Auch von meinem zweiten und dritten Tag habe ich viel zu berichten. Wenn das so weiter geht habe ich abends keine Zeit mehr für etwas anderes als Blogeinträge schreiben. Da ich aber zusätzlich noch Tagebuch schreibe (weil ich die Sorge habe alles direkt wieder zu vergessen) habe ich jetzt beschlossen mich unter der Woche darauf zu konzentrieren und dann einmal die Woche einen Beitrag mit den Highlights schreibe… bin mal gespannt wie gut mein Plan funktionieren wird.

Hier mal ein paar Eindrücke wie es in der Umgebung vom Dach des Shrine Buildings aussieht.

Unser Empfang hier in Mumbai bei Don Bosco war super. Alle im Shelter sind sehr freundlich und hilfsbereit. Uns wird viel erklärt und gesagt, dass wenn wir Hilfe bei irgendetwas brauchen wir immer nachfragen können. Beim Lunch hatten wir ein sehr interessantes Gespräch mit Fr. Sunil. Er hat uns von der Kulinarik in Mumbai, den indischen Festen darunter Das Lichterfest Diwali im Oktober und vielen anderen regionalen Gegebenheiten erzählt. Von ihm haben wir schon ein bisschen was über die Kultur gelernt und vor allem die Bezeichnungen und Zutaten von den verschiedenen Gerichten.

Mit einem der älteren Boys habe ich mich heute etwas länger unterhalten und er hat mir auch zugesichert „We will help you adjust“. Heute waren auch Praktikantinnen im Shelter, welche die Kinder betreuen. Ich habe mit ihnen über meine ersten 1 ½ Tage in Indien geredet bezüglich meiner Emotionen, ersten Eindrücken und das „Für ein Jahr alles hinter sich lassen, um etwas völlig neues zu Erkunden“. Die Fathers und Brothers sind ebenfalls sehr hilfsbereit. Wie haben von Fr. Lester auch heute schon unsere indischen Simkarten bekommen, sodass wir ab morgen auch außerhalb des Shelters Internet haben und erreichbar sind.

Lernen

Ich weiß nun die Hindi Bezeichnung von meinem Lieblingstier, die ich von den Kindern gelernt habe. Hathi = Elefant. Auch Begrüßungen, Fragen und wie man sich Vorstellt haben uns die Kinder begeistert beigebracht. Allerdings blieben diese Hindi Sätze mir leider nur kurz im Gedächtnis, da es eine besondere Sprache ist und meine bisherigen Sprachkenntnisse von Duolingo noch keine gute Grundlage dafür sind. Viele Kinder können kaum oder zum Teil auch gar kein Englisch, aber die älteren boys und Betreuer*innen können da mit Übersetzungen gut aushelfen. Die Kommunikation läuft bis jetzt ganz okay. Manchmal muss ich aber noch einmal nachfragen was gesagt wurde, weil es etwas laut ist (z.B. wenn auf der Straße die ganzen Autos hupen) und ich mich noch an den Akzent gewöhnen muss. Die Kinder reden uns auch oft auf Hindi an und realisieren entweder, dass wir die Sprache nicht sprechen oder sie amüsieren sich köstlich über unsere fragenden Blicke. Die Kinder sind sehr neugierig und stellen uns viele fragen wie: „ what’s your favourite animal?“, „what’s your favourite Avenger?“, „who is your favourite football player?“ und „what hobbies do you have?“ . (Die boys lieben Fußball und freuen sich immer auf die abendliche football session, die meisten von ihnen sind Ronaldo oder Messi Fans, Wir erzählen ihnen dann von deutschen Spielern wie Müller, Neuer oder meinem Lieblingsspieler Jonas Hector) Als ich erzählt habe, dass ich Klavier spielen kann, kam sofort die Frage „Can you please teach me?“.

All diese Erfahrungen haben mir jetzt schon gezeigt, dass ich viel von den boys lernen kann und sie auch von mir. Dieser Austausch ist einer der Gründe warum ich mich so sehr auf diesen Freiwilligendienst gefreut habe.

Essen

Heute habe mein erstes kulfi hier gegessen. Das ist Hindi für Eis. Es war ein Wassereis mit Orangengeschmack das in einem schmalen Plastikbeutel eingeschweißt ist. In Deutschland gibt es so etwas ähnliches, allerdings fällt mir der Name gerade nicht ein und man muss es nicht wie hier mit den Zähnen öffnen. Alles andere an Essen hat mir bisher auch sehr gut geschmeckt, vorallem Chapati (Das ist ein Dünner Fladen vergleichbar mit Tortilla, der aus Weizen hergestellt wird) zusammen mit Curry oder Dal und einem indischen Burger (Vada Pav oder Wada Pao) der eine Spizialität aus Mumbai ist. Der Burger ist mit einem Kartoffel-Gemüse-Patty belegt, der in einem Kichererbsenbackteig frittiert wird. Dazu gibt es kleine grüne scharfe Chillis. Das hat mir mit am besten geschmeckt auch wenn ich nur sehr wenig von der Chilli Schärfe vertragen habe und dadurch danach sehr satt war. 

Und so sieht das beschriebene Wada Pao aus. Das gab es nachmittags zum Tee, was erstmal ungewohnt war.

Was sonst so los war

Ich habe heute erst so richtig realisiert wo ich gerade bin und dass ich ein Jahr so weit entfernt von meinem Zu Hause, meiner Familie und meinen Freunden bin. Das hat meine Stimmung heute früh ziemlich runtergezogen und ich war ein bisschen traurig. Sobald ich aber im Shelter angekommen war, die Kinder auf mich zukamen und ich mich mit ihnen beschäftigt habe, waren meine negativen Emotionen wie weggeblasen. 

Neben den ganzen Gesprächen mit den Kindern habe ich heute die Spiele sehr genossen wie ein paar Runden 4 Gewinnt, in denen ich sogar meistens gewonnen habe und Memory, wo ich allerdings etwas schlechter abschnitt. An meinem dritten Tag habe ich auch zwei neue Spiele kennengelernt. Eins war Gobblet das ähnlich wie Tick Tack Toe funktioniert, nur dass man es auf einem Spielbrett spielt und verschieden große Spiel „Steine“ hat, die man auch übereinander stapeln kann. Das zweite ist ein indisches Spiel und heißt Carrom. Von Wikipedia habe ich gerade gelernt, dass es auch als Volkssport praktiziert wird. Meines Erachtens nach ist es eine Mischung aus Air Hockey und Billard, bei dem man die Spielsteine mit den Fingern in die Löcher an den Spielbrettecken schnipsen muss. Es hat sehr Spaß gemacht und obwohl man echt Übung dafür braucht, habe ich bereits schon einmal gewonnen (auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob mich der Junge gewinnen lassen hat oder nicht). 

Ich habe heute mit meinem Tagebuch angefangen und einen Mückenstich- und Namenzähler integriert. Hier sind so viele Moskitos zur Zeit. Sie sind zwar klein, aber tükkisch. Die Stiche jucken nämlich wie verrückt und ich habe ungelogen mindestens 32 davon. Mit dem Namenzähler möchte ich festhalten welche Namen ich an diesem Tag gelernt habe. Das ist ganz hilfreich bei 50 boys und indischen Namen.

Mir ist aufgefallen, dass mein Fußballversuch gestern doch nicht ganz so schlecht war, weil die Jungs zu mir meinten: „Nice shoot yesterday, Didi!“ und „You don’t play football today, Didi?“. Das ermutigt mich nächste Woche wieder zu Spielen. Die sportliche Betätigung und Anstrengung fühlen sich nämlich gut an und die Temperaturen sind auch noch aushaltbar für Sport.

Eine lustige Anekdote habe ich auch noch. Auf dem Weg zum Fußballfeld hat uns ein Junge gefragt was für Tiere in deutschen Wäldern leben. Da mir nicht eingefallen ist, was Wildschwein auf Englisch heißt, fragte ich den Jungen, ob er Pumba aus König der Löwen kennt und meinte dann: „There are Pumbas living in our German forests“. Es ist zwar nicht ganz das gleiche, aber Warzenschweine und Wildschweine sind sich noch am ähnlichsten. 

Meinen Beitrag möchte ich heute beenden mit einem schönen Willkommens Bild das einer der boys für uns gemalt hat, worüber wir uns echt gefreut haben.

So sieht das Kunstwerk aus

Als kleine Anmerkung noch: Ich werde hier und da, wie auch in diesem Beitrag bereits Englische Wörter und Sätze verwenden, da ich teils zitiere und teils die Wörter so einfach passender sind. (Also Sorry an Mama und vielleicht noch andere Leser, die sich jetzt mal das ein oder andere übersetzen müssen, aber da müsst ih durch 😉 )

Herzliche Grüße an euch!