Über mein Vorhaben

Hey, ich bin Jan und mache einen achtmonatigen Freiwilligendienst in Kolumbien. Seit sechs Tagen bin ich nun hier in Medellín und arbeite in der „Ciudad Don Bosco„, einem Wohnheim für Kinder, die in schwierigen familiären Verhältnissen und auf der Straße gelebt haben. Sie bekommen dort eine Unterkunft zum schlafen, schulische Bildung, und die Möglichkeit zu einer beruflichen Ausbildung. Außerdem gibt es auf dem Campus der „Ciudad“ viele Möglichkeiten zum Sport machen wie ein Basketballfeld, zwei Fußballfelder, eine Turnhalle und ein Schwimmbad. Die Kinder werden von den Straßen ferngehalten und erhalten eine neue Perspektive für ihr Leben.

Innerhalb des Campusgeländes wohne ich mit 4 anderen Freiwilligen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in einer WG zusammen: Patrick, Alex, Carina und Omid.

Ausreise kurz vor Weihnachten?

Eigentlich ist der 20. Dezember der ungünstigste Zeitpunkt, um auszureisen, den ich mir hätte erdenken können: Weihnachten steht kurz vor der Tür, ein Fest, das ich schon immer mit Familienfeiern und Entspannung verbunden habe. In Aufbruchstimmung für einen achtmonatigen Freiwilligendienst war ich kurz vor meiner Abreise also nicht. Allerdings hatte ich keine andere Wahl. Nach den Vorgaben von Weltwärts kann man an internationalen Freiwilligendiensten erst ab dem 18. Lebensjahr teilnehmen. Dieses hat für mich erst am 16. Dezember begonnen. Zum Glück hat mir Don Bosco Volunteers die Gelegenheit gegeben, trotzdem teilzunehmen und erst im Dezember auszureisen. Meine Mitfreiwilligen sind bereits im September ausgereist. Und obwohl ich nach ihrer Ausreise davon bedrückt war, dass ich viel verpassen würde, habe ich mich schon die ganze Zeit über auf den Tag gefreut, an dem ich auch endlich nach Kolumbien aufbreche.

Abschiede

Auf einmal war der Tag gekommen, an dem ich das letzte Mal meine Familie und Freunde sehen würde. Mein Geburtstag war das letzte Fest, was wir zusammen gefeiert haben. Obwohl dies sehr traurig war und ich wusste, dass ich sie alle vermissen werde, konnte ich mich nicht richtig auf die Abschiede konzentrieren. In der letzten Woche konnte ich nur noch ans Packen, den Stress wegen des Visums und anderes organisatorische denken. Deshalb habe ich mich einfach nur noch auf die Ausreise gefreut.

Nach 10000 Kilometern in Medellín

Die Reise von Bonn nach Medellín ging insgesamt knapp 20 Stunden und war eine der anstrengendsten, die ich je erlebt habe. Von Streiks im Frankfurter Flughafen und einem verspäteten Abflug von 2 Stunden bis 15 Minuten Sprint durch den Flughafen in Madrid, um noch den Anschlussflug zu erreichen. Dieser war nicht wirklich besser: Kopfschmerzen, unruhiger Schlaf und Halsschmerzen dank viel zu starker Klimaanlage.

Trotz allem kam ich irgendwann am anderen Ende der Welt an. Völlig übermüdet und fertig ging ich um 8 Uhr abends nach Ortszeit aus der Passkontrolle raus und traf im Eingang des Flughafens völlig überrascht auf eine riesige Menschenmenge. Mehr als 200 Menschen warteten dort mit Geschenken, Partyhüten, Luftballons und riesigen kolumbianischen Flaggen auf ihrer Familienmitglieder, die zu Weihnachten nach Hause kamen. Aber sie begrüßten nicht nur ihre eigenen Angehörigen, sondern jeden einzelnen, der durch die Drehtür kam. Das war das erste Mal, dass ich bemerkt habe, wie gastfreundlich und offen die Menschen hier sind. Genauso nett und fröhlich wurde ich von den zwei Lauras und Simon empfangen. Sie arbeiten ebenfalls im selben Projekt wie ich und haben mich netterweise abgeholt.

La Ceja

Aber damit war der Tag noch nicht vorbei. Anstatt zur „Ciudad“ zu fahren, um mich auszuruhen, sind wir direkt zu Simons Eltern nach „La Ceja“ gefahren, einem Dorf in der Nähe von Medellín. Fast jedes Haus dort war mit bunten Lichtern weihnachtlich geschmückt.

Bei seiner Familie wurden wir von der Mutter mit sehr leckeren Empanadas gefüttert und zum Abschluss tranken wir einen Schluck Aguardiente. Empanadas sind kross frittierte gefüllte Teigtaschen und Aguardiente ein Anisschnaps aus der Region. Ich wurde sehr freundlich von allen empfangen und hatte mit einigen aus der Familie noch sehr lustige Gespräche. Sehr lange sind wir aber nicht mehr geblieben. Auf der sehr langen Autofahrt nach Medellín habe ich die meiste Zeit geschlafen und konnte dann, nachdem wir angekommen sind, endlich einschlafen…

…dachte ich. Meine Mitfreiwilligen hatten da etwas anders im Sinn. In der Zeit, wo ich im Flieger saß, haben sie sich einen kleinen Spaß erlaubt:

Übersetzung: „Sorry, wir haben die Schlüssel im Zimmer gelassen. Willkommen!“

Zum Glück musste ich letztendlich doch nicht draußen schlafen.

In meinen ersten Tagen hier habe ich schon sehr viel in der Ciudad Don Bosco und in der Stadt erlebt, über das ich in diesem Blog berichten möchte. Somit wird in den nächsten Tagen schon der nächste Eintrag erscheinen.

Bis zum nächsten Mal!