Zugegeben, ich bin kein großer Bushido Fan. Dennoch muss ich ihm recht geben: „Man muss unterscheiden zwischen Theorie und Praxis.“ [1]
Ein ganz normaler Tag im Boys home
Theoretisch ist der Tagesablauf im Boys home nämlich klar geregelt. Es beginnt um 5Uhr morgens mit einer kalten Dusche, einem kleinen morning prayer, gefolgt von Frühstück und dem Gang zur Schule. Wieder Zuhause angekommen werden um 15Uhr erstmal die hungrigen Mägen gefüllt. Doch für mich fängt das Lernen jetzt erst an. Von Besteck ist hier keine Spur zu sehen. Daher versuchen mir die Jungs jeden Tag aufs Neue beizubringen, wie man mit den Fingern eine Mulde in die klebrigen Beilagen formt, um so die Soup in den Mund zu beförden, ohne dabei (wie ich) die Hälfte zu verlieren.
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen
Im Anschluss daran werden nach einigen widerwilligen Seufzern die täglichen Hausarbeiten erfüllt und die Kleider gewaschen – ebenfalls per Hand versteht sich.
Während sich die Arbeit endlich dem Ende neigt, steigt die Laune der Jungs wieder. Grund dafür ist die Game time, eine meiner Aufgabenfelder. Für mich gilt wieder: Lernen, Lernen, Lernen. Die Rede ist von Fußball, Basketball und Volleyball, sowie einigen afrikanischen Spielen wie Ludo. Das Ganze funktioniert aber auch andersherum. Ich zeige den Jungs viele Spiele unserer Vorbereitung und schaffe es immer öfter, sie damit vom heiß geliebten Fußball wegzulocken.
Nähert sich einer der Jungs mit einer kleinen, weißen Box, dann wissen wir, die Game time ist vorbei. Zeit für Rosenkranz, Dusche und Abendessen. Das alles spielt sich von 18:00-19:30Uhr ab.
Vom Abiturient zum Lehrer
Weiter geht’s mit meinem zweiten Aufgabenfeld – der Study time. In dieser Zeit sollen die Jungs ihre Hausaufgaben erfüllen und sich auf den kommenden Schultag vorbereiten. Da vor allem die kleineren Jungs noch Probleme mit dem Schreiben und Lesen englischer Wörter haben, schnappe ich mir täglich 3-4 des gleichen Niveaus und lerne mit ihnen spielerisch Englisch, wobei ich mich aufgrund fehlender Zeichenkünste oftmals zum Affen mache. Was soll’s, zumindest ist so für ausreichend Abwechslung und Spaß gesorgt.
*Klingeling, Klingeling*
Study time geschafft. Wir treffen uns noch ein letztes Mal für ein kleines good night gemeinsam in der Hauskapelle, bevor wir uns fix und fertig, „pünktlich“ um 21Uhr ins Bett werfen.
Bei der Zeit, die ich täglich hier verbringe, ist das Boys home nicht nur ein Kinderheim für ghanaische Jungs, sondern inzwischen auch das zweite Zuhause einer deutschen Volontärin.
Etwas eintönig, oder?
So viel zum theoretischen Teil. Praktisch hingegen gleicht kein Tag dem Anderen. Ob durch spontane Truthanjagd, missglückende Baumfäll-Aktionen oder das Backen von gefühlt 600 Brötchen. Langweilig wird es garantiert nie. Eines darf bei all den Tätigkeiten jedoch auf keinen Fall fehlen: Musik! Und wo Musik ist, da wird selbstverständlich getanzt.
Um auch meine dancing-skills an den afrikanischen Standart anzupassen, wurde das Tanzen ein fester Bestandteil des Freitagabends, welchen ich mit Petra, einer tschechischen Volontärin gestalte.
Neben Tanz stehen Musik, indoor games, Improtheater, sowie Story evenings auf dem Programm. Zudem planen wir, Dinge wie einen first aid Abend einzubringen – Dinge, von denen die Jungs auch später noch profitieren können.
Ob wir sie auch für Themen dieser Art begeistern können werden wir noch sehen. Doch bis dahin wird getanzt, bis die Wolken wieder lila sind. [2]
In Liebe, eure Miri 🌞
[1]https://youtu.be/-86Z9tV_FWs
[2]https://youtu.be/CrYYg_atdtk
Martin Hohler
Da sag ich nur: „Do the dance…“
Miri und Maggi
Besonders bei der Hitze momentan ein Riesen Spaß, haha🌞