Buenas!
Ihr wollt sicher wissen, wie ein Tag bei mir aussieht. Ich kann sagen, dass es teilweise ähnlich ist wie in meiner Schulzeit. Der Tag beginnt um 6:50. Das ist lustigerweise genau die Zeit, zu der ich in der Schule aufstehen musste. Also bin ich daran gewöhnt. Dann mache ich mich kurz frisch und gehe zur Arbeit. Wenn ich ankomme, sind die meisten Kinder schon wach und spielen auf dem Fußballplatz. Im Hogar Don Bosco gibt es drei Gruppen. Ich bin bei den Miguel Magones (9-14 Jahre alt) eingesetzt, die als die anspruchsvollste Gruppe im Hogar gilt. Kinder, die verschlafen in den Dormitorios (Schlafräumen) herumhängen, werden dann von uns Educadores in den Comedor, den Speisesaal, geschickt. Wenn dann alle im Comedor sind wird gemeinsam gebetet. Die Volontäre also Felix und ich (Felix seine Gruppe die Kleinen sind auch immer beim Essen dabei) gehen in die Küche um das Frühstück zu holen. Nachdem wir gemeinsam gegessen haben, räumen die Educadores die Tische ab und bringen das Geschirr in die Küche zum Abwaschen und zum Abschluss wird noch einmal gebetet. Mit vollem Magen sollen die Kinder dann ihren persönlich zugeteilten Ofeciio (Aufgabe) machen. Der Anfang fällt manchen Kindern schwer, deshalb müssen wir die Kinder dann ermutigen, ihre Arbeit zu machen, und natürlich unterstützen wir sie dabei. Zum Beispiel fegen einige Kinder den Hof, andere befreien den Garten von Müll und wieder andere räumen die Salas (Arbeitsräume) auf. Um halb neun geht es weiter mit den Hausaufgaben. Jede Gruppe geht in ihre Sala und wird dort von uns betreut. Normalerweise machen sie dort Tarea(Hausaufgaben). Wenn die Hausaufgaben fertig sind, spiele ich mit den Kindern Karten, löse Kreuzworträtsel oder unterhalte mich einfach mit ihnen. Ab 10 Uhr gibt es die Merienda, den Vormittagssnack. Da gibt es immer leckeres, saftiges Obst wie Mandarinen, Wassermelonen oder Mangos. Nach einer kurzen Pause steht Fußball auf dem Programm. Das macht immer viel Spaß, auch wenn sie nach ihren eigenen Regeln spielen und es auch darum geht, sich einen Platz zu erkämpfen. In dieser Zeit bin ich auch für meine Gruppe verantwortlich. Ab und zu gehen wir gegen halb zwölf in die Sala und arbeiten 45 Minuten. Oder es wird weiter Fußball gespielt. Danach gibt es Mittagessen. Es ist das gleiche Spiel wie beim Frühstück, wir Volontäre geben nach dem Gebet das Essen aus, essen gemeinsam, räumen ab und beten zum Schluss. Ab 14.00 Uhr gehen die Kinder in die Schule. Aber davor müssen sie sich noch fertig machen. Also duschen die Kinder und ich habe die Aufgabe, ihnen Shampoo zu geben. Eine vermeintlich einfache Aufgabe, könnte man meinen, aber die Kinder kommen zu einem und sagen nur „Shampoo“. Das finde ich ein bisschen befremdend. Da habe ich mir gesagt, mach dir die Aufgabe, den Kindern das Shampoo zu geben, indem du „Bitte/Por Favor“ und „Danke/Gracias“ sagst. Am besten in einem ganzen Satz. Die meisten schaffen das auf Nachfrage. Einige kommen direkt mit perfekten Sätzen auf mich zu und wieder andere wollen meine Extrawünsche nicht und gehen beleidigt unter die Dusche. In Schuluniform holen die Kinder ihre Schulsachen in den Salas ab. Meine Aufgabe ist es, die Räume auf- und abzuschließen. Wenn die Kinder in der Schule sind, habe ich noch eine Stunde Dienst. In der Zwischenzeit ist die ältere Gruppe von der Schule zurückgekommen, mit den anderen Educadores passen wir dann in der Sala auf sie auf, während parallel die älteren Jungs ihre Tarea machen. Den Rest des Tages haben wir Freizeit und können ihn gestalten wie wir wollen. Sport, Einkaufen, Kochen, Putzen, Entspannen und Ausflüge sind die üblichen Dinge, die ich in meiner Freizeit mache. Im Vergleich zu Deutschland ähnelt sich der klassische Tag schon, aber wenn man genauer hinschaut, sind die Menschen die, die einen Tag ausmachen und das ist hier deutlich anders. Jeder Junge hat seine Geschichte.

Aber ich bin sehr zufrieden damit und merke die bolivianische Kultur in meiner Arbeit, was ich toll finde. Jeder das hier liest soll einen wunderschönen Tag haben und ich danke euch das ihr meinen Gedanke Aufmerksamkeit schenkt.

Viele Grüße,

Elias