Schon das ganze Jahr über hab ich mich gefragt, gerade während der Mittagshitze, als ich nach dem Unterricht ausgesehen hab wie frisch gebadet – mitsamt den Klamotten – ob es tatsächlich noch viel heißer werden kann. Ob man den Unterschied zwischen 30°C und knapp 40°C wirklich so sehr spürt. Ständig wurde uns angekündigt, dass die Sommermonate April und Mai unerträglich werden. Jetzt haben wirs schon fast hinter uns, die Ferien neigen sich dem Ende zu. Was man während dieser Hitze so macht und ob sie wirklich so schwer auszuhalten war könnt ihr in diesem Bericht nachlesen.

Auf der Suche nach Abkühlung…

ist man beinahe ständig. Den Mittag verbringt man meistens im abgedunkelten Zimmer unterm Deckenventilator. Döst vor sich hin, liest etwas, hört Musik. Bloß nicht überanstrengen! Auch die Straßen im Dorf waren um diese Zeit wie leer gefegt. Niemand setzt freiwillig einen Schritt vor die Tür, wenn die Sonne erbarmungslos von oben niederbrennt.

Die Nacht habe ich dann auch gerne mal auf unserer Dachterasse verbracht,

Mein Nachtlager auf der Dachterasse…

da der ein oder andere Luftzug und geringere Temperaturen als im stickigen Zimmer, einen um einiges angenehmeren Schlaf versprechen. Wenn man sich dann noch ordentlich mit Anti-Insekten-Spray einsprüht, hat man meistens seine Ruhe vor den kleinen Tierchen.

 

…und der Ausblick am morgen.

Da es aber natürlich nicht nur bei uns heißer wurde, sondern auch bei den anderen Volontären, haben wir uns zum gemeinsamen Abkühlen verabredet. Für ein paar Tage ging es für uns zuerst nach Coimbatore, wo die Temperaturen um einiges angehnemer sind, und im Anschluss zu der Hillstation Yercaud. Die Hotels, Shops, Seen und Parks liegen auf über 1.600 m und die Temperaturen bei ungefähr 30°C. Wir haben ein Zimmer im sogenannten Retreat der Salesianer bekommen. Es ist, wie der Name schon sagt unter anderem ein Rückzugsort für Fathers und Brothers. Mindestens einmal jährlich geht man als Salesianer unserer Provinz zu einem der zahlreichen Seminare nach Yercaud. Aber auch das Philosophie-Studium, welches für die Priester-Ausbildung Pflicht ist, kann man dort machen. Schon im voraus schwärmte unsere Community von diesem Ort, und wir wurden in keinster Weise enttäuscht. Ein wirklich schöner Ort um sich auszuruhen, und vor allem, um sehr lecker zu essen.

Das Erwachen des Volkssports

Von Beginn an, wurden meine Erwartungen von Indien in einem Punkt nicht erfüllt. Ich sah fast niemanden Cricket spielen. Es dauerte bis zu unserer ersten Reise nach Kanyakumari, als wir wirklich mal einige Jungs sahen, wie sie die Bälle mit dem Schläger über den Platz donnerten. Eigentlich dachte ich das man diese Sportart immer und überall sieht. Aber weder in den umliegenden Dörfern, noch im College spielte es jemand. Dann kamen aber die Ferien und damit auch der Start der IPL – die Cricket Liga Indiens, unangefochten die beste der Welt. Schlagartig gab es nurnoch dieses eine Thema: Cricket. Die Jungs aus dem Dorf sah man täglich vor der Kirche oder auf dem College-Sportplatz zusammenkommen um ihren großen Idolen nachzuahmen. Jakob und ich mussten mit unseren Smartphones ständig die neusten Ergebnisse der Saison verkünden oder den Livestream während der Teepause anmachen. Ehrlich gesagt bin ich froh, dass dieses Theater nur anderthalb Monate andauert und bald vorbei ist. Nicht nur, weil ich keinen großen Gefallen an diesem Sport finde, sondern auch, weil die Übertragung von einer Werbung nach der anderen unterbrochen wird. Ich freu mich jetzt schon wieder auf die Nachmittage, wenn alle Hostel Boys da sind und wir Volleyball oder Fußball spielen können.

Was tun mit der ganzen freien Zeit?

In der ersten Woche der Ferien wurde ein Summer Camp von der Leiterin eines Tuition Centers und einigen Jugendlichen veranstaltet. Mit vielen Spielen, Wettbewerben und täglich auch ein wenig Bible und – die von Jakob und mir geleitete – English class wurden die Kinder so den Tag über unterhalten. Die Einteilung in vier Teams, motivierte die gut 80 Kinder nochmal zusätzlich. Preise gab es letztlich aber dann doch für alle Teilnehmer.

Bei der Schnitzeljagd wurde jeder Stein zweimal umgedreht.

Der Koch-Wettbewerb brachte einige feine Speisen mit sich.

Bei den Spielen war immer voller Körpereinsatz und Geschicklichkeit gefragt.

Da das Camp aber nur sieben Tage dauerte, blieb noch genug Zeit für uns, um ein wenig was vom Süden Indiens zu sehen. Da in Kerala gerade heftiger Monsun herrscht, entschieden wir uns für eine Route entlang der Ostküste. Die noch höheren Temperaturen, schreckten uns zwar etwas ab, doch in Keela Eral hielt uns aufgrund der Ferien nichts mehr. Zum ersten mal buchten wir einen AC Bus (klimatisiert) und wurden sofort bitter enttäuscht. Denn nach nur kurzer Zeit fiel die Klimaanlage aus, was in einem Bus, welcher bis auf den letzten Platz gefüllt ist und dessen Fenster sich nicht öffnen lassen, für… sagen wir mal…ungemühtliche Verhältnisse sorgt. Nachdem der Versuch die Anlage zu reparieren fehlschlug, kam es beinahe zu einer Meuterei und die Fahrgäste konnten gerade noch so mit einer Kostenrückerstattung von 100 Rupien beschwichtigt werden.

Die Tour führte uns von Pondicherry, wo wir unter anderem Auroville besichtigten, über Mamallapuram, bekannt für mächtige Steintempel, und die Hauptstadt Tamil Nadus Chennai nach Coimbatore. Dort besuchten wir Matteo und Philip in ihrem Projekt.

Auroville ist das Konzept einer internationalen Stadt, welche sich im Aufbau  befindet. Sie soll für alle und jeden zur Verfügung stehen und laut ihrer Charta der „ganzen Menschheit“ gehören.

Im Inneren der Matrimandir befinden sich zwölf Meditationsräume.

Man muss aber dazu bereit sein der Gemienschaft und dem „Göttlichen Bewusstsein zu dienen“. Gegründet wurde die Stadt von den spirituellen Vorbildern Sri Aurobindo und „der Mutter“ (Wegbegleiterin Aurobindos). Zu den Zielen gehört unter anderem die ganzheitliche Entwickling des Menschen, durch das praktizieren von Yoga, oder auch eine bargeldlose Gesellschaft. Dazu stellen die Bewohner Nahrung und Strom zu einem gewissen Teil selbst her.

Wer in Mamallapuram ist, hört den ganzen Tag über das Schleifen und Hämmern der Steinmätze. Die zahllosen Werke reichen von kleinen Souvenirs, bis hin zu gigantischen Statuen, welche sich augenscheinig nur mit einem Kran in Bewegung setzten lassen.

Der Tempel am Meer hat den Tsunami 2004 größtenteils überlebt.

Das „Steinklopfen“ hat an diesem Ort schon eine lange Tradition. Bereits vor 1400 Jahren wurden in gigantischen Felsen Tempel und Szenen aus den indischen Epen gehauen. Mehrere Stunden verbrachten wir mit der Besichtigung sämtlicher Werke.

Das Bild mit einem indischen Elefanten hätten wir dann also auch…

Ein Trimurti Tempel: den drei großen Göttern Brahma, Shiva und Vishnu gewidmet

Der Sommer Indiens kann wirklich erbarmungslos hart sein, gerade wenn man den Tag über unterwegs ist. Und auch wenn wir in den Ferien einige schöne Orte besuchen konnten, unsere Mitvolos nochmal treffen konnten und Zeit zum Entspannen hatten freuen wir uns schon wieder auf die Schule und die Kinder. Schließlich haben wir nichtmal mehr drei Monate mit ihnen und die wollen wir nochmal ordentlich zusammen genießen.

Bis bald,

euer Hendrik