Hendrik entdeckt Indien

Mein Freiwilligendienst in Keela Eral

Chilli, Curry & Co. – Essen in Indien

Vor meiner Reise nach Indien hab ich mir – um ganz ehrlich zu sein – schon etwas „Sorgen“ bezüglich des Essens gemacht. Zuhause war ich immer derjenige, welcher am wenigstens mit scharfem Essen zurechtkam. Deshalb stellt ich die Frage, wie hab ich die letzten zehn Monate, in einem Land, das für scharfes und würziges Essen bekannt ist, überlebt?

Die Südinische Küche

Von dem typischen indischen Essen erstmal natürlich nicht die Rede sein. Wie auch in Deutschland haben alle Regionen ihre eigenen Spezialitäten. Im Süden wird so gut wie alles aus Reis hergestellt. Wenn man diesen nicht in seiner ursprünglichen Form kocht, wird aus Reismehl und Linsen ein Teig zubereitet. Aus einer dünnen Schicht Teig in der Pfanne (wie bei einem Pfannkuchen) wird ein kuspriges Dosa. Eine Art kleine Küchlein erhält man nach fermentieren und gahren des selben Teigs. Beides hat einen etwas säuerlichen Geschmack und wird mit Sambar (Gemüsesoße) und Chutney gegessen.

Mittagessen in der Schule: ein Ei ist immer dabei

Zweiteres basiert auf pürierten Kokusnussfleisch und wird meistens mit Chilli, Pfeffer oder Curryblättern gewürzt. Aber selbst Nudeln werden hierzulande aus Reismehl hergestellt und Iddiyappam genannt. Diese Gerichte füllen morgens und abends dann fast schon den gesamten Speiseplan der Woche. Mittags esse ich, in unterschiedlichsten Zubereitungen, seit nun schon elf Monaten jeden Tag Reis – ja, wirklich jeden Tag.

Parotta – unser Favorit

„Importiert“ aus dem indischen Norden gibt es Abends jede Woche aber auch Chapati, ein sehr dünnes Fladenbrot. Parotta, eine andere Art von Fladenbrot, ist Jakobs und mein Lieblingsessen. Da es aber im Vergleich zum sonstigen indischen Essen recht ungesund ist, wird es bei uns im Haus so gut wie nie zubereitet. Wenn wir es essen wollen, müssen wir in einem Hotel einkehren. Nicht wundern, Hotels werden die Restaurants in Indien genannt.

Einweiteres südindisches Frühstück: Poori

Als Vegetarier habe ich so gut wie nie Probleme mich ausreichend mit Essen zu versorgen, denn Fleisch oder Fisch gibt es nur selten. Außer wenn besondere Festen und Geburtstage gefeiert werden, dann wird reichlich sogananntes „non-veg“-Essen aufgetischt. Angeblich ernähren sich über 30% der Inder fleischfrei, meistens religiös durch den Hinduismus begründet. Dies führt dazu, dass die Restaurants hier schon auf ihrer Fassade mit „Pure Veg“ oder „Non-Veg“ werben. Dies erspart uns dann praktischerweise die Frage, ob ein unbekanntes Gericht vegetarisch ist oder nicht.

Gesund und Frisch

Gegessen wird von der ländlichen Bevölkerung nur, was auch nahegelegen angebaut wird. Lange Transportwege halten die Lebensmittel bei den Temperaturen hier nicht aus und so wird fast täglich auf dem Markt frisch eingekauft, was für die bevorstehenden Mahlzeiten gebraucht wird. Oft fehlt nämlich auch in den Haushalten die Möglichkeit das Essen zu kühlen und damit länger haltbar zu machen. Vor allem das frische Obst, werde ich in Sachen Geschmack und Vielfalt vermissen, wenn ich zurück in Deutschland bin. Die letzten Monate brach die Erntezeit für die Mango an und – Halleluja! – unglaublich, himmlisch… Aber auch Guaven, Granatäpfel, Papayas, Orangen, Datteln, Bananen,…(ich könnte noch ein wenig weiter machen) sind nicht nur extrem lecker, sonder können auch die Schärfe im Mund, nach dem Essen, angenehm lindern.

Die Shops bieten Snacks…

…Früchte…

…Gemüse…

…Gewürze…

…und alles was sonst noch das Herz begehrt.

Andere Länder, andere Sitten

Aber nicht nur an das unbekannte Essen muss man sich anfangs gewöhnen, sondern auch an die Einnahme davon. Nur die Finger der rechten Hand werden dazu verwendet. Die ersten Tage haben wir den Reis noch irgendwie in unsern Mund rieseln lassen, wobei zweimal die Hälfte wo anders gelandet ist, bis uns dann die richtige Technik beigebracht wurde. Dabei schiebt man das Essen mit dem Daumen von den Fingerspitzen der restlichen Finger in den Mund.

In meinem Element

Ein paar Wochen Übung und man ist damit schon sehr flink unterwegs. Eine weitere kleine Besonderheit stellt aber auch die Art und Weise dar, wie die Inder Trinken. Anstatt das Glas ansetzten, kippen sie das Wasser einfach nur in ihren Mund. Auch dies bedarf etwas Übung, damit man auch wirklich die Öffnung trifft und sich nicht unfreiwillig eine Dusche verpasst. Durch diese Art des Trinkens ist eine ausführliche Reinigung des Bechers – im Restaurant beispielsweise, stehen immer Becher und eine Kanne Wasser am Tisch bereit – nicht mehr wirklich notwendig. Mein Mitvolontär Matteo hat es einmal ganz treffend ausgedrückt indem er gesagt hat, dass es einfach zuviele Inder gibt um die Becher nach jeder Benutztung ausführlich zu waschen. Natürlich wird das im Restaurant (mehr oder weniger?) gemacht, jedoch auf Veranstaltungen oder in der Schule stehen beim Wasserkanister immer ein Becher bereit, und ein Inder nach dem anderen kippt sich das Wasser in den Mund ohne den Becher mit den Lippen zu berühren. Es wäre also garnicht möglich jedes mal den Becher aufs neue zu waschen.

Auf Reisen nimmt der Deutsche ja gerne ein belegtes Brötchen mit. Hier in Indien wäre es unsinnig etwas von zuhause einzupacken, wenn man unterwegs ist. Ob in Zug oder Bus, überall wuseln Verkäufer umher und preisen lautstark ihre Waren an. Für den Kauf muss man meistens nichtmal den Sitzplatz verlassen, da der Händler entweder über das Fenster das Essen oder Trinken aushändigt oder durch das Abteil läuft. Das Angebot reicht von Snacks und Keksen bishin zu den oben genannten Mahlzeiten, die in Aluschalen warm gehalten werden. Tee und Kaffee, davon braucht der Inder mindestens einen täglich, gibt es zu jeder erdenklichen Tageszeit.

Die anfangs erwähnte Sorge bezüglich des Schärfegrads stellte sich letztlich als unbegründet dar. Zwar wird natürlich allgemein schärfer gekocht, jedoch hat ich kein Erlebnis, bei welchem es mir persönlich zu extrem war. Zum einen wird aber auch bei uns im Haus nicht sonderlich scharf gekocht und ich habe mich sicherlich auch mit der Zeit mehr und mehr daran gewöhnt. Als nämlich meine Mutter und Schwester zu Besuch waren, war ich plötzlich der Unempfindlichste was die Schärfe des Essens anging.

Ich hoffe ich konnte euch einen guten Einblick in die Südindische Küche geben. Falls ihr irgendwelche Fragen habt, könnt ihre gerne auch einen Kommentar schreiben.

Grüße an den Rest der Welt,

euer Hendrik 🙂

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„Ban Sterlite“

  1. Gabi Specht

    Hallo Hendrik
    Immer schön von dir zu lesen. Wir hoffen es geht dir gut und du genießt die verbleibende Zeit.
    Ganz viele Grüße aus der Heimat
    Gabi

    • Hendrik Schwörer

      Hallo 🙂
      keine 5 Wochen mehr und es geht wieder zurück nach Deutschland. Ich werde auf jeden Fall noch die Zeit hier genießen und jeden Moment mit den Menschen hier genießen.
      Liebe Grüße zurück
      Hendrik

  2. Harald

    Hallo Hendrik,

    na das mit dem Vertragen der Schärfe hat sich nun umgedreht!

    War ich derjenige, der das scharfe Essen gekocht und auch vertragen hat, bist das nun Du.
    Jetzt nur mal schauen, wie es mit dem Kochen klappt 🙂
    Liebe Grüße Papa

    • Hendrik Schwörer

      Hallo Papa,

      da bin ich auch mal gespannt wie das mit dem Kochen klappt. Allzu viel Erfahrung hab ich hier noch nicht gesammelt. Ihr könnt gespannt sein 😀
      Liebe Grüße zurück

  3. Matteo

    Ja sehr schön, dass ich in deinem Blog Erwähnung finde.
    Viele Grüße aus Coimbatore
    Matteo

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