Ready for Togo

über meinen Auslandsfreiwilligendienst in Kara

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„Au Revoir“ bedeutet, dass man sich wiedersieht

Instagram-Post, Sprachnachrichten und Gruppenchats auf WhatsApp habe ich in den letzten Tagen entnehmen können, dass es der Sommer nach Deutschland geschafft hat. Jetzt schwitze ich nicht mehr alleine, sondern in Gedanken mit Euch. Was ich aber viel mehr damit sagen wollte, ist, dass die Zeit doch irgendwie vergeht und ich nicht mal mehr als einen Monat in der togoischen Hitze leben werde.

Wenn ich daran denke, wird mir eher ein bisschen kalt. Manchmal bekomme ich Gänsehaut, wenn ich mir Bilder von vor sechs oder sieben Monaten ansehe. Zu dieser Zeit hatte ich noch so viel vor mir und jetzt habe ich meine Zeit hier fast beendet. Ich muss „Tschüss“ sagen und werde vom ein auf den anderen Tag nicht mehr hier bei meinen Mädchen, meinen Freunden und in meiner geliebten Stadt Kara sein. Ich bekomme Tränen in die Augen, anderes Thema…

Anfang Juni kam meine Schwester Pauline mich und mein Projekt besuchen. Nach 10 Monaten schloss ich eine sehr vertraute Person in meine Arme und das nicht in gewohntem Umfeld, sondern am Flughafen in Lome. Eine sehr intensive Zeit begann und wir erkundeten ein wenig die Hauptstadt, sowie eine von der Natur her traumhaftschöne Region (Kpalime) und wohnten für eine Woche zusammen im Foyer mit den Mädchen.

Nach sechs Tagen reisen, kamen wir in Kara an und im Foyer rannten die Mädchen auf mich zu und schrien meinen Namen durch den Hof. Als ich mich zu Pauline umdrehte, hatte sie Tränen in den Augen. Die Mädchen fragten mich, ob sie Angst vor ihnen hätte. Ich musste ihnen schnell erklären, dass das ganz alleine „glückliche Überwältigung“ war. Ich war sehr stolz in diesem Moment.

Die nächsten Tage bestanden aus ganz viel Malen (Pauline musste jedem Mädchen ein typisches Hennamuster malen) und Tanzen, sowie dem Präsentieren von Kara, einem Ausflug in einen kleinen Safaripark und einer Elefantenfarm, und natürlich aus vielen Besuchen in Stammbars –und Restaurants. Mit dabei war übrigens auch immer Jeremias, der ein wichtiger Bestandteil meines Jahres hier geworden ist.

Mitte Juni brachte ich Pauline nach zwei schönen Wochen zusammen an den Flughafen und sie machte sich auf den Rückweg. Für mich eine sehr verrückte Vorstellung, dass Pauline nach 9 Stunden wieder so weit weg war.

Ich machte mich anschließend noch eine Woche selbstständig und besuchte die beiden größten Städte Benins: Cotonou und Porto Novo. In beiden Städten traf ich jeweils die Volontäre, die dieses Jahr dort gearbeitet haben und wir tauschten uns selbstverständlich wieder fleißig aus. In Porto Novo lernte ich auch die Straßenkinderprojekte kennen, was sehr spannend war, denn in genau dieser Domäne arbeite ich auch hier in Kara.

In Porto Novo entdeckte ich übrigens eine Eisdiele und begab mich zwei Mal dorthin um mir einen großen Eisbecher zu bestellen, das hat mal richtig gut getan, in Kara gibt es das nämlich nicht.

Ende Juni kam ich dann wieder in Kara an, alle waren sehr happy mich wiederzusehen und ich selbst war auch glücklich wieder gesund angekommen zu sein. Die Ferien starteten auch um den Dreh und die Mädchen waren jeden Tag zuhause, wodurch ich 24/7 irgendwie damit beschäftigt war, mit Klein und Groß etwas zu unternehmen. Zwischendurch saß ich jedoch auch in meinem Zimmer um einiges für das CAMP vorzubereiten, denn Anfang Juli war es endlich soweit für das letzte aber sicherlich größte gemeinsame Highlight des Jahres. Mit all unseren Kindern, wir kommen so circa auf 70, machten wir uns auf den Weg nach Pya (ein Dorf 30 Minuten von Kara) um dort für 5 Tage ein Camp zu veranstalten. Ihr könnt es euch vorstellen wie ein kurzes Zeltlager: der Tag wird gestartet mit morgendlichem Sport, anschließendem Frühstück und einem Gebet. Im Laufe der Tages stand ein Fußballturnier an, ein Schwimmbadbesuch, ein Geländespiel, ein Ausflug nach Sarakawa zu einem historischen Ort (der damalige Präsident Togos ist mit seinem Segelflugzeug 1974 abgestürzt, hat den Absturz jedoch überlebt), Themen- und Filmabende, sowie ein grandioser Abschlussabend mit viel Musik und Tanz. Das letzte Wort an diesem Abend hatten Jeremias und ich um uns zu bedanken bei den Menschen, mit denen wir das letzte Jahr verbracht haben: bei unseren Jungs und Mädels, die uns sehr fehlen werden.

Große Überraschung: Mit euren großartigen Spenden konnten wir Camp T-Shirts für alle drucken lassen

In den folgenden Tagen nach dem Camp wurden alle so langsam von Familienangehörigen abgeholt ich musste „Au Revoir“ sagen. Viele Tränen sind geflossen, aber irgendwie waren wir alle glücklich uns überhaupt in diesem Jahr gehabt zu haben. Ich habe den Mädchen Andenken in Form von Bildern aus diesem Jahr und Kleidungsstücken geschenkt und sie haben mir Briefe geschrieben, Schmuck geschenkt oder mir ein getragenes T-shirt von ihnen dagelassen, „damit ich mich immer an sie erinnern kann“.

Oft habe ich bei der Verabschiedung gesagt, dass man sich immer zwei Mal im Leben sieht, egal ob hier in Togo, in Deutschland oder irgendwo anders auf der Welt.

Da ich einen der schwersten Abschiede wohl schon hinter mich gebracht habe, und so gut wie keine Mädchen mehr im Foyer sind, fragt ihr euch vielleicht was in den nächsten drei Wochen noch so ansteht: seit Montag wirke ich beim Ferienprogramm der Don Bosco Schule mit. Am Vormittag bedeutet das Englisch und Deutsch zu unterrichten und nachmittags gibt es Sportprogramm und andere Aktivitäten wie Theater und Tanz.

In der letzten Woche werden wir unsere Koffer packen und ein paar Tage vor unserem Abflug nach Lome fahren und uns am Strand auf das Wiedersehen mit Euch vorbereiten.

Eure Sophie

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