Bolivien Santa Cruz

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Jahreswechsel auf bolivanisch

Hallo Welt

Und schon wieder ist es eine Ewigkeit her, seitdem ich das letzte Mal von mir berichtet habe. Seitdem ist unglaublich viel passiert!

Nach dem Camparmento, dem Zeltlager,  waren Meike und ich, wie im letzten Blogeintrag erwähnt, eine Woche mit nur sehr wenigen Kindern im Hogar. Jedoch hat dies auch sehr viel Spaß gemacht, denn die Atmosphäre war viel entspannter und die Jungs hatten auch viel mehr Freizeit.

Meike und ich durften auch einmal unsere Fähigkeiten in der Küche unter Beweis stellen und Reibekuchen mit Apfelmus kochen. Abgesehen davon, dass die Reibekuchen keine runde Form hatten, sondern ehr zerstückelt waren und das Essen erst eine Stunde später fertig war, hat es den Jungs dann doch geschmeckt. Sogar der Padre hat einen Bissen gewagt und war ganz zufrieden mit dem Resultat.

Jedoch waren wir froh, als endlich Jacintha und Lisa aus dem Camparmento zurückkamen und wir uns zu viert über die Erlebnisse und Erfahrungen austauschen konnten. Dann ging es los auf unsere kleine, große Reise durch Bolivien. Als erstes stand La Paz auf dem Programm. Um 17:30 stiegen wir in unseren Semi Cama Bus und es begann eine 16-Stunden-Busfahrt, die von vielen lustigen Momenten geprägt war.

In La Paz angekommen, wurden wir von einer angenehmen Kälte begrüßt, die jedoch auch von einer sehr dünnen Luft, aufgrund der ca. 4000 Metern Höhe, begleitet wurde. Nach kurzem Suchen haben wir dann auch ein nettes Hostel gefunden, das in der Mitte der Altstadt lag. Wir schauten uns drei Tage lang die Stadt an, bestiegen die höchsten Punkte, sowohl bei Nacht als auch bei Tag, shoppten die Wollläden leer, aßen typische Gerichte und tranken heiße Schokolade. Jedoch sollte unsere Reise noch weitergehen: Über Nacht ging es wieder im Bus nach Uyuni zum Salar de Uyuni, dem größten Salzsee der Welt.

Die Schönheit und Vielfältigkeit dieses Landes hat uns die Sprache geraubt! Eine einfach perfekte Natur. Wo man hinsah, nur eine weiße Fläche. Dass dies alles Salz sein sollte, war kaum zu glauben und ist immer noch schwer zu realisieren. Wir fuhren mit unserem Tourguide in einem Jeep über die endlose Flächen, besuchten ein Hotel aus Salz, bestiegen eine kleine Insel im Mitten des Salzmeeres und aßen schließlich Mittag auf Tischen aus Salz. Zum Abschluss eines perfekten Tages besuchten wir einen Eisenbahnfriedhof, auf dem alte Züge stehen.

Über Nacht ging es dann langsam Richtung Heimat, aber nicht, ohne einen kleinen Zwischenstopp in der eigentlichen Hauptstadt des Landes – Sucre – einzulegen. Dort verbrachten wir einen gemütlichen Tag im Zentrum und fuhren schließlich, natürlich wieder über Nacht, nach Santa Cruz.

Erschöpft, glücklich und immer noch überwältigt von der Verschiedenheit und Perfektion des Landes holte uns der Alltag schnell wieder ein! Zwei Tage später war nämlich schon Heiligabend und es galt, viel vorzubereiten. Denn Weihnachtsplätzchen durften auch bei 30 Grad nicht fehlen! Somit verbrachten wir den vierten Adventsonntag damit, von 15-24 Uhr Plätzchen für ca. 30 Kinder zu backen, sie anschließend zusammen mit Lollis und Wolle, um Armbänder herzustellen,  zu verpacken und sie schließlich noch mit einem selbstgebastelten Stern zu verzieren.

Und obwohl es so warm war, kam man doch langsam in Weihnachtsstimmung. Vor allem bei der Weihnachtsmesse wurde einem warm ums Herz und es schien auch alles ein bisschen friedlicher zuzugehen. Danach gab es das Abendessen an langen Tafeln und schließlich fanden alle, ja sogar wir, ein kleines Geschenk unterm Baum.

Die Woche zwischen Weihachten und Silvester verging wie im Flug und schon standen wir auf einmal mit Böllern in der Hand im Hogar und feierten ins Jahr 2013. Auch jedes Kind hatte eine kleine Tüte mit Böllern, Wunderkerzen und Raketen in die Hand bekommen. Alle konnten so kräftig mitfeiern. Was uns wiederum dazu veranlasste, manchmal schnell wegzurennen, wenn etwas gezielt auf uns zuflog. So starteten wir in das neue Jahr, das dann doch etwas ruhiger weiterging, als die ersten Stunden es vermuten ließen. Diese Ruhe war jedoch vorbei, als eine Woche später die anderen Jungs so langsam aus den Ferien zurückkamen. Die Wiedersehensfreude war dann doch größer als gedacht. Es war echt schön mit anzusehen, wie auch die Jungs sich untereinander freuten, sich wiederzusehen.

Was die Wiedersehensfreude jedoch ein bisschen dämpfte, war die Tatsache, dass wir für den Übergang, bis sich alles wieder normalisierte, mit anderen Gruppen zusammenarbeiten mussten. Das hatte den Hintergrund, dass oft zwei Gruppen zusammen gesteckt wurden, da noch nicht alle Kinder aus den Ferien zurückgekehrt waren und gleichzeitig fehlte es noch an Erziehern. Somit arbeitete ich für zwei Wochen mit der siebten Klasse des Hogars zusammen. Dies wäre ja nicht allzu schlimm gewesen und man hätte auch die Vorwürfe der eigenen Jungs, man sei eine Verräterin, gut abtun können, hätte man ihnen erklären können, dass das doch nur für zwei Wochen sei. Jedoch war gerade das das Problem. Man hörte von allen Seiten die Gerüchteküche brodeln, dass die Volontäre wechseln müssten und auch von den Verantwortlichen kamen Bemerkungen wie, „ach neue Kinder sind doch was Schönes!“. Das machte uns natürlich Angst, denn keiner von uns wollte die Gruppe wechseln. Als schließlich wirklich die Situation kam, dass ein Volontär für die erste Klasse gebraucht wurde, schockte uns das alle. Jedoch hatten wir das Glück, in einigen Gesprächen mit den Verantwortlichen, unsere Beweggründe zu verdeutlichen. Im Ergebnis können wir in unseren Gruppen bleiben.

Dies bedeutet für mich viele Veränderungen, denn meine Jungs sind jetzt in Intermedio, vergleichbar mit der Mittelstufe bei uns. Sie gehen somit vormittags zur Schule. Nachmittags machen sie hauptsächlich Hausaufgaben und sind somit die ganze Zeit in ihrem Gemeinschaftsraum. Ich arbeite jetzt von 14-21 Uhr, um die Jungs bei ihren Hausaufgaben zu unterstützen. Gleichzeitig planen wir weiterhin Aktivitäten wie Bastelarbeiten oder größere Aktionen, wie das Herstellen von Gipsmasken oder Nähen von Kuscheltieren.

Eine weitere Veränderung ist, dass meine ohnehin schon große Gruppe weiter wächst. Momentan sind wir 28, es sollen jedoch noch angeblich drei weitere Kinder kommen. Manchmal gestaltet es sich schwierig, auf die Neuen einzugehen. Das braucht auch wieder Zeit.

Außerhalb des Hogars haben wir uns vorgenommen, mehr von der Umgebung zu erkunden. Wir nutzen unsere freien Freitage effektiv, indem wir Ausflüge machen. Bisher waren wir an einem sehr schönen Fluss im Regenwald, haben Sandwüsten gesehen und waren in Freizeitbädern.

Am Dienstag fliegen wir nach Buenos Aires zum Zwischenseminar. Es ist kaum zu glauben, dass das gleichzeitig auch Halbzeit bedeutet.

Ich strenge mich an, zeitnah von diesem Erlebnis zu berichten!

Schöne Grüße aus der Hitze!

Katharina

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Caras felices

  1. Hey Katharina,
    ich bin einfach nur begeistert von euren vielen Ideen und Aktionen!!! 🙂
    Reibekuchen, Kuscheltiere… Wirklich spitze!!!
    Ich wünsche euch ein geniales Zwischenseminar!
    Viele Grüße ins Hogar! 😉
    Ansgar

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