Buenaaaas!
Dass die Karnvalszeit hier in Bolivien etwas anders ablaufen wird, als ich das aus Deutschland kenne, war mir durchaus bewusst. Dass es jedoch so anders werden würde, damit hätte ich nicht gerechnet. Das wurde mir dann allerdings relativ schnell klar, als wir am Samstagabend zu einem „Desfile“ (Faschingsumzug) gegangen sind und erstmal ordentlich mit Schaum und Wasser bespritzt wurden. Irgendwie ist das so ein Ding hier, dass man sich gegenseitig mit Schaum aus Sprühdosen absprüht und Wasserbomben aufeinander wirft. Lene und ich haben auf jeden Fall so eeeeeeiniges an Schaum abbekommen und weiß war mein T-Shirt danach auch nicht mehr hahah. Der Faschingsumzug war aber abgesehen von den Schaumschlachten nicht so etwas Besonderes, da soll der Karneval in Barranquilla (Kolumbien) und Oruro (Bolivien) auf jeden Fall nochmal eine ganz andere Nummer sein.
Am Montag war der 86. Geburtstag von Padre Octavio, dem Pater, der das Heim vor über 30 Jahren gegründet und das ganze Projekt hier vor Ort aufgebaut hat. Ihm zu Ehren gab es neben ganz viel Torte ein besonderes Mittagessen – und zwar wurde für alle Heimkinder sowie Personal (gute 100 Personen) Hähnchen gegrillt. Das hat zwar ewig gedauert (während gegrillt wurde, haben wir Freiwilligen unterschiedliche Spiele vorbereitet gehabt, um die Jungs zu beschäftigen – Montag und Dienstag war nämlich aufgrund des Karnevals schulfrei), aber hat auch unglaublich lecker geschmeckt! Nachmittags sind wir dann mit den Jungs in den Pool und da habe ich zum ersten Mal so richtig den Karneval-Startschuss zu spüren bekommen. Ich musste nämlich noch kurz nach Hause, um mir Shorts und ein Sportshirt anzuziehen, damit ich dann mit den Jungs in den Pool hüpfen konnte. Als ich das Haus verlassen wollte, habe ich schon von draußen Stimmen und Schreie gehört, mir jedoch noch nichts dabei gedacht. Als ich dann jedoch die Tür aufgemacht habe, habe ich sofort den farbverschmierten Esteban* (ein Junge aus dem Techo Pinardi) gesehen und bin instinktiv einfach nur losgerannt. Erwischt hat er mich mit seiner Farbbombe leider trotzdem – und so kam ich dann mit pinkem Gesicht und Farbflecken über den ganzen Körper verteilt am Pool an und das Geschrei und Gelächter der Jungs war natürlich erstmal ganz groß hahah.
Für den nächsten Tag habe ich mich dann in der Früh auch gleich mit Farbe und Wasserbomben eingedeckt – Verteidigung ist alles! Im Heim angekommen gab es dann auch gleich die ersten Schlachten – anfangs noch ohne Farbe. Irgendwann haben die Jungs aber entdeckt, dass ich Farbe dabei hatte und dann ging der große Spaß los: Abgegeben von meiner Farbe habe ich ihnen aber nur etwas, wenn sie in meinem Auftrag die Klamotten von Anni, Lene und meinem italienischen Mitvolo Roberto ein bisschen mit Farbspritzern aufgehübscht haben – ein Auftrag, für den ich dann kurz darauf Rache verspüren durfte. Irgendwann waren wir dann alle (Jungs wie Volontäre) klatschnass und farbverschmiert und ich dachte schon, dass der ganze Spaß jetzt ein Ende hätte, als auf einmal fünf der großen Jungs auf mich zugerannt sind und versucht haben, mich mit sich mitzuschleppen. Widerstand (wenn auch sehr vehement, wie ich mich selber loben muss) war zwecklos und ich musste mich geschlagen geben. Bevor ich bis drei zählen konnte, haben sie mich zu einem der Educadores gebracht, der mich dann unter großem Geschrei der Jungs mit einer ordentlichen Ladung Mehl eingeseift hat, das sich super mit meinen nassen Haaren zu einer schön teigigen Masse verbunden hat. Die Mehldusche ist wohl eine Tradition im Hogar: so werden alle Neuen, die innerhalb eines Jahres dazugekommen sind (seien es Kinder, Mitarbeiter oder Volos), getauft und willkommen geheißen. Die teigige Masse aus den Haaren zu bekommen, hat mich danach einige Shampooniervorgänge gekostet und wer weiß, ob nicht sogar heute noch kleine Mehlklumpen in meinen Haaren zu finden sind :)) Pink sind sie auf jeden Fall noch immer… Aber mit dem ganzen Spaß war der Tag noch nicht vorbei, nach dem Mittagessen haben wir uns alle mit unzähligen Wasserbomben (die Jungs haben wirklich ganze Eimer voll mit sich mitgeschleppt), Farbe und Schaum eingedeckt und sind zusammen als riesige Truppe durch die Straßen von Santa Cruz gezogen – immer auf der Suche nach Opfern, die unsere Munition abkriegen sollten. Naja, entweder waren wir so laut, dass sich alle verzogen haben, oder die Leute hatten einfach keine Lust mehr auf Karneval und sind deshalb gar nicht erst raus aus ihren Häusern – getroffen haben wir nämlich leider nicht wirklich jemanden. Umso besser, denn dadurch hatten wir noch ganz ganz viele Wasserbomben, als wir zum Hogar zurückgekehrt sind. Da hat uns nämlich das gegenüberliegende Heim erwartet, mit der wir uns die traditionelle Rivalitätsschlacht geliefert haben – man wirft sich gegenseitig ab, sprüht mit Schaum, bekleckert sich mit Farbe uuuuuuund versucht, die Jungs aus dem anderen Heim zu schnappen, sie ins Hogar zu tragen und dort mit Schlamm einzuseifen. Dadurch, dass die Jungs aus dem Hogar Don Bosco deutlich in Überzahl waren, mussten die anderen Jungs bisschen leiden – so einige haben unser Heim schlammverschmiert verlassen…









Hasta luego!!
*Name geändert
Schreibe einen Kommentar