Hallo zusammen

Die letzten Wochen waren unheimlich ereignisreich und anstrengend, sodass ich leider nicht dazu kam, einen Blog Artikel zu verfassen. Dafür versuche ich jetzt, die wichtigsten Momente hier zusammenzufassen!

Ich fange mit dem Ferienbeginn an:

Am 1. Ferientag war ein Ausflug geplant, zu dem wir Freiwilligen um 14 Uhr hinzustoßen sollten. Auf Grund der immerzu steigenden Temperaturen, konnte ich an diesem Samstagmorgen jedoch nur bis 6:30 Uhr schlafen. Als ich dann gerade mein Frühstück fertig hatte, klopft es und ein Kind aus dem Hogar erklärte mir aufgeregt, ich müsse mitkommen, ich würde gebraucht. Etwas verwirrt machten wir uns zu zweit auf den Weg.

Im Endeffekt brauchte man nicht mich, sondern nur meinen Schlüssel.

Jedoch überrumpelten mich die Kinder und Erzieher und meinten, wenn ich jetzt schon einmal da wäre, könnte ich auch mitkommen! Also saß ich fünf Minuten später im Auto des Padre und fuhr in einen Sportclub, den eine Ölfirma gemietet hatte, die den Kindern einen einzigartigen Tag sponserte.

Dieser fing mit einem sehr leckeren Frühstück an. Darauf folgten verschiedene Spiele, wie zum Beispiel Sackhüpfen oder Tauziehen. Das beliebteste Spiel war jedoch, mit verbundenen Augen einen Tontopf zu zerschlagen, in dem sich Süßigkeiten befanden. Natürlich wurde ich gleich in die Mitte gezerrt und musste auch einmal mein Glück versuchen. Ich habe es sogar geschafft, den Topf zu zerschlagen, jedoch fiel er mir genau auf den Kopf und eine Beule war das Andenken.

Danach hatten die Kinder etwas Freizeit, um auf dem Spielplatz zu spielen oder zu tanzen. Es ist wirklich beeindruckend, welche Köperbeherrschung die doch noch relativ kleinen Jungs haben und wie gut sie tanzen können!

Der Tag ging weiter mit einem  guten Mittagessen und Zuckerwatte für alle. Nach einer kleinen Siesta wurden dann die Schwimmbäder geöffnet und auch ich konnte endlich wieder, wenn auch wegen meines Bänderrisses noch vorsichtig, mit ins Schwimmbad!

Zum Abschluss gab es noch eine riesige Torte und einen Rucksack gefüllt mit Zahnbürsten und Zahnpasta für alle! Vollkommen erschöpft fuhren wir auf einem riesigen LKW wieder ins Hogar zurück. Am Ende des Tages war ich auf jeden Fall sehr froh, durch mehrere Missverständnisse den ganzen Tag mit den Kindern verbracht zu haben!

Die darauffolgende Zeit war sehr abwechslungsreich, so wurde zum Beispiel an einem Tag das komplette Hogar von oben bis unten geputzt oder es wurden die Geburtstage der Kinder gefeiert, die im November und Dezember Geburtstag haben.

An einem Mittwoch gab es eine Volkszählung. Da jedoch viele Menschen in Bolivien weder lesen noch schreiben können, durfte an diesem Tag zwischen 7 Uhr  und 18 Uhr  niemand auf die Straße und es kamen sogenannte „Zähler“ nach Hause und befragten jeden Einwohner Boliviens nach Job, Alter, Familienstatus etc. Da natürlich auch die Erzieher des Hogares nicht auf die Straße durften und zu Hause bleiben mussten um gezählt zu werden, waren wir Freiwilligen dazu angehalten, den ganzen Tag mit den Kindern zu verbringen. Das bedeutete ein Arbeitstag von 7-21 Uhr. Am Vormittag machten wir verschiedene Aktivitäten wie zum Beispiel Buchstabensuppe, Ausmalbilder oder andere Bastelarbeiten,  parallel dazu wurden auch die Kinder des Hogars gezählt und befragt. Am Nachmittag sind wir ins Schwimmbad gegangen und haben Sport gemacht. Wir Freiwilligen haben es dann doch einmal kurz gewagt, nach Hause zu rennen, um uns kurz abzuduschen. Es war wirklich gespenstisch! In einer Straße, in der sonst immer Menschen unterwegs sind und immer Autos hupen oder Lärm machen, wehte eine einzige Plastiktüte von links nach rechts. Jedoch hat uns zum Glück niemand gesehen und wir kamen wieder heil im Hogar an!

Abends hatte ich dann noch eine kleine Überraschung für meine Gruppe vorbereitet, da es für viele der letzte Abend im Hogar war, bevor die Jungen, die noch eine Familie haben,  nach Hause durften. Ich hatte für jeden einen Becher Pudding gemacht und kleine Tütchen mit Lollis, Wolle, um Armbänder zu machen, und einem Bild der Kinder vorbereitet. Das kam auf jeden Fall sehr gut an und die Kinder bedankten sich tausendmal!

Am darauffolgenden Morgen war es dann für viele Jungen  endlich so weit: Sie wurden von ihren Eltern oder Verwandten abgeholt, um die Ferien zu Hause zu verbringen.

Man freute sich natürlich mit jedem Kind, das freudestrahlend aus dem Raum lief, um nach Hause zu können. Trotzdem war es auch unheimlich traurig, die Enttäuschung mancher Kinder mit anzusehen, die nicht abgeholt wurden.

Es war wirklich komisch, dass an einem Ort, wo normalerweise 180 Kinder jeden Tag spielen und essen, auf einmal nur noch 30 Kinder übrig waren!Wir versuchen den etwas langweiligen Alltag mit Aktionen wie „Gipsmasken machen“ aufzumuntern.

Letzte Woche waren Meike und ich dann mit den Kindern der 1. bis 5. Klasse auf einem Camp. Leider dürfen wir vier Freiwilligen nicht die kompletten zwei Wochen mitfahren, da die Organisatoren Angst hatten, dass zu viele Verantwortliche im Camp seien. Diese Nachricht war natürlich sehr enttäuschend für uns, da wir uns auf zwei Wochen mit den Kindern gefreut hatten. Nach einigem Frust haben wir jedoch beschlossen, das Beste daraus zu machen und uns nicht weiter zu ärgern! Wie gesagt, sind Meike und ich die erste Woche losgefahren, in einen Ort namens San Carlos,  der ungefähr 2 ½ Stunden entfernt ist. Da am Samstag Meikes Geburtstag war, fing das Camp erst einmal mit einer Disco an, bei der die Kinder viel Spaß hatten, sich mit Taschenlampen auf den Tisch zu stellen und somit „Lichteffekte“ zu simulieren.

Eigentlich hatten wir auch Spiele geplant, aber nur auf Limbo und die Reise nach Jerusalem haben sie sich wirklich eingelassen.

Das Gelände dort ist eine Bauernschule mit Melkerei. Es war natürlich eine enorme Umstellung, da es nur kaltes Wasser und Plumpsklos gab.Auch die Mücken und unglaublich vielen Käfer waren anfangs  abschreckend. Aber wie sagt man so schön? Man gewöhnt sich an alles! Und die leckeren Mangos und anderen Früchte, die man einfach vom Baum essen konnte, machten dann  alles wieder gut!

Am Sonntag ging es dann ins Dorf zur Messe und danach in das Museum des Ortes. Am Nachmittag haben wir Plätzchen gebacken, in der Hoffnung, ein 1. Advent feeling zu wecken!

Für Montag war eine Olympiade geplant und so langsam stellte sich heraus, dass das Ganze doch schwieriger werden würde als gedacht. Denn die Grundeinstellung der Kinder war: Alles ist langweilig und doof! Nach ewigen Motivationsversuchen schafften wir es dann endlich, Teams zu bilden und eine mehr oder weniger erfolgreiche Olympiade mit Sackhüpfen, Tauziehen etc. auf die Beine zu stellen. Nachmittags hatten wir vor, Bälle aus Wolle zu basteln. Obwohl im Hogar alle Kinder davon begeistert waren, war es im Camp auf einmal angeblich furchtbar öde. Aber es war schön zu beobachten, dass nach und nach auch die größten Skeptiker anfingen, ihren Ball herzustellen  und am Ende sogar diejenigen waren, die am längsten mitgemacht haben.

Abends haben wir dann ein Video, mit selbstgemachtem Popcorn, geguckt. Am nächsten Tag machten wir eine Schatzsuche, bei der die Älteren der Gruppe den Weg legen konnten und die Kleineren suchen mussten. Dies kam zur Abwechslung von Anfang an gut an, da die Größeren die ihnen zugesprochene Verantwortung genossen. Nachmittags bastelten wir dann Laternen aus Pappmasché.

Die darauf folgenden Tage spielten wir viele verschiedene Spiele draußen, malten unsere Laternen an, machten eine Nachtwanderung, bastelten Injakas oder machten Wasserspiele. Und es wäre natürlich zu einfach gewesen, wenn alle Motivation und Lust an den Tag gelegt hätten. Bei den Wasserspielen war zum Beispiel ein großes Problem, dass sich keines der Kinder bei 30 Grad im Schatten nass machen wollte! Nach langen Diskussionen machten sie dann doch mit und es endete natürlich in einer Wasserschlacht mit Wasserbomben! Und auch die vorbereitete Folie mit Seifenwasser zum Rutschen kam am Ende sehr gut an. Es war immer wieder sehr frustrierend mit anzusehen, wie jeder Vorschlag von den Kindern abgelehnt wurde, aber es war dann auch wieder sehr schön, wenn die Kinder hinterher mit einem verschmitzten Lächeln zugeben mussten, dass es doch gar nicht so schlimm war und sogar ein bisschen Spaß gemacht hat. Auch sehr genossen habe ich die 2 Stunden Freizeit am Tag, an denen man mit den Kindern Karten spielen konnte oder zum Beispiel einfach nur mal kuscheln oder reden konnte.

Meike und ich mussten auch einige Male kochen, da es manchmal keine Köchin gab.Da das Brot zum Ende hin verschimmelt war, haben wir kurzerhand selbst Brot gebacken. Es war auf jeden Fall eine unglaublich anstrengende Woche.Obwohl man manchmal komplett genervt war, hat  ein  strahlendes Kindergesicht alles wieder gut gemacht! Als wir nun gestern „tschüss“ sagen mussten, haben sich alle sehr lieb von uns verabschiedet und es wurden sogar ein paar Tränchen vergossen.

Wie gesagt:Trotz der Anstrengung und auch oft frustrierenden Momente, war es eine unglaublich schöne Woche und ich bin froh über alle Erinnerungendaran!

Nun arbeiten Meike und ich für eine Woche im Hogar mit den sieben Kindern, die dort geblieben sind. Samstag kommen dann die Kleinen zusammen mit Lisa und Jacintha aus dem Camp zurück und wir haben eine Woche Urlaub, um uns vom Camp zu erholen. Geplant ist eine kleine Reise und davon werden natürlich auch Berichte hier folgen

Das war‘s erst einmal! Bis bald!

Katharina