Ja ich weiß auch nicht so ganz genau wie ich auf den Titel dieses Blogs gekommen bin. Irgendwie ist mir das als Erstes in die Gedanken geflogen, als ich überlegt habe wie ich die letzten Wochen kurz und knapp beschreiben würde.
Der Alltag ist nun langsam wirklich so richtig eingekehrt. Man hat jeden Tag seinen geregelten Tagesablauf und seine Aufgaben. Denn nachdem wir ja vor paar Wochen dann erfahren hatten, dass wir nicht in die Grundschule mitkönnen, waren wir schon erstmal ein bisschen genervt und traurig, weil wir uns da schon sehr darauf gefreut hatten. Da haben wir uns dann auch das ein oder andere Mal gefragt gehabt warum wir eigentlich hier sind. Doch dieses bisschen doofe Gefühl ist in letzter Zeit eigentlich komplett verschwunden und ich genieße es hier sehr und meine Arbeit mit den Jungs macht mir sehr viel Spaß. Das Gast – Gefühl ist nun auch fast ganz verschwunden und man lebt mit den allen hier zusammen und ist bei vielen Sachen einfach selbstverständlich dabei. Es ist ein so unfassbar schönes Gefühl, wenn man immer vertrauter mit der Kultur, der Lebensweise, den Fathers, Brothers und Jungs wird.
Doch der Alltag wird hier durch ganz viele kleine i-Tüpfelchen dann doch oft aufgepeppt und so eigentlich nie langweilig. Von ein paar dieser „Tüpfelchen“ will ich euch hier erzählen.
Alltags – Highlights sind für mich allein schon die lustigen und schönen Gespräche mit den Jungs. Ich find das einfach immer wieder so cool wie, trotz einer so starken Sprachbarriere, so super Gespräche entstehen können. Mein Highlight sind so oft die „Schweinestallgespräche“ (ja so haben wir sie getauft). Denn, wenn die College-Boys die Schweine versorgen müssen, hocken wir uns öfter mal dazu und ratschen mit ihnen über die lustigsten Themen und lachen ganz viel gemeinsam. Denn wie schön ist es, dass man einfach mit jedem zusammen lachen kann und sich überhaupt keine Gedanken über die Sprache machen muss! Mittlerweile wissen wir auch schon die Ticks, Lieblings-Wörter oder auch Lieblings- Dancemoves von vielen Jungs und da gibt es natürlich dann immer viel zu lachen, wenn wir sie damit ein bisschen aufziehen. Ein Lieblings Ausruf von so vielen ist hier zum Beispiel „Ayoooo“, das bedeutet so viel wie „Oh mein Gott“. Mittlerweile hab ich mein Wortschatz natürlich auch um dieses Wort erweitert.
Eine Sache, die ich hier auch liebe, ist das unfassbar viele Tanzen. So studieren die Jungs hier auch ganz oft Tänze ein, die dann im Rahmen von meist abendlichen Programmen vor Gästen oder auch „Care Home intern“ präsentiert werden. Doch getanzt wird hier nicht nur auf Bühnen sondern ist auch einfach so in Alltag eingebunden. So gibt es mindestens einmal im Monat den sogenannten „Family Circle“. Da wird einfach kurz vor dem „Nightprayer“ eine große Musikbox in die Eingangshalle getragen und Musik angemacht. So tanzt dann jeder einfach für so 20 Minuten ab und lässt alle Gefühle raus. Es ist soo toll, denn es wird keiner doof angeschaut sondern jeder traut sich einfach so zu tanzen wie er will und Lust hat. Franzi und Ich sind da auch einfach soo gerne mit vollster Energie dabei und tanzen oft mit den kleineren Jungs zusammen.
In die Stadt zu düsen find ich auch jedes Mal echt so cool. Mit unserem Tuktuk-Fahrer is es auch einfach immer lustig. So waren wir jetzt auch schon zweimal mit ihm bei seinem Lieblings Streetfood Geschäft und haben Mittag gegessen. Aber stellt euch vor, man muss dafür gar nicht aussteigen sondern ruft einfach aus dem Tuktuk was man will und es wird einem dann gebracht. Generell kommt bei einer Tuktuk-Fahrt mit L. das Essen auf jeden Fall nicht zu kurz, denn immer bringt er uns irgendwelche Snacks mit, ob „Samosa“ (gefüllte Teigtaschen), Kuchen, Jackfruit oder auch alles Mögliche andere. In der Stadt lernen wir auch immer mehr indische Gewohnheiten kennen, zum Beispiel, dass man bevor man einen von den Mini-Lädchen betritt immer die Schuhe draußen auszieht (ja ich hab immer noch Angst, dass mir irgendein Witzbold mal einen Schuh zum Spaß klaut haha). Außerdem braucht man eigentlich kein Deo, denn nach dem Besuch eines indischen Geschäfts ist man eh meist umhüllt von dem Duft diverser Duftstäbchen. Doch was mich echt einfach nervt ist, dass man immer und überall angestarrt wird und nur durch die Hautfarbe auf eine Ebene gehoben wird, auf die wir überhaupt nicht gehören! So müssen wir auch bei irgendwelchen Veranstaltungen immer tausende Fotos machen oder auch mal plötzlich eine kurze Rede halten und es wird sich dann die ganze Zeit bei uns bedankt, dass wir da waren. Ich hab auch schon eine Situation erlebt, dass mich eine Frau in der Stadt plötzlich einfach im Gesicht angefasst hat, nur weil sie wissen wollte, wie sich „weiße Haut“ anfühlt.
Und natürlich dürfen auch diverse besondere Tage im indischen Alltag nicht fehlen. So haben wir zum Beispiel den Geburtstag von Father Peter gefeiert mit Feuerwerk, abendlichem Programm…für diesen Tag wurde auch ganz viel gebastelt und sein Büro, seine Zimmertür und alles Mögliche andere dekoriert. Bei so Deko-Sachen helfen wir auch immer wieder super gerne mit. Generell finde ich es echt krass, wie viel für solche Anlässe gebastelt wird und wie viel Zeit und Kreativität da reingesteckt wird.
Ein weiterer echt wichtiger Tag, den ich gar nicht auf dem Schirm hatte, war der „World AIDS Day“ am ersten Dezember. Da ging es für uns ab zu einer TukTuk-Demo mit anschließendem Programm mit Reden und Mittagessen. Sagen wir mal so es war mehr eine TukTuk – Stadtrundfahrt als eine Demo, denn es wurden nur vereinzelt Schilder während der Fahrt nach draußen gestreckt. Eine kurze lustige Geschichte zu diesem Tag: Uns wurde vorher gesagt (also vorher bedeutet in Indien 15 Minuten bevor man losfährt), dass es zu einer „Ralley“ geht. Franzi und Ich dachten, dass des jetzt so ne nette Aktion wird mit verschiedenen Stationen irgendwo in der Natur haha… als wir dann bei der Demo waren, haben wir dann auch gelernt, dass das englische Wort „Ralley“ wohl eine andere Bedeutung hat..
Ein Moment, den ich besonders schön fand, war als wir mit den Jungs, den Fathers und Brothers und dem Besuch aus anderen Don Bosco Einrichtungen zusammen im Innenhof Mittag gegessen haben. Ich kann gar nicht sagen warum, aber das war für mich so ein richtiger Sonnenschein-Moment. Es war einfach eine absolut „griabige“ Wohlfühl-Stimmung. Solche kleinen Momente machen einen dann einfach nochmal zusätzlich so voll glücklich.
Jetzt gibt’s noch eine Abschluss Geschichte von einer etwas misslungen Kommunikation mit zu lustigen Folgen:
Bei Franzis Brille ist letzte Woche beim Cricket spielen ein Glas aus der Brille rausgeflogen. Dann haben wir zu einem Father gesagt, dass wir in die Stadt wollen, um die Brille fixen zu lassen, also das Glas bei einem Optiker wieder reinmachen lassen (wir haben ihm auch die kaputte Brille gezeigt..). Uns wurde dann gesagt, dass wir mit dem einen Father mitkommen können zu einem Optiker, der ihm von einer bekannten Krankenschwester empfohlen wurde. Und dann sind wir in die Stadt losgedüst. Wir sind einfach mal dem Father hinterhergelaufen. Zehn Minuten später saßen wir dann auch beim Sehtest beim Augenarzt. Ja wir waren ungefähr genauso verwirrt, wie ihr jetzt wahrscheinlich beim Lesen seid. Der Father dachte (warum auch immer haha), dass wir unsere Augen durchchecken lassen wollen. Einen super duper Sehtest, viele Lachanfälle und eine dann erfolgreichere Kommunikation später, wurde dann Franzis Brille in zwei Minuten bei einem Optiker so drei Meter entfernt wieder gefixt.
Soo das waren jetzt mal ein kunter buntes Durcheinander von ein paar dieser „i-Tüpfelchen“ aus meinem Alltag!
Falls ihr euch auf eine kulinarische Reise begeben wollt, dann schaut doch mal bei der lieben Franzi vorbei: https://blogs.donboscovolunteers.de/franziinindien/2023/12/14/eine-kulinarische-reise/ (Achtung Heißhunger Gefahr!)
Ich schicke ganz liebe Grüße in das mittlerweile fast wieder schneelose Ländchen!
Hannii
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