Hier ein kurzer Beitrag, den ich schnell im Bus nach Uganda geschrieben habe. Dort war ich nämlich in den Osterferien. Das Osterfest an sich habe ich deshalb in Rango nicht mitbekommen, aber die Tage davor.
Alles wie immer
Am Gründonnerstag bin ich morgens mit der Schulköchin für das Kinderprojekt einkaufen gegangen. Darüber werde ich noch einen eigenen Eintrag schreiben. In Huye auf dem Markt war viel los. Weil jetzt Ostern ist, sagte mir die Köchin. Sonst merkte ich aber nicht viel davon, dass morgen Karfreitag und dann bald Ostern sein sollte. Es war nur etwas stiller im Oratorium.
Misslungener Osterzopf
Ich hatte mir vorgenommen, einen Osterzopf zu backen. Dafür habe ich die Zutaten noch am Donnerstag gekauft, da auch am Karfreitag hier alle Geschäfte geschlossen sind. Begleitet wurden die Osterfeiertage von der Gedenkwoche des Genozids. Allein deswegen wird Ostern nicht groß gefeiert. Die Gedenkwoche startete am Karfreitag. Ich wurde vorgewarnt, dass man keine Musik auf der Straße hören darf, dass keine Läden offen haben, dass keine Busse fahren und dass man keinen Vergnügungen nachgeht, z.B. in Bars geht, Sport macht… Die Salesianer waren alle zuhause. Ich fing an, meinen Hefezopf für Ostern zu backen, der mir dann nicht so gut gelungen ist. Aber nur, weil ich immer noch nicht herausgefunden habe, wie lange man was in dem Feuerofen backen muss.
Er hat trotzdem sehr lecker geschmeckt, wenn man den verbrannten Teil entfernt hat.
Genozid-Gedenkwoche
Ich hatte davon gehört, dass am ersten Gedenktag überall Versammlungen stattfinden, in denen man über den Genozid spricht, Zeitzeugen ihre Geschichte erzählen etc. Eine dieser Versammlungen fand im Noviziat statt. Ich entschloss mich, dort hinzugehen und als ich die Straße betrat, war es wirklich wie ausgestorben. Keine Busse, keine Menschen, nichts. Man hat die bedrückte Stimmung überall gespürt. Im Noviziat angekommen saßen einige Menschen in der großen Halle, ganz vorne drei Männer, die über den Genozid redeten. Ich habe nichts verstanden, aber habe gemerkt, wie nah das Thema allen Menschen noch geht. Es konnten sich auch Personen melden und etwas sagen. Mir wurde am Anfang von jemandem direkt eine Kerze gegeben. Ich war etwas unbeholfen, aber bin dann einfach den anderen mit Kerzen nach vorne gefolgt. Wir haben sie auf einen Tisch gestellt, wo sie durch die Sitzung hindurch abgebrannt sind. Zwischendurch wurden Lieder gespielt, die an den Genozid erinnern. Auch eine Rede des Präsidenten wurde angehört. Die war auf englisch.
„someone said that if you ever have to choose between being kind and being right, it’s better to choose to be kind because you will always be right“
https://www.paulkagame.com/kwibuka-29-remarks-by-president-kagame-kigali-7-april-2023/
Ein Zitat aus seiner Rede, das ich sehr schön fand.
Eine ältere Frau musste anfangen zu weinen, daraufhin haben ihr ein junges Mädchen und eine Frau Wasser und ein Taschentuch gegeben. Trotz des tragischen Anlasses merkt man den Zusammenhalt der Menschen. Keiner möchte, dass so etwas noch einmal passiert. Man merkt, wie wichtig es den Menschen ist, gegen Hass und Spaltung in der Gesellschaft zu arbeiten.
Am nächsten Tag sollte wieder wie gewohnt samstags unser Projekt mit Spiel und Mittagessen stattfinden. Wegen der Genozid-Gedenkwoche durften die Kinder jedoch nicht spielen. Also haben wir uns entschlossen, Eimer und Seife herauszuholen, sodass sie sich waschen konnten. Für den Anlass zu Ostern hab ich dann noch Bonbons gekauft, über die die Kinder sich sehr gefreut haben.
Heute am 21. April ist die Gedenkwoche zwar schon um, aber die Plakate mit „Kwibuka29- remember-unite-renew“ hängen immer noch überall. Kwibuka bedeutet erinnern. Die 29 deswegen, da es das 29. Gedenkjahr ist, nach dem Genozid. Wenn ihr über den Genozid mehr erfahren wollt, informiert euch gerne im Internet. Hier wäre das zu viel.
Trotz der traurigen Tage, hat das Thema dennoch einen großen Zusammenhalt hervorgerufen. Ich persönlich finde die Art, an den Genozid zu erinnern mit einer solchen Gedenkwoche, sehr gut.
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