Hallihallo! Nun habe ich es mit dem Cliffhänger vom letzten Mal aber wirklich spannend gemacht und euch ganz schön lange warten lassen… Bevor ich aber die Erklärung liefere, warum alles anders ist als erwartet, möchte ich euch erstmal einen Einblick in meinen Start und den jetzigen Alltag geben.

Los gehts mit der Ankunft. Wie schon am Ende des letzten Blogposts erwähnt, bin ich hier super lieb in Empfang genommen worden. Als ich aus dem Auto ausstieg, stand schon die Grupppe der CLP (Child Labor Project) children bereit und hat für mich gesungen. Voll überwältigt von dem liebevollen Empfang ging es dann für mich weiter an das Kennenlernen einiger Fathers, Sisters, Mitarbeiter und Kinder. Als ich mich dann allen vorgestellt hatte, ging es erstmal in mein neues Zimmer zum Ankommen und Einrichten. Aber vor allem zu aller erst zum Schlafen.

Nachdem ich mich fleißig ausgeruht habe, ging es am nächsten Tag schon los mit Gottesdienst und dann hatte ich quasi wieder meinen ersten Schultag. Langsam habe ich angefangen erste Stunden als Aushilfe zu übernehmen, erste Crafts wurden gebastelt und einige Spiele gespielt. Mittlerweile hat sich mein Alltag so langsam eingependelt, hier also mal ein Überblick meines aktuellen Tagesablaufes:

Um 6:00 Uhr klingelt mein erster Wecker, aufstehen tue ich dann aber, wie nicht anders von mir erwartet, erst nach dem dritten gestellten Wecker gegen 6:20Uhr und renne dann von A nach B, um in den nächsten 15 Minuten ready für den Tag zu sein.

6:40Uhr: Erste Study Session: Es geht also los damit, dass alle Mädels in der Study Hall lernen und ich zum Fragen beantworten vorne sitze und unterstütze. Die Mädels lernen hier nämlich alle Fächer auf Englisch, sodass einige immer mal wieder Verständnissfragen aufkommen.

7:10Uhr Prayer und Morning Mass: Danach gehts in unseren Gebetsraum für das Morgengebet und Gottesdienst. Gottesdienst gibt es hier nämlich täglich, sprich jeden Morgen kommt einer der Fathers vorbei und hält für uns Gottesdienst. Nach dem Gottesdient mach ich dann meistens nochmal einen kleinen Nap oder beende Arbeit, die ich am Vortag nicht mehr geschafft habe und dann gehts auch schon zur Schule. Um 8:45 Uhr gibts dort dann im Boys Boarding House Frühstück.

9:30 Unterrichtsbeginn: Nach dem Essen gehts dann rüber zur Schule und so ungefähr gegen 9:30 (indische Pünklichkeit) gehts dann los mit dem Morgen Assembly. Das findet jeden Morgen statt und beinhaltet die National- und Staatshymne, sowie ein weiteres Morgengebet. Indische Menschen sind (soweit ich das beurteilen kann) sehr nationalstolz, daher darf die Hymne hier einfach nicht fehlen und ist Pflichtprogramm an Schulen. Nach dem Assembly startet dann der Unterricht. Ich gebe entweder Englisch Aushilfe, bin bei den Kindergartenkids oder bereite Crafts für Projekte vor. Anders als in Deutschland befinden sich die Kindergartenkids nämlich in der Schule und werden ab drei Jahren unterrichtet. Ich bin aber eher für Crafts und erste Englisch Beginne bei den Kleinen, weshalb mein Unterricht wohl eher dem Deutschen ähnelt. Im Allgemeinen muss man sagen, dass der Unterricht ( wie erwartet) ganz anders ist als unserer…und ehrlich gesagt, tue ich mich damit auch immer noch ein wenig schwer. Die meisten Pädagogik Methoden, die wir so kennen und gelernt haben, haben hier nämlich keinen Platz. Hier wird nur geschrien und der ein oder andere Klapser verteilt, wenn die Kinder nicht gehorchen. Da ich das aber nicht so mache, herrscht manchmal noch ein bisschen Chaos bei mir, da die Kids einfach andere Methoden nicht gewohnt sind. Da ich hier aber nur als Zusatz- beziehungsweise Nachhilfelehrerin agiere und nicht als richtige Lehrerin arbeite, ist das für die Kinder mit mir aber sowieso anders als Unterricht.

Um 13Uhr klingelt dann der Gong und es gibt endlich Mittagessen. Wie jeden Tag gibt es dann ein Reisgericht und dann ist Hände nehmen angesagt, denn wie wahrscheinlich jeder weiß, wird in Indien mit der Hand gegessen. Ob das Essen scharf war, sieht man dann nach dem Essen immer schön an meinem Gesicht. Ist mein Gesicht mittelrot bis tomatenrot, dann wars ein wenig kara (scharf auf kannada). Zum Glück kams aber bisher nur einmal wieder hoch, also würd ich sagen, dass es auf jeden Fall erträglich scharf ist, obwohl einige Gerichte mir immer noch ganz schön Feuer unterm Hintern bereiten. Nach einer halben Stunde geht der Unterricht dann weiter, ich hab dann aber meistens noch eine halbe Stunde bis ich zu den Kids aus der Kinderarbeit gehe und dort arbeite. Die Kinder haben bevor sie hierher gekommen sind, auf den Feldern gearbeitet und waren nur ab und an Mal in der Schule. Seitdem sie in dem Hostel hier leben, werden sie resozialisiert und wieder ins Schulleben eingeführt. Ich helfe dabei, indem ich spielerisch Englisch beibringe und ab un ab dürfen Bastelarbeiten natürlich auch nicht fehlen. Nach einer Stunde ist dann für mich Schluss und um 16 Uhr gibts dann Tee/ Kaffee und Snacks. Die Inder lieben ihren Tee, Auslassen ist hier also strengstens verboten, aber da ich mittlerweile schon fast eine Kaffeesucht entwickelt habe, ist das für mich kein Problem mehr für mich. Gegen 16:15 gehts dann zurück zum Hostel und erstmal ab ins Zimmer. Meistens brauche ich einen kurzen Nap, um den Tag zu überleben und dann gehts auch schon wieder raus. Bis 17:30 haben wir unsere Game Zeit, danach habe ich wieder ein Stündchen Pause und dann wird um 18:30 Uhr gelernt, bis es um 20:00 Uhr das Rosenkrantz Gebet und dann Essen gibt.

Abschließend wird nochmal ein Stündchen gelernt und dann gehen wir auch schon um 22:30 Uhr schlafen.

Das klingt jetzt wahrscheinlich auf den ersten Blick so als wäre jeder Tag total durchstrukturiert und gleichbleibend, aber irgendwie passiert doch immer was Aufregendes.

Jetzt aber zu der spannenden Frage, warum denn alles anders ist als erwartet:

Bevor mein Abenteuer gestartet ist, habe ich mir vor genommen, so wenig wie möglich eine Vorstellung zu meiner Zeit in Indien zu entwickeln, damit ich dementsprechend auch nicht enttäuscht werden kann. Gleichzeitig war ich aber auf alles vorbereitet. Mein Notfalltäschen war und ist immernoch voll mit Tabletten gegen Diarrhea, Erbrechen und vieles mehr, weil ich damit gerechnet habe, dass mich das Essen hier so richtig ausknocken wird. Und auch auf Fieber und generell einfach erstmal krank sein, war ich absolut eingestellt. Aber siehe da, ich habe nichts. Bis auf einen Ausrutscher in der ersten Woche, musste ich mich nie wegen des Essens übergeben und ja es ist scharf, aber es schmeckt auch einfach viel zu gut, um es jedes Mal wieder aus dem Körper zu verfrachten. Zu Beginn ist mir auch noch der Schweiß das Gesicht runtergeflossen, aber mittlerweile haben wir Wintersaison und ehrlich gesagt, vermisse ich die daurhaften 30+ Grad enorm. Ich sitze hier nämlich gerade im Pulli bei 25 Grad und friere. Hätte mir also jemand gesagt, dass ich mich nach ein/ zwei Wochen schon Zuhause fühle, hätte ich es wahrscheinlich nie geglaubt. Vor allem muss ich ehrlich gestehen, dass ich zwar manchmal schon gerne eine Scheibe von Mamas frischem Sauerteigbrot essen möchte, aber so richtig vermissen, tue ich Deutschland und das Essen nicht… das bedeutet nicht, dass ich meine Familie und Freunde nicht gerne bei mir hätte, aber so richtiges Heimweh hatte ich in meinen 2 Monaten hier nicht. Und damit habe ich mich selbst so richtig überrascht, weil das tatsächlich meine größte Sorge war. Oft habe ich gezweifelt, ob ich es ein Jahr ohne meine Liebsten schaffe…aber siehe da, es ist viel schöner und besser als ich es mir je hätte ausmalen können. Ich habe jetzt schon so viel von den Kids über mich selbst aber auch einfach über die Einstellung zum Leben lernen können. Denn obwohl die Mädchen hier so wenig haben, geben sie einfach so viel. So viel Liebe. So viel Dankbarkeit für die kleinen Dinge. Und vor allem so viel für einander.

Damit beende ich jetzt diesen Beitrag, da ich aber Angst habe Dinge zu vergessen, habe ich nebenbei auch schon einen zweiten Beitrag zu ein paar Ereignissen der letzten Wochen verfasst, der in den nächsten Tagen schon online geht. Versprochen dieses Mal lasse ich euch nicht so lange warten.

Falls du Lust hast meinen Freiwilligendienst und damit auch das Projekt zu unterstützen, würde ich mich mega freuen, wenn du dies über diesen Link tust. Vielen Dank!

https://www.donboscomission.de/volontariat/2023/spenden/viktoriainindien

Zum Abschluss folgt noch eine kleine Collection gesammelter Eindrücke:

Liebe Grüße nach Deutschland

Eure Viki