Endlich 18! So hieß es für mich dieses Jahr im März. Das Erreichen der Volljährigkeit bringt einige Veränderungen mit sich. Unter anderem bedeutet es wählen gehen zu können. Und dann ist 2017 auch gleich noch Bundestagswahl. Doch Stop! 24. September…das heißt ich bin schon weit weg von Deutschland.- Ich war gespannt, wie ich die Wahl erleben werde.

Kurz vor der Abreise habe ich dann Briefwahl beantragt, um trotzdem mein Wahlrecht ausüben zu können. Ganz besonders war ich dann natürlich auf das Wahlergebnis gespannt.

Wie ich den Bundestagswahlsonntag verbracht habe?

Mitte September erhielt ich eine Einladung von der deutschen Botschaft zur Wahlparty. Ich freute mich sehr darauf und machte mich, aufgeregt was mich erwartet, am Nachmittag gemeinsam mit Barbara und Gina mit den Zems zur deutschen Botschaft auf. Als wir dort ankamen, waren wir etwas verwundert, denn der erwartete rote Teppich war nirgends zu sehen 😉. Nein es war ganz anders, sogar das Eingangstor war verschlossen. Glücklicherweise war zumindest der Pförtner anzutreffen und dieser konnte uns aufklären. Die Wahlparty findet in der Residenz des deutschen Botschafters statt. Wir bedankten uns für die Wegbeschreibung und machten uns auf den Weg. „Bei der zweiten Kreuzung links und dann gleich rechts – es ist nicht weit!“ So hieß es. Wir nahmen es mit Humor, dass wohl keiner von uns die Einladung genau gelesen hatte. Zu Fuß durch das Botschaftsviertel, vorbei an den großen Gebäuden, waren wir nach fast einer Stunde immer noch nicht angekommen. Auch die zahlreichen Securities vor den anderen Landesvertretungen konnten uns nicht weiterhelfen. Bei knapp 30 Grad Celcius, hoher Luftfeuchtigkeit und dem Ziel nicht in Sicht war die Stimmung kurz davor zu kippen als wir beschlossen, mit zwei Zems zurück zur deutschen Botschaft zu fahren. Der Pförtner machte recht große Augen als wir nach

Endlich angekommen! Die Freude darüber sieht man uns wohl an unserem Strahlen an.

über einer Stunde wieder zurückkamen. Gerne erklärte er uns erneut den Weg und löste das Missverständnis auf. Er hatte bei seiner Wegbeschreibung die Kreuzung an der wir standen als erste Kreuzung mitgezählt. So kamen wir dann mit einiger Verspätung endlich bei der Residenz des deutschen Botschafters an. Nach einer kleinen Passkontrolle und der Anmeldung waren wir wahnsinnig froh endlich dort zu sein.

 

Schon seit Tagen waren wir gespannt was uns erwartet. Wie viele Deutsche halten sich wohl im Moment in Benin auf? Auf den Straßen hatten wir bis dahin annähernd keine Weißen gesehen. Und selbstverständlich waren wir auf das Wahlergebnis gespannt. Als wir durch die kleine Palmenallee liefen waren schon ungefähr 150 Menschen dort, teilweise Deutsche in ganz unterschiedlichem Alter, teilweise Beniner. Gina, Barbara und ich verbrachten den Abend dort bei Schnitzel und Kartoffelsalat, der Übertragung der Hochrechnungen zu der Bundestagswahl und netten Gesprächen. Wir unterhielten uns mit vielen anderen deutschen Freiwilligen. Alle waren in unserem Alter und machen einen sechs bis zwölf monatigen Freiwilligendienst über verschiedene Organisationen in Städten oder Dörfern in Benin. Gespannt verfolgten wir immer wieder die Hochrechnungen des Wahlergebnisses, das wir ja zum ersten Mal selbst mitbestimmen konnten.

Mehrmals an diesem Abend musste ich wiederholen was wir doch für ein Glück haben. Wir sind zu so einer tollen Wahlparty eingeladen, weil wir in Deutschland geboren wurden. Wir haben dort einen schönen unbeschwerten Abend verbracht. Gleichzeitig wusste ich, dass ich morgen meinen Tag mit Kindern verbringe, die nicht so viel Glück haben. Umringt von Palmen, grünem Rasen und einem Swimmingpool hatte ich an diesem Abend meinen „Kuturschock“.

Jetzt bin ich gespannt auf die Regierungsbildung und ob es anders als in der Überschrift nun viel mehr „Jamaika in Deutschland“ geben wird.

Sogar „Angela Merkel“ durften wir treffen und sicherten uns natürlich gleich ein Foto!

 

Bis bald,

Marie-Luise