Buenaaaas!
Lang, lang, lang ist es her. Wobei – soo lange her kommt mir mein letzter Blogeintrag jetzt auch nicht vor, aber irgendwie sind dann doch zwischendrin zwei Monate vergangen. Eigentlich wollte ich einen Blogeintrag über Ostern schreiben, aber zwischendrin wurde mir mein Handy geklaut und dadurch, dass genau zu der Zeit mein iCloud-Speicher voll war, sind leider genau die Bilder aus der Osterzeit verloren. Aber an sich muss ich echt sagen, dass ich erstaunlich gelassen damit umgegangen bin, dass mir mein Handy geklaut wurde. Naja, nach einem (oder vielleicht auch ein paar mehreren) Aggressionsschreien direkt nachdem es passiert ist, hab ich es danach einfach angenommen und mich nicht weiter drüber aufgeregt. Zum Glück hatte ich damals in weiser Voraussicht mein altes Handy für den Fall der Fälle mitgenommen, das verwende ich jetzt seit einiger Zeit und bin somit auch nicht mehr abgeschlossen von der Außenwelt hahah.
Naja, dann versuche ich es mal mit einer kurzen Zusammenfassung über die letzte Zeit hier:
Eigentlich wollte ich einen ganzen Blogeintrag über die Ostertage schreiben, aber soo speziell war das Osterfest hier im Vergleich zu Deutschland auch nicht. Palmsonntag habe ich mit Fieber verschlafen, Gründonnerstag waren wir im Gottesdienst, wo einigen Jungs die Füße gewaschen wurden, dabei saß ich zwischen den beiden Kleinen, Sergio* und Javier*, die beide an mich angelehnt eingeschlafen sind. So süß das auch war, der Padre sieht das leider gar nicht gerne, und so musste ich irgendwie versuchen, die Augen der Beiden am Zufallen zu hindern und beim Aufstehen und Hinsetzen den Beiden ein wenig auf die Sprünge bzw. auf die Beine zu helfen. Am Karfreitag haben wir den Kreuzweg mitgemacht und am Karsamstag hab ich mich dann der Mammutaufgabe gestellt, mit allen Jungs zusammen 100 Ostereier zu färben, wovon die Kleinen gar nicht genug bekommen konnten und was ihnen viel Spaß gemacht hat. Die Osternacht war dann wirklich super schön und besonders, alle wurden mit Kerzen ausgestattet und das Osterfeuer wurde gemeinsam entzündet – in der Kirche dann, während der Messe, habe ich einen Dutt gerockt, da ich ein wenig Angst hatte, dass meine Haare Feuer fangen würden bei all den Kindern mit Kerzen um mich herum. Am Ostersonntag bin ich dann ganz früh ins Hogar gehuscht, um dort zusammen mit dem Padre die gefärbten Ostereier gemeinsam mit gespendeten Osterhasen vorzubereiten. Beim Osterfrühstück hab ich dann meinen Jungs das Eiertitschen beigebracht (wer nicht weiß, was das ist, kann meinen Blog eigentlich direkt wieder verlassen hahah) und damit das Brot nicht ganz so trocken war, haben wir improvisiert und den Schokoosterhasen im heißen Tee eingetunkt, damit wir die geschmolzene Schokolade als Schokoaufstrich verwenden können. Ich meinte ja schonmal in einem Blog, dass die Bolivianer für mich Improvisationskünstler sind – davon schaue ich mir mittlerweile auch so langsam was ab und so musste dann auch auf die „Nutella“ nicht verzichtet werden.



Ansonsten ist im Heim alles beim Alten, auch wenn sich unsere Aufgabenfelder ein bisschen geändert haben. Während die größeren Jungs ihre Talleres haben (habe schonmal in einem Blog erklärt, was das ist), Oficio machen oder ihre Wäsche waschen, gehen Anni und ich meistens in die „Zapatería“ und nähen dort Schuhe. Ja – richtig gelesen: Anni und ich können seit mehreren Wochen Schuhe nähen! Seitdem die Jungs das rausgefunden haben, kommen 24/7 neue Anfragen, ob wir ihnen nicht bitte ihre Schuhe nähen können. So lieben es Anni und ich mittlerweile, Schuhe zu nähen. Auch haben wir beide schonmal die Sala der kleinen Jungs ausgemalt – schon bisschen schwierig, wenn man eine nicht so deckende Farbe hat und mit einem hellgelb über grün drüberstreichen soll, aber mit viel Geduld kam auch dabei ein relativ gutes Erlebnis raus. Haben trotzdem kurz den Kopf geschüttelt, als wir bemerkt haben, dass der untere Teil der Wand schon frisch in einem dunkelgrün gestrichen wurde und wir danach den oberen Teil gelb streichen sollten – da hatte jemand glaub einen kurzen Denkfehler hahah. Wenn jetzt kleine gelbe Fleckchen auf der unteren Hälfte zu finden sind, ist das definitiv nicht unsere Schuld!!
Letztens haben ein Educador und ich zusammen für die größeren Jungs Popcorn gemacht, um mit ihnen einen Film anzuschauen. Den Film (21 Jump Street) habe ich ausgesucht – war richtig nervös, ob er ihnen gefallen würde, weil er 50 Jugendliche ab 13 Jahren ansprechen musste. Deshalb hab ich davor auch nur zwei Jungs gesagt, dass ich den Film ausgewählt hatte – als die es dann den anderen erzählt haben, war die Reaktion so süß und allen hat der Film gut gefallen. Hab den Auftrag bekommen, dass wir den zweiten Teil auch unbedingt anschauen müssen, mal schauen, wie ich den in der spanischen Version herbekommen kann…
Auch haben uns Maria (die italienische Volontärin), Anni und ich quasi den ganzen Tag in die Küche gestellt, um für alle Jungs zusammen Pizza als Abendessen zu machen. Die Pizza ist echt richtig richtig gut geworden und es war so süß, wie alle größeren Jungs in die Küche gerannt kamen, um sich bei uns zu bedanken. Die ein oder andere Beschwerde, dass es zu wenig war, kam natürlich auch, aber das haben wir eher als Kompliment genommen.



Das Verhältnis zu den Jungs ist also wirklich ein total freundschaftliches und schönes und die Arbeit macht unglaublich Spaß. Wir merken, dass wir und einfach nur unsere Präsenz wichtig für die Jungs sind. Ich mache schon seit Ewigkeiten meine „Gute-Nacht-Runde“ bei den mittleren Jungs, bei der ich Musik auf meinem Handy anmache und zu jedem hingehe und mit ihnen einen Check mache. Mittlerweile fragen die Jungs auch wirklich immer nach dem Check und freuen sich richtig. Mit manchen hab ich dabei unseren ganz eigenen, abgewandelten Check, den nur der jeweilige Junge und ich haben und jeden Tag verlasse ich das Heim nach dieser Runde mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht.
Saludos de Bolivia :))
Hasta luego!!

*Name geändert
Schreibe einen Kommentar