Das werden sich vielleicht einige Fragen, denn bisher folgten von mir hauptsächlich Berichte über Indien allgemein und nicht spezifisch über meine soziale Arbeit in unseren Projekten.
Es dauerte etwas, um mich bereit zu fühlen, genau über den Alltag von uns Volontären zu berichten. Die Arbeit hier vor Ort mit den Kids ist einfach zu wichtig, es hätte mir nicht ausgereicht, das ganze nur mit halbem Einblick weiterzugeben.
Um jetzt mal ganz vorne anzufangen:
Wie schon beschrieben, arbeite und wohne ich in Vijayawada in der Organisation `Navajevan Bala Bahavan´, welche zuständig für die Aufnahme von Straßenkindern und deren Förderung in Bildung ist. Wir haben ein Team, welches sich täglich darauf konzentriert, Kinder von der Straße zu holen, indem sie bestimmte Orte wie z.B. Bahnhofsregionen abklappern, wo sich die Kinder meistens aufhalten. Werden Kinder ohne Zuhause oder aus schlechten Verhältnissen gefunden, nehmen wir sie zuerst in das Aufnahme-Projekt auf, wo sie von uns unterrichtet und betreut werden, bis wir sie anhand der Persönlichkeit und Eigenschaften in eins unserer spezifischen Projekte geben können. Dort findet dann, je nach Projekt, von Morgen bis Mittag Unterricht statt von Nachmittag bis Abend Freizeitgestaltung. Manche Projekte sind auch so gefördert, das die Kinder einen Schulplatz bekommen. Da sind wir Volontäre dann als Unterstützung im Schulalltag und am Abend für die Freizeitgestaltung zuständig.
Mein Projekt `Vimukthi´befindet sich ca zwei Stunden Busfahrt von Vijayawada entfernt, welches wir als `Außenprojekt´bezeichnen. Es ist ein Rehabilitationszentrum, wo ich unter der Woche mit den Kindern lebe, da sich das anhand der langen Fahrtzeit, einfacher gestaltet. Die Region ist ländlich und wir sind darauf ausgerichtet, Selbstversorger zu sein. So besitzen wir viele Tiere wie Wasserbüffel, Hühner, Schafe und Hunde. Dazu gibt es ganze Plantagen von Mango, Kokosnuss und Guavebäumen. Energie wird über die eigene Biogasanlage erzeugt.
Im Projekt leben aktuell sechs Kinder, wobei andere Projekte auch bis zu 70 Kinder aufnehmen können. Die Zahlen variieren stark, abhängig von Kapazität und Charakter der Kinder. Nach dem Frühstück unterrichten ich und meine Mitvolontärin Linda die Kinder in Englisch und Mathematik. Unterricht selbst vorzubereiten und zu halten ist eines der herausfordernden Aufgaben in unserem Alltag, denn die Kinder besitzen meist ganz unterschiedliche Bildungskenntnisse, unabhängig vom Alter. Das liegt daran, dass viele entweder noch nie zur Schule gegangen sind, oder manche nur für eine kurze Zeit. Das erschwert auch die Kommunikation, denn viele sprechen kaum bis gar kein Englisch. Doch es gibt nichts, was sich nicht lösen lässt. Spricht ein Kind Englisch, übersetzt es den anderen auf der Amtssprache `Telugu´, sodass sie die Möglichkeit haben, zu lernen. Der Zeitaufwand ist daher größer, doch es herrscht für niemanden Leistungsdruck, so kann jeder in seinem Tempo voran kommen.
Nach dem Mittagessen geht es weiter mit kreativen Dingen, wie Basteln, malen oder einem von uns vorbereitetem Programm wie z.B. T-Shirts färben oder Pancakes backen.
Bis zum Sonnenuntergang wird sich dann noch bei der `Outdoor-Gamestime´ausgepowert mit Spielen wie Volleyball, Cricket oder Federball.
Nachdem dann jeder eine frische Kübeldusche hatte, wird der Tag und die Gefühle besprochen, um die Gemeinschaft zu stärken.
Nach dem Abendessen wird dann zum runterfahren noch an dem kleinen Kastenfernseher indisches Programm geschaut, wo sich unsere Nachbarn, bestehend aus zwei Jungs und ihren Eltern, dazugesellen, denn sowas wie ein Fernseher besitzen sie nicht.
Eine ganz besondere Erfahrung war für mich, das es egal ist, in welchem Projekt man selbst zugeteilt wurde, man gewinnt das Gefühl das Navajeevan eine große Familie ist. Wenn ich, als Außenprojektler zu Besuch in einem anderen Außen- oder Stadtprojekt bin, begrüßen mich die Kinder, Mitarbeiter und Volontäre auf die gleiche Weise, wie sie es untereinander tun. Viele von den Kindern begegnen dir mit einer Offenheit, die zu bewundern ist. Sie vertrauen dir, weil sie wissen, im Projekt sicher zu sein. Genau das, was wir vermitteln und bezwecken wollen.
Es gibt kein schöneres Gefühl auf dieser Erde, als das Vertrauen eines Kindes geschenkt zu bekommen und ihre Nähe annehmen zu können. Das ist wohl eine Erfahrung, aus der ich noch am meisten lernen kann.
#HierLernenNichtNurDieKinder
Dagmar Mehic
Auf die Beschreibung der eigentlichen Arbeit habe ich gehofft und verstehe das Du Dir damit Zeit gelassen hast! Ich bin echt begeistert wie unsere „europäischen “ Kinder die doch eigentlich Alles haben sich unter dermaßen schwierigen Bedingungen so einsetzen um unsere Welt ein bisschen besser zu machen! Ganz große Klasse und echt zu bewundern!
Max Geishauser
Super!
Und sehr schön und nachfühlbar beschrieben!
Weiterhin alles Gute!
Dagmar Mehic
Sehr schön beschrieben, viele Leute können sich jetzt bestimmt noch mehr vorstellen wie einerseits wichtig und andererseits aber auch schwierig Eure Arbeit mit den Kindern ist! Hilfe zur Selbsthilfe! Klasse! Macht weiter so, es lohnt sich um die Zukunft jedes Menschen und erst Recht um die jedes Kindes zu kämpfen! Alle Achtung! Ich hoffe der Blog wird so oft wie möglich geteilt und unsere Gesellschaft, der es so gut geht dadurch noch etwas mehr sensibilisiert !
Herr Helm
Einfach schön, diesen Blog zu lesen. Man fühlt die Herzwärme, die Anna in das Projekt steckt, aber auch wie viel für sie zurück kommt. Sehr informativ geschrieben.
Weiter so !
Herr Helm
Einfach schön, diesen Blog zu lesen.
Man fühlt die Herzwärme, die Anna in das Projekt steckt, aber auch wie viel für sie zurück kommt. Sehr informativ geschrieben. Weiter so !!!
R. Helm
Herr Helm
Siehe oben !
Seidel K u H
Wir freue uns über jeden Bericht von dir, dass lässt uns ein bischen dabei sein und deine neue Welt kennenlernen. Man spürt in deinen Worten – Du bist angekommen und fühlst dich wohl in deiner neuen Umgebung mit deiner neuen Aufgabe. Genieße die Zeit, halte die Augen und Ohren offen, um zu lernen und sei stolz auf dich. Wir sind es jedenfalls auf dich. Ja und bleib gesund.
Sanela Salihovic
Respekt liebe Anna, dass du deine Zeit, Fürsorge und Liebe in diese Kinder und das Projekt steckst! Jedes benachteiligte Kind braucht solch einen Menschen wie dich an seiner Seite. Weiterhin viel Spass und Erfolg bei der Umsetzung.