Lieber Opa,

ich weiß das ich dir seit einer Weile schon nichtmehr geschrieben habe. In letzter Zeit hatte ich dann doch mehr als erwartet zu tun, davon erzähle ich dir gleich noch. In meinem letzten Brief hatte ich dir ja meine ersten Eindrücke von Montenegro vorgestellt, hier möchte ich dir kurz davon erzählen was sonst noch so passiert ist und was ich hier eigentlich alles mache.

Mein Alltag bestand in den letzten Monaten daraus an den Wochentagen im Jugendzentrum und dort als Betreuer für die Kinder zu sein. An den Wochenenden hatte ich dann Freizeit um Unternehmungen zu machen und zur Ruhe zu kommen. Davon möchte ich dir jetzt erzählen.

Eine meiner ersten größeren Unternehmungen war es eine Fahrradtour nach Albanien, dort habe ich mich mit meinem Mitfreiwilligen Jannis getroffen, der in Shkoder seinen Dienst macht, und wir sind  zusammen an den Skahdar-See gefahren. Die Fahrradtour selber war auch schon ein echtes Abenteuer ich hätte nie gedacht, dass es auf der abgelegenen Bergstraße so viele wilde Hunde gibt. Das ich dabei noch einen Schinken im Gepäck hatte, war wahrscheinlich nicht wirklich hilfreich. Letzten Endes habe ich dann aber eine Stelle ohne Hunde für eine kurze Pause gefunden. Kurz darauf wurde ich dann aber von sehr neugierigen jung Bullen überrascht die sich an meiner Tasche interessierten. Letzten Endes hat es sich aber auf jeden Fall gelohnt. Das Wetter war super und am Abend sind wir dann noch in ein Restaurant am See gegangen. Nur der Rueckweg war nicht so schön da es mittlerweile dunkel geworden war und ich an sämtlichen Hunden nochmal vorbei musst.

Auch den Rest der Natur Montenegros habe ich erkunden dürfen so habe ich vor Allem im Sommer oft Unternehmungen mit meinem Mentor und meinen Mitfreiwilligen zum Meer gemacht. U.a. waren wir in Budva und Ulcinj. Dort war zwar schon die Saison vorbei allerdings war es immer noch ziemlich voll und die Altstadt von Budva hat mich ein wenig an Carcassonne in Frankreich erinnert.

Als es langsam Winter wurde sind Lia, Alex und ich dann auch einmal in einen der Nationalparks gegangen. Dort hatte es auch schon geschneit und so haben wir eine kleine Winterwanderung unternommen. Begleitet wurden wir von zuerst einem, später dann mehreren „wilden“ Hunden, die sich später aber als nicht ganz so wild herausstellten als ein Auto kam und die Hunde mitnahm. Zusammen sind wir dort zuerst zum hier zu sehenden schwarzen-See und anschließend zu einem See am Fuße des Bobotov Kruk gewandert, dem höchsten Berg Montenegros.

Aber auch in Podgorica sind wir oft unterwegs gewesen so sind wir vor allem am Anfang sehr oft ausgegangen. Später waren wir dann auch auf einigen Konzerten, im Kino haben Theatervorstellungen besucht und sind essen gegangen. Besonders die hier „erfundenen“ Ćevapčići- Würste waren beliebt.

(Jedes Land im Balkan hat etwas „erfunden“ neben den Ćevapčići-Würsten behaupten die Montenegriner z.B. auch die ersten gewesen zu sein eine Gabel erfunden zu haben.)

Aber auch unter der Woche hatte ich noch sehr viel Freizeit so besuche ich seit Anfang Oktober regelmäßig einen Sprachkurs für Montenegrinisch. Montenegrinisch ist im Prinzip ein Dialekt von Serbo-Kroatisch gewesen und hat sich erst seit der Unabhängigkeit von Montenegro zu einer eigenen Sprache entwickelt. Mittlerweile kann ich auch ein wenig montenegrinisch: Dobar dan, ja sam Imre iz Njemački. Upravo ja živim u Podgorici i radim u Omladinski centru u Don Bosku.Eigentlich macht mir das sehr viel Spaß aber die Grammatik und die Sonderzeichen „čćšž“ machen mir immer noch Probleme. Außerdem bin ich in der Sprachschule auch in Unterrichtsbesuchen tätig. So begleite ich dort zwei Klassen die hier Deutsch lernen um mit ihnen ein wenig Deutsch zu sprechen.

Quelle: Don Bosko Centar Podgorica

In meinen letzten Brief hatte ich den Circus den es hier gibt erwähnt. Auch dort bin ich mittlerweile recht aktiv. Montag-, Mittwoch- und Freitag-abend trainiere ich dort zusammen mit anderen Erwachsenen. So habe ich jetzt schon das Jonglieren mit drei Bällen gelernt. Neben der Gruppe in der ich aktiv bin gibt es noch zwei weitere Gruppen einmal den Sozialen-Circus der kostenfrei Kindern Akrobatikunterricht gibt, und eine Zirkusschule in der die Kinder vertieft und intensiver lernen. Diese zuletzt genannte Gruppe hatte jetzt am 17. Dezember eine Vorführung. Bei dieser habe ich zusammen mit einem weiteren Freiwilligen die Lichtshow erstellt und durchgeführt.

Meine Hauptbeschäftigungen dieses Halbjahr war aber das Animatoren-Zimmer. Dieses Zimmer im Jugendzentrum ist ein Raum der für Animatoren also die Freiwilligen die hier wohnen. Das Zimmer ist leider über die letzten Jahre ein wenig in Mitleidenschaft geraten. Deshalb habe ich zusammen mit Lindon, einem Mittarbeiter des Jugendzentrums, einige Projekte gestartete die zur Finanzierung einer Renovierung dieses Raumes beitragen sollten. Letzten Endes haben wir zwei Projekte durchgeführt zuerst haben wir Adventskränze gebunden und dieses anschließend an Gemeindemittglieder verkauft. Das zweite Projekt war der Weihnachtsmarkt. Eigentlich gab es zwei Weihnachtsmärkte der erste war in Tuzi einer Nachbarstadt von Podgorica. Hier war ich der Hauptverantwortliche für unseren Stand was interessant war. Das hier zu sehende Bild stammt von Diesem. Der zweite Weihnachtsmarkt fand vor der Kirche statt. Auf beiden habe ich jeweils für eine Woche den Glühwein und Würstchen verkauft.

In den letzten Wochen seit ich wieder aus Deutschland zurück bin habe ich dann mit meinem persönlichen Projekt wirklich angefangen, die sogenannte „library of languages“. Dieses Projekt hat das Ziel eine soziale Fremdsprachenbibliothek für die Menschen vor Ort darzustellen. Du hattest ja für diese schon einige Bücher gespendet. Jetzt zeigen sich erste Erfolge einige Botschaften haben sich bereit erklärt Bücher zu spenden. Momentan arbeite ich zusammen mit den Mitarbeitern hier daran aus meiner Idee ein offizielles Projekt zu machen. (Hier kannst du Bilder zu meinen Fortschritten auf unserer Website betrachten).

Ich hoffe dir geht es gut mir geht hier hervorragend, auch wenn ich momentan ein bisschen viel zu tun habe.

Mit freundlichen Grüßen

Dein Enkel

Imre