Langsam aber sicher hat sich in meinem Arbeitsalltag eine Routine gebildet. Hausaufgaben, Merienda, duschen und Wäsche waschen, Abendessen, Haushaltsarbeiten und Spielezeit gehören für mich zu jedem Tag dazu. Aus diesem Grund fallen die Tagesschilderungen in Zukunft eher kurz aus.
Mein letzter Montag war sehr produktiv. Ich wusch meine Wäsche, erledigte im Café Ateneo einige Aufgaben und war dabei, wie man so schön sagt, ,,richtig im flow“ . Auf der Arbeit half ich den Kleinen dann bei den Hausaufgaben und schaffte es, sie davon zu überzeugen, jene auch zu beenden. Langsam aber sicher beginnen die Kinder auch damit mir zu vertrauen und mich zu respektieren. Nach dem Abendessen spielten wir noch Fußball. Zur Schlafenszeit wurde mir die alleinige Aufsicht über die Kinder erteilt, was mich ein wenig verunsicherte, doch alles lief zum Glück gut.
Dienstags bekamen wir besuch von einem Volontär aus Argentinien, der vor dem Zwischenseminar in Cochabamba noch andere Teile von Bolivien sehen wollte. Im Mano Amiga wurde mir aufgetragen die Kinder mit Lernschwierigkeit während der Hausaufgabenzeit zu beschäftigen. Wir bastelten Origami- Mäuse, welche am Ende tatsächlich bei allen gut aussahen. Währenddessen wurden zwei meiner Schützlinge von ihrem Großvater abgeholt, was in meinen Augen sehr plötzlich geschah und mich auch recht traurig stimmte, da mir die Geschwister ans Herz gewachsen waren.
Da meine ursprüngliche Hausaufgabengruppe nur noch aus drei Kindern bestand, wurde ich diesen Mittwoch wieder den kleinen Kindern zugeteilt. Ich half ihnen bei den sehr zeitaufwendigen Kunsthausaufgaben, später wurden Anna und ich noch dazu beauftragt Hefte für die Kinder einzuschlagen. Abends spielte ich mit den Kindern noch Basketball und Fangen, bis sie gut ausgepowert waren (und ich auch).
Freitag war wohl der spektakulärste Tag dieser Woche. Morgens war der Plan, das Visum zu beantragen. Allerdings nur für zwei von uns, da der Rest noch kein Führungszeugnis hatte. Nach ewigem Warten und Passbilder machen kamen wir endlich dran. Dort erfuhr ich, dass meine Übersetzung des Führungszeugnisses nicht von der richtigen Person beglaubigt wurde, weshalb ich ohne Visum wieder heimlief. Zuhause entschieden wir, in ein größeres Einkaufszentrum zu gehen, dort etwas zu essen und später zu den Espejillos zu fahren. Das sind Wasserfälle in der Nähe von Santa Cruz.
Zuerst fuhren wir mit dem Micro (Bus) zu einem großen Markt genannt „La Ramada“, wo wir in einen ,,Trufi“ umstiegen. Dieser kutschierte uns dann zu den Espejillos. Anfangs dachten wir noch, dass wir nur 40 Minuten laufen müssten, was allerdings ein großer Irrtum war. Wir liefen an Wäldern entlang, durch einen Fluss und an vereinzelten Häusern vorbei, bis wir von jemanden erfuhren, dass man zu Fuß bis dahin drei Stunden brauchen würde. Also fragte Anna (unsere Mitvolontärin) diverse Leute, ob sie uns zu den Espejillos fahren könnten. Ein bolivianischer Bauarbeiter sagte letztendlich zu, uns auf seinem Mofa gegen Bezahlung mitzunehmen. Die abenteuerliche Fahrt auf einem viel zu kleinen Mofa, entlang an fast unberührter Natur auf hügeligen, kaum befahrbaren Straßen war eigentlich schon ein Erlebnis für sich. Die Aussicht war himmlisch- endlich mal wieder Natur nach über einem Monat reinem Stadtleben.
Als wir schließlich da waren erfuhren wir, dass die Espejillos eigentlich schon geschlossen waren. Trotzdem ließ man uns nach einigem Diskutieren für einen kleinen Aufpreis herein. Wie flüssiges Silber rann das Wasser die Felsen hinunter und je höher wir gingen, desto größer wurden die Wasserfälle. Dieser magische Eindruck verstärkte sich noch dadurch, dass wir alleine dort waren, da die Anlage an sich schon geschlossen war. Nachdem wir etwas geschwommen und auf den Felsen herumgeklettert sind, führte man uns zum größten Wasserfall. Von einer höheren Ebene aus sprangen wir ins Wasser und genossen jede Sekunde dieser fantastischen Aussicht.
Es war bereits dunkel, als wir die Espejillos verließen und uns fragten, wie wir zurückkommen sollten. Schließlich fuhr uns der Inhaber gegen Bezahlung mit seinem Geländewagen. Da dieser keine Sitze hatte, saßen wir auf der Ladefläche und hörten dabei Musik. Gelegentlich stand ich auf und ließ den Fahrtwind mein Gesicht streifen. Der Wald war im Schein des Vollmonds wunderschön und ich war so glücklich wie ich es hier noch nie gewesen bin.
Wieder zu Hause wuschen wir unsere Sachen und aßen danach Chili con Carne, danach gingen wir noch aus.
Das war erst einmal alles. Ich hoffe euch gefällt dieser kleine Ausschnitt aus meinem Leben.
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