Annalus Jahr in Mumbai

Ein Freiwilligendienst im Shelter Don Bosco

Das Leben eines Volunteers

Alltag im Shelter: Ja, so etwas gibt es tatsächlich ;). Ab und zu kommt es dazu, dass mal alles normal läuft, dass die Jungs zur Schule gehen und wir unseren alltäglichen Aufgaben nachgehen.

In diesem Blogeintrag werde ich euch einen kleinen Einblick in mein Volunteersleben geben.

सुप्रभात दीदी (GOOD MORNING DIDI)

So etwas wie einen Wecker gibt es bei mir meistens nicht, dafür habe ich ja drei Schulen um mich herum, von denen mindestens 200 Kinder jeden Morgen ab um 8 schreiend auf dem Fußballplatz stehen und spielen. Der Platz ist natürlich direkt vor unserem Fenster und so komm ich schon manchmal zu einem ganz schmalen Grat zwischen „ICH HAU EUCH GLEICH ALLEN EINE REIN!“, und „Och wie schön, dass man so früh am Morgen schon lachen kann.“. Meistens trifft jedoch ersteres zu.

Ohne überfahren worden zu sein, kommen Lotta und ich um 9 im Shelter an, wobei wir immer abwechselnd zum halbstündigen Staffmeeting müssen. Derjenige, der nicht zum Staffmeeting muss, hat die Chance, mehr oder weniger heimlich was in der Küche zum Frühstück zu essen (wir könnten auch morgens im Provincial House essen, doch Schlaf ziehe ich schon vor).

Nach diesem Nervenkitzel startet die Reading-Time – alle Jungs, die Nachmittags zur Schule gehen und somit Vormittags im Shelter sind, stehen im Innenhof, jeder ein Buch in der Hand (reicht von Winnie Puuh bis zu Waffen des Zweiten Weltkriegs) und versucht, so laut wie möglich sein Buch vorzulesen. Das kann auch mal schnell ins Schreien umschlagen, sodass sie sich für 15 Minuten gegenseitig ihre Texte zuschreien. Meine Aufgabe ist es, bei der Aussprache zu helfen und darauf zu achten, dass auch jeder mitmacht.

Danach gibt es das morgendliche Assembly, bei dem Lotta und ich ab und zu eine Story in Hindi vortragen müssen. Ansonsten wird gebetet und gesungen. 10 Uhr startet die Studytime, in der ich einen Schüler in Englisch unterrichte. Mit viel World Map Quiz und anderen nützlichen Apps macht es ihm sogar manchmal Spaß, obwohl er als stinkend faul gilt und am liebsten schläft.

MITTAGSPAUSE

Wenn wir im Shelter das Essen für die Jungs verteilt haben, gehen wir in unsere eigene Mittagspause zurück zum Provincial House, wo wir essen und entspannen und ab und zu ein Eis oder ein Stück Kuchen essen gehen ;). Um 3 findet unser Hindiunterricht statt, in dem wir täglich neue Wörter und Sätze lernen.

शुभ संध्या दीदी (GOOD EVENING DIDI)

Und dann beginnt auch schon der  (indische) Abend! Die Verwirrung, ab 16 Uhr schon mit „good evening“ angesprochen zu werden, war anfangs ein bisschen komisch, doch mittlerweile hat man sich an diese Zeitverschiebung gewöhnt. Am Abend also spielen die Jungs erst einmal Fußball und Hockey mit einem Trainer. Mit den nicht so Sportbesessenen spielen wir dann Fangen oder werfen uns Bälle zu. Danach bringen wir unsere eigenen Projekte ein: Ich gebe dreimal die Woche Klavierunterricht für sechs Jungs und Lotta trainiert mit weiteren sechs Jungs Vertikaltuch. Das ist natürlich immer ein riesen Highlight und es kommt schon öfter zu Streit, wer jetzt zu Anna Didi und Charlotte Didi gehen darf.

18:30 Uhr verteilen wir Tee und Kekse an die Jungs, setzen uns zu ihnen und stibitzen auch mal den einen oder anderen Keks, wenn er uns nicht schon vorher in den Mund geschoben wurde.

शुभरात्रि दीदी (GOOD NIGHT DIDI)

Danach ist unser „Arbeitstag“ vorbei, doch wir bleiben immer gerne länger im Shelter, bringen Abendsessions ein (Präsentationen über Deutschland, Verhaltensweisen oder Bastelaktionen), oder helfen bei der nächtlichen Studytime und bei der Essensausgabe. Samstagabends ist Movietime, bei der Lotta und ich einen Film für die Jungs raussuchen, den wir dann gemeinsam in der großen Halle gucken.

Zurück im Provincial House gibt es für uns Abendessen, welches mindestens dreimal die Woche mit Kuchen und Eis endet, zur Freude aller. Danach geht es für Lotta und mich ins Zimmer. Gerne werten wir zusammen nochmal den Tag aus, reden über Gott und die Welt. Wenn wir nicht krank sind, machen wir täglich ein Sportprogramm und fallen dann zufrieden ins Bett.

Auch sonntags findet man Lotta und mich im Shelter, da wir immer das abendliche Oratorium für die Brückenkinder gestalten. Diese Kinder, meist aus Familien ohne wirklicher Behausung, kommen für 2 Stunden ins Shelter und dürfen dort spielen. Nach 100 kreischenden Kindern und lauter Musik lassen wir uns unseren Abend, gemeinsam mit unseren Shelterjungs, auf der Couch ausklingen und entspannen einfach nur.

Unser Tag ist erfüllt mit Energie und Lebensfreude. Egal ob mit den Jungs, den Mitarbeitern, oder den Fathers im Provincial House: Überall gibt es was zu lachen und zu erzählen. Zudem werden Lotta und ich oft für spontane Aktionen wie Shoppen, Essen oder Kino eingeladen.

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  1. Charlotte Urbanek

    Mega cooler Blogeintrag❤️❤️❤️ (ich hab fast das Gefühl dabei gewesen zu sein…)

  2. Peter Linss

    Deine Weihnachtspost ist heute angekommen – Grüße von mindestens 50 Shelter-Jungs, 2 Hunden und euch beiden – vielen Dank. Lasst es euch weiterhin gut gehen und haltet uns auf dem Laufenden

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