So Indien –  jetzt hast du es geschafft! Ich wusste es wird kommen, dass du mich zum Nachdenken bringst.

Wir fahren heim von einem Volunteersmeeting in Hyderabad –  ein tolles, motivierendes Wochenende hängt uns in den Gliedern, als wir morgens um 7 im Zug sitzen. Die ersten Chai und Kaffee Verkäufer kommen vorbei und dann natürlich noch Sacks jeglicher Art. Ich sitz am Gang und viele –  und ich mein wirklich viele-  Bettler kommen vorbei und einfach Menschen, denen man so sehr ansieht, wie schlimm ihr Leben ist oder war in den letzten Jahren.

Eine kurze Erklärung ist an dieser Stelle nötig. In Vijayawada, der Stadt, in der ich hier wohne, gibt es keinen richtigen Slum und eine sehr große Mittelschicht für indische Verhältnisse. Hyderabad hingegen ist eine 12 Mal so große Stadt, heißt also sie hat 12 Millionen Einwohner. Das bedeutet, dass es neben einer Hitechcity auch das andere Extrema gibt, neben den Bars und den teuren Einkaufsgeschäften wie in Europa eine unvorstellbare Parallelweilt. Menschen die am Straßenrand schlafen, ohne Schuhe oder irgendeinen Besitz leben oder in Zelte, welche das Zuhause für ganze Familien bilden.

Rechts die Hitechcity in der Abendsonne.

Diese krassen Unterschiede beschäftigen mich noch die nächsten Wochen und ich schau mir in meiner Freizeit Dokumentationen  über die Verteilung des so mächtigen Geldes in Indien an. Es ist ungerecht und die Fragen, was man mit Geld eigentlich verändern kann, beschäftigen mich viel. Wir wählen oder entscheiden jedes Mal, wenn wir etwas kaufen, wen und was wir damit unterstützen!

So bewusst war mir das in unserer Konsumgesellschaft in Europa oft nicht. Es ist viel zu einfach große Konzerne zu unterstützen, die in andern Ländern für Armut und für brutal extreme Zustände sorgen. Was ein Land auch mit sich machen lässt und was  sich andere Länder trauen, auch einfach so mit fremden Ländern zu machen erscheint mir so absurd!

Mein Projekt ist an einem Fluss und mehrmals die Woche fährt hier ein großes Schiff und pumpt Sand vom Flussboden weg. Dieser Sand wird für die Glasindustrie gebraucht, aber hauptsächlich für die Bauindustrie. Ich weiß nicht wo der Sand aus dem Fluss Krishna, welcher wunderschön und ruhig an unserem Projekt vorbeifließt  hinkommt, aber die Artikel, welche ich über die sogenannte „Sand Mafia“ gelesen ab, sind erschütternd. Wir bauen auch in Europa ohne Ende und wo kommt unser Beton, unser Handy oder Farben, Kosmetik her, in all diesen Gegenständen steckt er, der Sand. Wüstensand ist hierfür nicht zu gebrauchen. ( mehr zu dem Tema: https://www.newyorker.com/magazine/2017/05/29/the-world-is-running-out-of-sand)

Das bis zum Rand mit Sand beladene Boot.

Doch wenn wir ein bisschen weiter am Krishna fahren aus dem Projekt raus, dann fahren wir über einen riesigen Staudamm und die nicht aufgestaute Seite das Flussbetts zeigt das nächste riesige Problem, welches wir Menschen produzieren: Plastikmüll :  der ist überall und er wird immer kleiner und das weiß sicher jeder von euch, doch wie viel Plastik Müll das hier ist, darüber hab ich mir in Deutschland kein Bild machen können. Im Projekt wird der Müll und zwar einfach aller verbrannt von den Kindern als Dienst. Der Geruch des Rauches und die giftigen Gase sind sicher nicht Umwelt oder Gesundheit fördernd. Mir fällt auf, dass ich auch nicht zu 100% Bescheid weiß, was mit dem Müll, den ich so schön sortiere, in Deutschland passiert.  

Der Rabe flüchtet noch schnell vor unserem Berg an Müll und dem giftigen Rauch der aus ihm emporsteigt.

Für die Kinder ist es schon selbstverständlich den Müll noch schnell zu verbrenne.

Also Indien:  du bist wunderschön und aufregend farbenfroh und hast eine tolle Natur, aber du kannst auch für die ganzen Probleme, die wir in unserm gut behüteten Europa nicht direkt vor Augen haben, ganz schön wachrütteln.  Wenn sich der eine oder andere denkt das war ja klar, dass die Öko Soffi so einen Eintrag scheibt, dann ja ihr habt recht und vielleicht werde ich auch ein richtiger Zero waste und mega Öko wenn ich zurückkomme –  aber die Bilder, die einem tagtäglich begegnen ,sollten einen auch nicht kalt lassen!