Gregor goes to Sambia

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Die 10.000€-Erfahrung

Einmal mehr liege ich nachts wach und grübele vor mich hin… Ich kann nicht schlafen. Unzählige Gedanken, für die tagsüber keine Zeit ist, schwirren mir durch den Kopf: Wie unbegreiflich dieser Planet Erde ist, denke ich mir immer wieder und bewundere die Schönheit und Vielfalt seiner Natur. 

In letzter Zeit beschäftige ich mich sehr viel mit der Erhaltung dieser atemberaubenden Natur und ihrer Artenvielfalt. In Zeiten, in denen meiner Meinung nach noch viel zu wenig Menschen begriffen haben, was wir gerade diesem Planeten antun. Betrachtet man andere Planeten unseres Sonnensystems auf denen kaum etwas zu existieren scheint, kommt mir jede noch so kleine Spezies und jedes noch so kleine Blatt auf dieser Erde wie ein Wunder vor. Ganz zu schweigen von dem größten Wunder, der Spezies „Mensch“.

Diese Gedanken kommen sehr häufig in letzter Zeit, denn noch sehr präsent ist mir das tollste und inspirierendste Buch, das ich je gelesen habe: „Mission Erde: Die Welt ist es Wert, um sie zu kämpfen“ von Robert Marc Lehmann. Neben den spannenden und teilweise sehr traurigen Erlebnissen von Robert ist auch ganz besonders seine Meinung zum Volontariat bei mir hängengeblieben. Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen sagt er sinngemäß, dass für ihn Freiwilligendienste (zumindest im Ausland) schwachsinnig sind. Zugegebenermaßen schreibt er über Menschen, die unbedingt etwas Gutes für Tier und Natur tun möchten und deswegen um den halben Globus fliegen, damit sie irgendwo in Afrika ganz romantisch mit Löwenbabys schmusen können. Abgesehen davon, dass Menschen absolut keinen direkten, physischen Kontakt zu solchen Wildtieren haben sollten (wovon ich mittlerweile auch absolut überzeugt bin), findet er, dass die Tausenden Euros, die ein solcher Freiwilligendienst gut und gerne einmal kostet, viel besser als Spende im richtigen Projekt vor Ort aufgehoben wären.

Afrika ist ein gutes Stichwort, denn auch ich habe nun mal einen Freiwilligendienst absolviert, der jetzt auch schon mehr als eineinhalb Jahre zurückliegt. Ich verbrachte die sieben Monate allerdings nicht in einem vermeintlichen Rescue Center für Wildtiere, sondern in einem Projekt für Kinder und Jugendliche im schönen Sambia. Ich finde auch, dass man Roberts Aussage zu gewissen Teilen auf meinen Freiwilligendienst transferieren kann, weshalb ich diese Zeilen hier schreibe.

Grob über den Daumen gebrochen kostet so ein Freiwilligendienst um die 10.000€. Zehntausend Euro! Was für eine Zahl! Für (im Normalfall, ohne Verkürzung) ein Jahr! Ich frage mich, ob ich diese 10.000€ in diesen sieben Monaten an diesem großartigen Ort wert war. Und die eindeutige, niederschmetternde Antwort lautet: NEIN! Zumindest nicht, wenn man sich einmal überlegt, was man mit diesen 10.000€ vor Ort für einen Schabernack hätte anstellen können. Mit diesem Geld könnten (viel mehr) Menschen vor Ort den „Job“ tun, den ich sieben Monate lang gemacht habe oder noch so große Partys für die Kinder dort gefeiert werden.

Aber natürlich war auch nicht alles umsonst. Zumindest für mich. Ich habe kleine und auch große Erfahrungen während meines Freiwilligendienstes gemacht. Aber die gefühlt größten Erfahrungen, sind für mich genau die, die ich gerade versuche zu beschreiben und die nicht während des Freiwilligendienstes kamen, sondern mit ganz viel Alltag und Abstand, eineinhalb Jahre später: Der Gedanke daran, was für ein privilegiertes Leben ich führe und was mir für Möglichkeiten offen stehen. Und die ganz große Frage nach dem Sinn des Freiwilligendienstes (sowohl für mich als auch für die Menschen vor Ort), die ich auch jetzt noch nicht so final für mich beantworten kann… Und eine weitere Erkenntnis, die mir ebenfalls in dem Buch von Robert Marc Lehmann begegnete: Man muss nicht zwingend weit Reisen, um etwas Gutes zu tun für die Natur und die Tiere. Aber auch auf das Freiwilligendienst-Dilemma lässt sich das wieder gut übertragen, wie ich finde.

Und somit sind diese Gedanken und Erfahrungen für mich von unschätzbarem Wert. Wertvoller als die 10.000€, die sie gekostet haben.

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Bruder muss los

  1. K.

    Super schöne und wichtige Gedanken! <3

  2. M. Diesmann

    Hallo Gregor,

    ich hab gerade Urlaub und bin endlich mit dem Studium fertig, so dass mir wieder etwas mehr Freizeit bleibt. So bin ich mal wieder auf Deinem Blog gelandet. ..
    Du bist zu einer beeindruckenden Erkenntnis gekommen. Mich hat besonders die Summe der Kosten für den Freiwilligendienst umgehauen. Deine Schlussfolgerungen klingen da nur logisch.
    Kennst Du das Buch von Al Gore „Eine unbequeme Wahrheit“? Es ist zwar schon von 2007 aber endlich „brandaktuell“.
    LG Tante Marion

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