteln, wenn ich sagen würde: „ob Deutschland oder Italien ist doch egal, ist doch eh alles Europa.“ Was ich euch hier sagen will, ist folgendes: Ich habe erst in Sambia gemerkt, wie vertraut mir gewisse Gepflogenheiten aus Benin geworden sind. Bei Gesprächen mit den Einheimischen ist mir immer wieder ein Wort auf Französisch oder Fon entwischt. Leider hat das dort niemand verstanden. Auch bin ich hier nicht nur wie ein Tourist behandelt worden, sondern habe mich auch voll so gefühlt. In Cotonou fühle ich mich trotz meiner Hautfarbe dazugehörig. Das ist mir bei der Heimreise aufgefallen, als ich vom Flughafen mit dem Motorradtaxi zu den Schwestern gefahren bin. Ich habe mit dem Taxifahrer ein paar Worte auf Fon gesprochen und habe gleich einen anständigen Preis bekommen. Also mein Résumé aus dem Aufsatz hier ist: Ich fühle mich hier bei den Don Bosco Schwestern, in Cotonou, in dem Land Benin, auf dem Kontinent Afrika immer mehr zuhause. Und das ist gut so!

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Respekt, dass ihr es bis hier her geschafft habt. Wenn ich einmal anfange zu schreiben, fallen mir immer noch so viele Dinge ein, die gar nicht alle in einen Blogartikel passen. Trotzdem hoffe ich, euch jetzt nach langer Zeit mal wieder ein kleines Update über mein Leben hier gegeben zu haben. Wie immer gilt, bei Fragen einfach melden. Ich antworte gerne 😉

Liebe Grüße,

Eure Anna