Hey ihr Lieben,
dieser Beitrag sollte eigentlich schon vor 4 Tagen online sein, aber irgendwie hat mein Laptop mal gedacht er spinnt jetzt einfach mal ein bisschen. So war ich die letzten Tage damit beschäftigt mein Laptopproblem zu beheben und deswegen kommt hier nun endlich mein nächster Beitrag. Weil ich ehrlich gesagt zu faul bin alles nochmal neu zu schreiben (und schonmal Vorwarnung der Beitrag ist nicht der kürzeste) und die Daten dementsprechend noch auf vor einer Woche (letzten Montag) bezogen sind, kann es vielleicht etwas verwirrend sein. Aber denkt euch einfach ihr lest das (bzw. habt den Blog) letzten Montag (gelesen) und dann sollte es hoffentlich nicht allzu verwirrend sein. Wenn es doch so sein sollte und ihr Fragen habt, könnt ihr mir gerne einfach einen Kommentar da lassen 😉
Naja jetzt auf jeden Fall viel Spaß beim Lesen meines Beitrags!! (der eigentlich am 8.10. online gegangen sein sollte)
Der letzte Beitrag ist zwar noch nicht so lang her, aber seit gestern ist es offiziell: Ich bin jetzt schon einen Monat hier im Don Bosco Care Home. Schon etwas unvorstellbar muss ich sagen. Im einen Moment fühlt es sich an, als wäre ich gestern erst zusammen mit Annalena das erste Mal in die Einfahrt zum Care Home gefahren. Und dann hat man wieder dass Gefühl schon ewig hier zu sein. Diese kurze und doch lange Zeit ist natürlich nicht einfach so verstrichen.
Von der ersten Woche habe ich ja schon berichtet. In diesem Beitrag möchte ich das, was zwischen dieser und jetzt alles passiert ist, etwas darlegen:
Das erste Mal Salem City:
Vor zwei Wochen sind wir zusammen mit einem der Angestellten und einem ehemaligen Care Home Boy zum ersten Mal ins Zentrum Salem gefahren. Das Care Home liegt ziemlich außerhalb und mit der Riksha fährt man ca. 20 Minuten bis man wirklich in Salem ist. Von unseren beiden Vorgängerinnen haben wir schon den Kontakt eines Riksha-Fahrers bekommen, der auch die zwei immer in die Stadt gefahren hat (Es wurde schon immer gescherzt, dass er der persönliche Chauffeur der Volunteers sei, weil seine Nummer immer traditionell weitergegeben wird hihi) Das erste Mal mit einer Riksha mitzufahren war echt cool. Die haben die perfekte Geschwindigkeit, um die komplett neue und beeindruckende Landschaft um einen herum anzuschauen und zu bestauenen. Ich hab echt die ganze Hin- und Rückfahrt nur in der Gegend umeinander geschaut haha. Nachdem wir einen kurzen Plan geschmiedet haben, wo es denn überall hingehen soll, fuhren wir erstmal auf die Bank. Wir haben unser erstes indisches Geld abgehoben – indische Rupien. Das man sich etwas darunter vorstellen kann: 1€ sind ungefähr 92₹ (indische Rupien). Weil wir keinen Plan hatten, wie viel wir für was brauchen, hab ich einfach mal den höchstmöglichen Betrag abgehoben – 10.000₹ (ca. 117€). Mit einem vollen Geldbeutel ging es dann auch gleich weiter zur ersten Station unserer Tour – Kleidung shoppen. Spätestens da war ich dankbar, dass wir unsere zwei Begleiter dabei hatten, die uns zum einen übersetzten und auch halfen, gute Qualität zu einem günstigen Preis zu finden. Juhuu, die erste eigene indische Kleidung war geshoppt – die Auswahl war echt riesig und vor allem richtig bunt, ich fands megaaa!! Danach ging es auch schon weiter, um mir wirklich einen Herzenswunsch zu erfüllen. Wir machten Halt in einer kleinen unscheinbaren Gasse, um in einem kleinen Musikgeschäft eine Gitarre zu kaufen. Wer mich kennt, weiß wie viel mir die Musik bedeutet und wie gern ich selber musiziere. Seit diesem Tag hat das Care Home neben einem Keyboard und Drums jetzt auch eine Gitarre, die schon sehr fleißig nicht nur von mir benutzt wird. Auch ein paar Jungs waren schon motiviert ein einzelne Akkorde darauf zu versuchen. Allerdings verziehen die meisten nach ca. 5 Minuten das Gesicht und beschweren sich, dass ihre Finger wehtun – ja mei Akkorde auf den Seiten zu greifen muss geübt werden und da bleiben am Anfang die Schmerzen an den Fingerkuppen nicht aus…
Aber ja ich schweife ab. Nach diesem Highlight-Einkauf haben wir dann noch ein paar Haushaltssachen gekauft. Dabei war hier das wichtigste, was im EInkaufswagen landete: Klopapier!! Zum Abschluss haben wir uns dann noch typische indische Snacks gegönnt – die Schärfe der warmen Gerichte ist teilweise nix gegen den ein oder anderen Hardcoresnacks huiuiui!! Nach einem frischgepressten Smoothie und einem kleinen Eis fuhren wir dann schon wieder zurück ins Care Home.
Mein Fazit: Salem, das schreit nach einer Wiederholung!!
Parents Meeting:
Vorletzten Sonntag war für Annalena und mich ein wirklich besonderer Tag, auf den wir schon sehr hingefiebert haben. Zum Auftakt der Ferien, die letzte Woche waren, gab es im Care Home ein sehr schönes Event – das Parents Meeting. Ein- bis zweimal im Jahr werden die Familienmitglieder der Boys ins Care Home eingeladen, um so den Kontakt zwischen ihnen und den Boys zu pflegen und aufrecht zuerhalten. Zusätzlich können so auch organisatorische und wichtige Dinge persönlich mit den Familienangehörigen besprochen werden. Die Boys haben schon die Wochen vorher die ganze Zeit von diesem Tag geredet und fieberten ihm entgegen. Sie konnten es kaum erwarten ihre Eltern, Geschwister, oder andere Verwandte zu sehen!! Als der Tag dann endlich da war, trudelten vormittags so nach und nach die Familien ein. So schön dieser Tag für die Boys war, für die Besuch kam, so ernüchternd und deprimierend war er für diejenigen, die keinen bekamen. Zum einen, weil sie an diesem Tag keine Zeit hatten, zum anderen, weil bei ein paar Boys gar kein Kontakt zu ihren Familien besteht… Dementsprechend war auch meine Gefühlswelt an diesem Tag ziemlich gespalten. Ich habe mich riesig für die Jungs gefreut, dass sie ihre Familien sehen, und ich sah auch, wie gut ihnen dieser Kontakt tut. Und gleichzeitig brach es mir das Herz die Boys zu sehen, bei denen keiner gekommen ist. Zum Glück ist unter den Boys ein unglaublicher Support vorhanden und so war jeder für den anderen da, dass auch niemand allein ist und auch Annalena und ich haben veruscht, die Balance zwischen – die Familien der Boys kennenzulernen – und – für die anderen Boys dasein – zu finden. Und langweilig wurde es ja auch nicht. Für jedes große Event, was im Care Home ansteht, wird traditionell ein buntes, actionreiches Programm zusammengestellt, was die Wochen vorher fleißig geplant, geprobt und einstudiert wird. Jeder ist auf irgendeine Art und Weise darin involviert und kann sich in seiner Leidenschaft ausdrücken. Annalena und ich durften zusammen mit den kleinen Boys einen Tanz zeigen, den wir zusammen mit einem der Brothers die Wochen vorher einstudiert haben. Es hat so Spaß gemacht mit den Jungs zu proben und dann auch das Resultat unserer Arbeit zu zeigen!! Gleichzeitig haben wir so auch wieder ein Stückchen indische Kultur kennengelernt, denn der indische Tanzstil hats echt in sich. Schnelle, kraftvolle Bewegungen, die wir in kürzester Zeit (die ganze Choreo wird einfach mal in einer halben Stunde durchgezogen und dann nur noch am Stück geübt – huiuiui) in unser Hirn und unseren Körper bekommen mussten. Schwitzen war also vorprogrammiert, weil jede Performance – so auch unser Tanz – ca. 5 Minuten dauert, da wird keine Sekunde gespart. So war unser Tanz ein Mashup zweier verschiedener Songs und das hat dem ganzen dann nochmal richtig Pepp verliehen. Für Annalena und mich alles ziemlich neu, für die Jungs schon bekanntes aber doch jedes mal neu gestaltetes Schema. Neben unserem Tanz, zeigten auch ein paar der älteren Boys ihr Rhythmusgefühl in einem eigenem Tanz. Wieder ein paar andere performten eine Songeinlage zusammen mit den Brothers und die großen Boys zeigten eine Silentacting-Performance. Ich war richtig beeindruckt, wie kreativ und talentiert die Boys sind und es hat so Spaß gemacht ihnen zuzuschauen!! Nach dem Programm gab es dann ein gemeinsames Mittagessen und danach hieß es dann schon wieder Abschied nehmen. Aber nicht die Boys verabschiedeten sich von ihren Familien, sondern Annalena und ich von den Boys. Da die kommende Woche Ferien waren, durften sie diese Zuhause mit ihrer Familie verbringen.
Dementsprechend ruhig war es im Care Home die letzte Woche. Ca. 15 Boys waren noch da – die älteren, die aufs College gehen und deswegen keine Ferien haben und die, bei denen die Familie keine Zeit hat bzw. keinerlei Kontakt zu irgendwelchen Familienmitgliedern besteht. Ich sah das aber als Gelegenheit, diese Boys besser kennenzulernen. Grad die älteren sehen wir sonst fast gar nicht, weil sie in der Früh schon vor die Kleinen Frühstück machen los ins College müssen und Abends haben wir die kleinen Boys in der Studytime und sie selber lernen da ja auch… Und in der Tea- und Gamestime, die insgesamt 1,5 Stunden ca. beträgt mit 40 Boys Kontakt aufzunehmen ist einfach nicht machbar (zumindest wüsst ich nicht wie haha) So konnten wir die letzte Woche, während die anderen Boys die Ferien über daheim waren, uns den ganzen Abend den Größeren widmen. Wir saßen uns in der Studytime zu ihnen, haben schöne und auch lustige Gespräche geführt und auch versucht bei der ein oder anderen Hausaufgabe oder Arbeitsaufträgen zu helfen. Das war echt schön auch mal mehr Zeit mit den Großen verbringen zu können.
Und trotz der kleineren Anzahl an Boys wurde es nicht langweilig:
Am Freitag wartete nämlich eines der bisher größten Abenteuer auf uns. Wir sind zusammen mit den größeren Boys, einem Brother und einem Angestellten auf einen Berg neben dem Care Home gelaufen. Voll motiviert gingen wir los und nach einer kurzen Strecke auf geteertem Weg wurde schnell klar – Wanderweg ist in Indien ein Fremdwort!! Als hätte man einfach wahrlos irgendeine Stelle ausgesucht, bogen wir irgendwann rechts ins Gestrüpp ab. Im Gänsemarsch durchqueerten wir sämtliche Dornenbüsche, Kaktussträucher und anderes Pflanzengestrüpp. Zwischendurch gab es dann auch noch ordentliche Kletterpassagen! Mit Vorsicht und dem ein oder anderen Blick auf die Klettermethode der Boys erklommen wir die rutschigen Steine und spätestens da war ich dankbar, dass wir unsere sonst so bequemen Schlappen durch feste Schuhe eingetauscht haben!! Wir waren wirklich bemüht, den schnellen und sicheren Schritten der Boys hinterherzukommen und kamen dabei ordentlichst ins Schwitzen – das warme Klima ist schon immernoch etwas herausfordend für uns… oben angekommen war der anstrengende Aufstieg aber sowas von nebensächlich geworden. Einen Ausblick wie diesen habe ich noch nie in meinem Leben gesehn und war die ersten Minuten nicht nur sprachlos, weil ich aus der Puste war, sondern auch, weil die Landschaft einem den Atem raubt!! Ich stand wirklich da und war geflasht – zum einen von der Natur, den Bergen, der Vegetation. Zum anderen, weil wir endlich mal einen Blick von oben auf das Care Home bekamen und auf das, was sich darum alles erstreckt. Da wurde mir auch nochmal vor Augen geführt, wie riesig Salem eigentlich ist. Bei einer 180°- Drehung war immer ein Teil der Stadt im Hintergrund zu sehen und das fand ich wirklich beeindruckend! Nachdem wir den hammer Ausblick eine Weile genossen haben, ging es dann schon wieder an den Abstieg, denn am Himmel wurde es auf einmal ziemlich düster. Es bahnte sich ein Gewitter an und wir hatten schon noch ein Stück vor uns bis zum Care Home. Nach kurzer Zeit kamen dann schon die ersten Regentropfen, die den Abstieg zunehmend erschwerten. Auf nassen rutschigen Steinen macht es echt keinen Spaß zu laufen, also sind wir ins sitzen und rutschen übergegangen. Ganz zum Leidwesen meiner Hose, die das auf den Steinen herumrutschen nicht so geil fand und dann einfach mal riss. Glücklicherweise war mein T-Shirt lang genug um den nicht ganz so kleinen Riss an meinem Hinterteil zu verdecken, damit es niemand sieht hihi. Eine Stunde später, die ein paar Verirrungen und ein miiiiiinimales Gefühlschaos (von Panikattacke bis hinzu Lachkrampf) beinhaltete, kamen wir dann schließlich alle klitschnass aber heil im Care Home an. Nach einer wohlverdienten Dusche war das Geschehene schon gleich etwas mehr verdaut und in Gedanken war da nicht nur der äußerst verrückte und nicht ganz so leichte Abstieg, sondern auch wieder die unglaubliche Aussicht, die ich da oben hatte!!
Am Samstag gab es dann nochmal viele neue Eindrücke, die auf mich warteten. Wir sind am Nachmittag mit den großen Boys und den Brothers nach Salem gefahren. Verkehrsmittel: öffentlicher Bus!! Es war sooooo verrückt zum ersten mal im indischen öffentlichen Verkehr zu sein. Überall bunte Busse, die meisten ohne Türen (joa da sitzt man einfach neben einem offenen Eingang haha). Unser eigentliches Ziel war ein „Zoo“ (uns wurde schon gesagt, dass es nicht das sein wird, worunter wir einen Zoo verstehen), den wir aber nie erreicht haben. Ich habs nicht so ganz gecheckt, ob der Bus aus irgendeinem Grund nicht wie geplant dort hinfährt oder wir einfach nur in den falschen eingestiegen sind haha… Naja, dann eben Planänderung. Aus dem Bus ausgestiegen, war unser nächstes Ziel ein Wasserpark, zudem wir dann zu Fuß gelaufen sind. Eine Stunde Spaziergang durch Salem war für mich eigentlich schon Abenteuer genug, denn ich war einfach nur mit umherschauen beschäftigt. Die vielen Läden, die Struktur der Stadt, der Verkehr,… Ich hätte einfach den ganzen Tag weiterspazieren können, jeden Meter sah ich wieder etwas anderes, dass meine Aufmerksamkeit fesselte. Und teilweise einfach so banale Dinge, die ich einfach von meinem Leben in Deutschland nicht so kenne und ich deswegen interessant fand. Die Boys haben das gar nicht verstanden, warum ich mit dem Schauen nicht mehr hinterherkam. Aber klar für die ist das einfach normal und unspektakulär und sie waren auch eher genervt von dem langen Fußmarsch. Am Ziel angekommen musste ich erst mal lachen. Der besagte Wasserpark bestand aus zwei leeren Becken, deren Fliesen komplett kaputt waren, und zwei weiteren Becken, wobei bei einem ein „Betreten verboten“-Schild war und das andere nur für Kleinkinder war. Zwar wollten wir sowieso nicht baden, aber bisschen eigenartig war unser Alternativziel schon. Aber die Zeit haben wir trotzdem kreativ genutzt, indem wir ein Photoshooting in der doch Abwechslungsreichen Kulisse gemacht haben. Die Boys lieben es Bilder zu machen und dementsprechend gefüllt ist meine Gallerie mittlerweile haha. Nach einer Weile Fotos machen, chillen und ratschen ging es dann auch schon wieder zurück ins Care Home und wir ließen den Tag mit einem Film ausklingen. Für die Boys war der Tag eher ziemlich öde, für mich aber wieder eine Bereicherung, was die indische Kultur und die Umgebung, in der ich mich befinde, angeht!
Am Sonntag trudelten dann schon wieder die ersten Boys von Zuhause ein, um am nächsten Tag in die Schule zu starten. Der eine war mehr motiviert, der andere weniger. Aber was muss, das muss. Die Woche mit den großen Boys war echt schön aber ich war auch happy, die kleineren Boys wieder zu sehen und man merkt einfach gleich, wie das Care Home wieder lebendiger und vor allem lauter wird.
Da das alles ja jetzt auch schon wieder eine Woche her ist, hab ich mir vorgenommen, ab jetzt im regelmäßigem Abstand zu schreiben. Alle 1-2 Wochen werde ich hier von meinen Erlebnissen berichten und auch auf das ein oder andere Thema separat mal eingehen. Und auch die Länge meiner Einträge versuche ich zu reduzieren (wenn man einmal schreibt, ist es gar nicht so leicht wieder aufzuhören upsiii), damit es auch für euch angenehmer zu lesen ist!!
Also dann bis bald!!
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