Lotta und ich hatten das Glück, bei einer viertägigen Reise durch Maharashtra einen Father zu begleiten. Für mich war es ein interessanter Ausflug durch verschiedenste Zeitebenen…

Wir starteten in Mumbai, im 21. Jahrhundert. Hochhäuser, Smog, Menschenmassen, Technik und Wirtschaft. Autos – groß und klein, Rikschas, ausgebaute Stadtautobahnen.  Doch diese moderne Stadt verließen wir recht schnell (wir haben mit dem Auto nur anderthalb Stunden gebraucht 😉 ) und fuhren nach Puna. Dort angekommen, versetze es mich ins 20. Jahrhundert. Eine schöne Stadt, keine Hochhäuser, aber doch noch modern genug für ausgebauten Straßen und Autos. Die Luft war frisch und es gab eine gewisse Ruhe, die mir aus Mumbai gar nicht mehr bekannt war. Auch der Aga Khan Palast, den wir besuchten, ließ mich durch die Zeit direkt zu Mahatma Gandhi springen. Denn er wurde dort  zwei Jahre lang gefangen gehalten und nun ruht ein Teil seiner Asche neben dem Palast. Der Palast selbst ist mittlerweile ein Museum Gandhis geworden und ich konnte sein Leben besser nachvollziehen.

Von Puna aus ging es weiter zu den Ellora Caves, welche ca. 600 nach Christi entstanden. Die fantastischen Höhlen wurden von Hinduisten und Buddhisten erbaut und überzeugen mit ihrer Größe, aber auch mit den kleinsten, in Stein geritzten Gliedern, die ein Ganzes bilden. Tempel, Affen, Weite. Zurück ins 21. Jahrhundert haben mich dann jedoch die anderen Touris geholt, die Bilder mit Smartphones machten und auch die Straßenhändler kamen mir auf einmal seltsam modern vor.

Die Reise ging weiter zu einem Don Bosco Zentrum Nahe Ahmednagar. Eine Don Bosco Farm, die sich um die umliegenden Dörfer kümmert (Wasserversorgung, Strom, Agrarwirtschaft,…). Bei einem Besuch der Dörfer durfte ich mich in eine wiederrum komplett andere Zeit hineinversetzen.  So etwas wie Traktoren gab es hier nicht, die Felder wurden mit Hand und Vieh bewirtschaftet, auch Kinder mussten mitarbeiten. Die Straßen waren  Feldwege, die in der letzten Regenzeit sehr in Mitleidenschaft gezogen wurden und manche Häuser waren eher vergleichbar mit Lehmhütten, in denen 10 Familienmitglieder in zwei Räumen wohnten. Autos gab es wenige, dafür aber Ziegen, Kühe, Büffel, Hühner, Schweine, Rehe, Hunde und Katzen, die den Verkehr ähnlich chaotisch wie den in Mumbai machten.

Auch wenn eine Schlange, Geckos und andere Krabbeltiere uns nachts wachhielten, hatten wir eine wunderschöne Zeit auf der Farm.

Die frische Luft, die kühlen Nächte und die grüne Landschaft hat mir wirklich sehr gut gefallen und ich konnte nochmal viel mehr über die Genialität Don Boscos kennenlernen. Die Salesianer versorgen ganze Dörfer über die Trockenzeit hinweg mit Wasser, öffnen Shops mit billig erwerbbaren Landwirtschaftsprodukten, bauen Heizplatten in den Hütten und Waschräume für ganze Dörfer. Sie bauen Dämme und schützen durch aufgeschüttete Erde die Felder an den Hängen. Außerdem achten sie darauf, dass die Kinder in die von ihnen gebauten Schulen kommen und geben Selbsthilfekurse (Umgang mit Geld, Englisch,..)für Erwachsene.

Leider ging unsere Reise viel zu schnell rum und nach vier Tagen landete ich wieder im hier und jetzt (obwohl ich mich natürlich riesig auf die Jungs gefreut habe). Im Nachhinein fasziniert mich immer wieder, wie freundlich wir von den Familien in den Dörfern aufgenommen wurden. Selbst an hinduistischen Wilkommensritualen sind wir nicht vorbeigekommen und nach zwei Familienbesuchen hatten wir Körbe voll mit Obst und Gemüse und Bäuche voll mit Chai.

Bis bald, eure Annalu