Ein Monat ist es nur her seit ich meine Koffer packte und den Kontinent wechselte. Nach einem Jahr in Westafrika, an der Elfenbeinküste, hieß es Abschied nehmen. Mal wieder. Von all den lieb gewonnenen Personen, mit denen ich so viel Zeit verbracht habe, so viele Erinnerungen geteilt habe. Kein leichtes Unterfangen.
Heute ist mein Nachfolger, Martin, in der Einrichtung. Für alle Interessierten: Sein Blog ist wesentlich aktiver geführt als meiner, und nur zu empfehlen: https://blogs.donboscovolunteers.de/martininderelfenbeinkueste/
Aber zurück zu mir: Mein Abschied kam schleichend. Immer mehr Personen verließen nach und nach mein Projekt. Und damit wusste ich, dass ich sie mindestens für eine lange Zeit nicht mehr sehen würde. Dass das Jahr dem Ende zugeht, wurde mir das erste mal bewusst, als der Direktor unserer Berufsschule und der Salesianergemeinschaft abreiste. Er wurde nach Rom berufen, um die nächsten Jahre dort seinen Dienst zu tun. Nach 5 Jahren, in denen er sich für alle engagierte, sich für alle Zeit nahm, für alle da war, war es wohl ein schwerer Verlust für die Pfarrei. Das merkte man auch bei seinem Abschied.
Für seine letzten Tage wurde noch einiges organisiert:
Feier der Pfarrei
und einer Feier in der Berufsschule.
Auch für mich war es ein Verlust, denn bei jedem meiner Probleme konnte ich mich immer an ihn wenden. Sein offenes Ohr war immer für einen da.
Doch es war zum Glück nicht lange Zeit zu Trauern: Das Jungs- und das Mädchenfoyer hatten eine gemeinsame Feier mit anschließendem Ausflug vor. Alle schon total aufgeregt, denn gemeinsame Aktivitäten gibt es nur einmal im Jahr. Also die Jungs noch schnell zum Frisör, ordentliche Klamotten angezogen und los ging’s zu den Mädels 😉
Und auch der Ausflug war besonders. Los ging es mit dem Bus, etwa 90km in die wichtigste Stadt im Westen. Dort besuchten wir erst ein großen Projekt der Fokolarbewegung (=Werk Mariens, eine katholische Bewegung) mit Ausbildungsstätten, Computerraum, Wohnplätzen, einer medizinischen Einrichtung, einem Aufnahmestudio und vielem mehr. Und danach ging es weiter zu einem Wasserfall mit Badegelegenheit. Dazu einfach mal ein paar Bilder :
Und so neigte sich ein wundervoller Tag dem Ende zu, den ich wohl nicht so schnell vergessen werde. Mein letzter Tag mit allen Jungs, denn der Ausflug war gleichzeitig das Ende des Schuljahres und somit der letzte Tag der meisten Jungs im Foyer. So ging das Verabschieden los und mir blieben nur noch zwei der Jungs, die dieses Jahr Examen schreiben mussten. Doch auch neben dem vielen Lernen nahmen wir uns einen Samstag Nachmittag frei, um auf einen nahe gelegenen Berg (eher Hügel) zu wandern. Hier der traumhafte Ausblick:
Und ein grandioses Foto darf ich euch nicht vorenthalten: Unser Versuch uns beim Springen zu Fotografieren 😉
So war das Foyer leer und meine Hauptaufgabe weg. Glücklicherweise ging zu dem Zeitpunkt das Ferienprogramm der Pfarrei los und somit war ich wieder beschäftigt. 😀
Hier war wirklich alles geboten, was das Herz begehrt: Vom Spielplatz mit Wippen, Schaukeln, Sandfußballplatz und Rutschen über Volley-, Hand- und Fußball bis hin zur Spielecke der Kleinen und meinen Gitarrenkursen. Ich denke das war ein wirklich super Programm und auch die Kids der Pfarrei waren immer gut drauf!
Und für die Älteren gab es zweimal die Woche abends ein „Podium“, heißt Tanzwettbewerbe für die verschiedenen Gruppen der Stadt.
Mit diesem Podium ging auch meine Zeit zu Ende: Das letzte Event war am Vorabend meiner Abreise. So rappelte ich mich schweren Herzens um 5 Uhr aus dem Bett, packte meine Taschen und wurde noch von einem Freund und den Salesianern zum Bus begleitet. Dort hieß es Abschied von den letzten Personen nehmen und es ging los in die Hauptstadt. Und von dort aus weiter mit dem Flugzeug nach Deutschland.
Und nun sitze ich hier in meinem Zimmer vor meinem PC und schreibe meinen letzten Blogeintrag. Aus dem kalten Deutschland. Und bin zwiegespalten. Ich freue mich wieder hier zu sein und bin schon gespannt auf den kommenden Studienbeginn. Bin glücklich, endlich wieder meine Freunde aus Deutschland zu sehen und viel mit ihnen zu Unternehmen. Bin erfüllt wieder in meiner Familie zu sein mit den Menschen, die ich schon mein ganzes Leben kenne.
Und doch fehlt mir das Leben an der Elfenbeinküste. Die Offenheit, mit der dir eine fremde Person begegnet, dich wie ihren Bruder behandelt. Der Optimismus, der trotz des harten Lebens nie zu verschwinden scheint. Das Gottvertrauen, das einen immer weiter machen lässt trotz all der Probleme und Schicksalsschläge. Und am allermeisten fehlen mir natürlich meine Jungs aus dem Foyer, meine Chorkollegen, die Gemeinschaft der Salesianer, die Animateure aus dem Oratorium und alle anderen Freunde. Die Personen, die mich so nett aufgenommen haben. Mir zugehört haben, sich um mich gekümmert haben. Ohne die dieses Jahr sicherlich nie zu einer solch schönen Erinnerung gewesen wäre. Ihnen kann ich nicht oft genug Danke sagen!
Aber ebenso gibt es viele Menschen in Deutschland, bei denen ich mich bedanken will:
Bei meiner Familie, die mich immer unterstützt hat. Bei meinen Freunden, die mich immer aufgemuntert und mich jetzt wieder so gut aufgenommen haben. Bei dem Don Bosco Volunteers-Team, das sich immer die Zeit genommen hat, mir und allen anderen Voluntären bei allen erdenklichen Problemen zu helfen. Insbesondere Francesco, der uns wirklich unterstützt und top vorbereitet hat (#Visaspiel). Bei allen meinen Vorvolontären, die mir fleißig Tipps gegeben haben und immer ein offenes Ohr hatten. Bei Angelika, die meine Familie und mich so nett in Abidjan empfangen und uns vieles erklärt hat. Bei allen Lesern, die mich so auf meinem Weg begleitet haben und ein Stück weit mit mir mitgelebt haben.
Und natürlich vielen vielen Dank an allen Spender, die so meinen Auslandsdienst unterstützt haben!
Die Spendenanträge sind verschickt, alles ist durchgeplant und die Arbeiten in den Startlöchern. Der fürs Foyer zuständige Salesianer wird den Arbeiten beiwohnen und überprüfen, dass alles gut läuft.
Aber was ist denn überhaupt geplant?
Ich habe über das gesamte Jahr beobachtet, dass einige der Jungs beim Lernen öfters mal oben ohne und in kurzer Hose dasitzen, weil es so heiß im Lernsaal ist. Das hat zwei Probleme: Zum einen werden sie permanent von Moskitos gestochen und haben dementsprechend öfters mal Malaria (lange Klamotten sind einfach zu heiß). Zum anderen finde ich, dass man nicht lernen kann, wenn es zu heiß ist.
Selbiges Problem beim Schlafen: Wenn man mit Moskitonetz schläft, wird es darunter extrem heiß und man kann echt schlecht atmen. Oder man schläft ohne, wird dafür zusammen gestochen. Keine optimalen Auswahlmöglichkeiten.
Also wird das Foyer und alle Zimmer mit Deckenventilatoren ausgestattet.
Zum anderen wird das Bad renoviert, was echt nötig war. Die Türen sind unten kaputt, manche Fließen fehlen, die Klos uralt und die Duschen funktionieren nicht alle. Und Duschvorhänge waren bis jetzt auch nicht da. In einem Foyer, das sonst recht hübsch ist, muss so etwas nicht sein. Deshalb bin ich überglücklich, dass sich das jetzt endlich ändert. Und das war nur durch eure Unterstützung möglich. Hierfür noch einmal tausendfachen Dank, nicht nur von mir, sondern auch von der Gemeinschaft der Salesianer und den Jungs. Danke für eure Hilfe!
Somit bleibt mir nichts mehr weiteres zu Sagen, außer ein kleiner Hinweis für alle Freiwilligendienst-Interessierten: Ich für mich kann sagen, dass dieses Jahr trotz aller Höhen und Tiefen ein wirklich tolles und erfülltes Jahr war; So ein Freiwilligendienst ist wirklich nur zu empfehlen, egal ob Aus- oder Inland. Hier kann man sich weiter informieren.
Das war’s von mir, portez-vous bien und macht’s gut!
Euer Georg
Martin Hohler
Hi Georg, herzlichen Dank für die Erwähnung meines Blogs und Danke für all die Vorarbeit und den Dienst, den Du hier geleistet hast. Mir geht es sehr gut, weil ich bei den Lerneinheiten nicht mehr schwitzen muss ;D , und auch die Deckenventilatoren in den Zimmern wurden schon gekauft…
Herzlichen Dank für alles und viel Erfolg beim Studium! Grüße aus der Elfenbeinküste vom „petit blanc“ Martin