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Es ist der 5.10.20, 6:30, der Tag der Abreise aus Benediktbeuren, auf zum Praktikum. Mein Wecker klingelt schon eine viertel Stunde, während ich immer noch seelenruhig schlafe. Glücklicherweise gab es auch noch andere Freiwillige, die zur gleichen Zeit aufgestanden sind. So wurde ich noch rechtzeitig geweckt. Dann hieß es schnell anziehen, Zähne putzen, den Rest zusammenpacken und ab zum Bahnhof. 

Als der Zug kam, ging nun das nächste Abendteuer los. 

Wie bei jedem neuen Abenteuer, schossen mir auch hier wieder zahlreiche Fragen durch den Kopf. Was wird mich erwarten? Wie wird es da wirklich aussehen? Denn ich kannte ja nur ein paar Bilder aus dem Internet. Was werden meine Aufgaben sein? Werde ich viel im sozialen Bereich unterwegs sein? Das waren nur ein Teil der Fragen, die mir während der Zugfahrt im Kopf schwirrten. 

In Amberg angekommen wurden wir direkt am Bahnhof abgeholt. Amberg ist die nächstgrößere Stadt. Als wir im Kloster Ensdorf angekommen sind, ging es direkt zum Mittagessen. Dort haben wir die ersten Mitarbeiter kennengelernt. Nach dem üppigen, aber sehr guten Mittagessen wurde uns anschließend das riesige Gelände gezeigt. Später am Nachmittag erfuhren wir, was für Aufgaben uns in den nächsten 4 Wochen erwarten werden. 

Unsere Aufgaben lassen sich gut in 4 Teile gliedern. Der erste Teil war das Apfelpressen. Das Kloster Ensdorf besitzt in einem Schuppen eine Apfelpressanlage mit entsprechenden Geräten zum Apfelpressen. Für das Apfelsaftpressen sind 4 Schritte notwendig. Zuerst werden die Äpfel in großen Wannen gewaschen. Anschließend werden sie durch den Häcksler zerhackt. Im dritten Schritt folgt nun das Pressen. Dabei stapelt man einen Turm aus mehreren Schichten des Gehäckselten. Im letzten Schritt wird alles nochmal gefiltert und in 5 und 10l Beuten abgefüllt.

Der nächste große Teil war die Umgestaltung des Spielesaals. Unsere große Aufgabe dabei ist das Gestalten eines großen Graffitis. Dafür ist zunächst ein professioneller Graffitikünstler vorbeigekommen und hat uns gezeigt, auf was wir bei der Gestaltung achten sollen. Die nächsten Tage danach haben wir neben der Arbeit mit an der Gestaltung des Graffiti gearbeitet.

Ein weiter Teil unserer Arbeit war die Nachmittagsbetreuung an der Offenen Ganztagsschule der Mittelschule Ensdorf. Wir haben bei den Hausaufgaben geholfen, machten kleine Spaziergänge, spielten Karten und Fußball. Diese Arbeit hat mir viel Spaß gemacht und hat mir noch einmal gezeigt, dass ich später im sozialen Bereich arbeiten will.

Der letzte Teil waren sonstige Sachen. Wir haben beim Aufbau einer Fotoausstellung geholfen. Wir haben den Kräutergarten winterfest gemacht und waren mit dem Ranger des Naturparks Hirschwald unterwegs.

Nachdem uns alles vorgestellt wurde, hieß es erstmal für uns Ankommen und in Ruhe noch einmal das Bildungshaus entdecken. Dabei ging die Zeit so schnell vorbei, dass es bald Abendessen gab. Danach klatschten wir im Gemeinschaftsraum noch ein paar Karten.

Das Ergebnis von 2 Stunden

Nächster Morgen, neues Bett, neuer Ort, aber gleiche Situation: Ich hatte es tatsächlich wieder hinbekommen zu verschlafen. Glücklicherweise haben die zwei Mitvolontärinnen mich wieder rechtzeitig geweckt. Schnell in die Sachen geschlüpft und ab zum Frühstück. Danach erwartete uns direkt die erste Aufgabe. Wir halfen beim Aufbau der Fotoausstellung. Und danach ging es zur Hauptbeschäftigung für die folgenden drei Tage, die da war Apfelsaft selber machen. 

Wie ich es bereits beschrieben habe, ist es ein sehr einfacher Job, der aber durch das monotone Arbeiten sehr anstrengend und langweilig wird. Indem ich mich jedoch auf diese Tätigkeit eingelassen habe, wurde es für mich eine meditative Aufgabe. Denn durch die ständige Wiederholung konnte ich für mich persönlich immer ganz gut abschalten und nachdenken. 

Nach, während und vor der Arbeit wurden wir immer sehr gut vom Kloster bewirtet. Dabei hatte es einen gewissen Hotelflair. Es war irgendwie ganz anders, man kannte es auch nicht von Zuhause so bedient zu werden. Denn unser Essen wurde uns an den Tisch serviert und es hat dabei noch wunderbar geschmeckt. Ich kann daher als Fazit nur sagen, dass das eine 1+ mit Sternchen ist. 

Am Donnerstag ging es für mich nach dem Apfelpressen als Abwechslung an die Offene Ganztagsschule Ensdorf. Es läuft so ab, dass die Schülerinnen und Schüler nach der Schule in einen gesonderten Raum kommen, in dem es erstmal Mittagessen gibt. Anschließend geht es an die Hausaufgaben. Danach stehen unterschiedliche Angebote zur Auswahl, wie z.B. Karten Spielen, Tischkicker, Fußball oder einfach draußen spazieren gehen.

Der Freitag war dann davon geprägt, dass wir den Spielesaal des Jugendbildunghauses im Kloster spachtel- und malfertig gemacht haben. Wir mussten die Wände ankleben, Folien auf dem Boden verteilen und so weiter.

Nach der ersten Weißwurst stand die Frage im Raum ob ich jetzt eingebayert bin😂

Samstag war dann Kultur angesagt. Es ging nach Regensburg. Für die Fahrt haben wir vom Kloster ein Auto bereitgestellt bekommen. Nach einer dreiviertel Stunde sind wir in Regensburg angekommen. Auf der Jahn Insel haben wir das Auto abgestellt und sind dann über die „Steinerne Brücke“ in die wunderschöne verwinkelte Altstadt gegangen. Dieser Anblick hat mich total an Prag erinnert, wenn man über die Karlsbrücke geht und auf die Burg schaut. In der Innenstadt sind wir entspannt durch die Gassen geschlendert und haben ab und zu den einen oder anderen Laden betreten. Davor haben wir allerdings noch ein paar Läden abgeklappert, bei denen wir noch was Dringendes benötigt haben. Die Zeit rannte nur so vor sich hin und es war plötzlich Mittag. Das merkten wir, weil unsere Mägen Punkt 12 Uhr angefangen haben zu knurren. Wir entschieden uns zum Italiener zu gehen, da aßen wir Pizza. Mit prall gefüllten Mägen schlenderten wir weiter durch die Altstadt. Ich war echt verzaubert, wie schön Regensburg doch sein kann. Am Nachmittag ging es dann für uns wieder nach Ensdorf. 

Unser Sonntagsmotto hieß dann einfach mal Ausruhen. So neigte sich eine weitere ereignisreiche Woche dem Ende entgegen. Der darauffolgende Montag war allerdings ganz anders als wir es uns gedacht haben. Eine Mitbewohnerin wurde schwer krank, daher kam schnell der Verdacht auf, dass sie Corona haben könnte. Wir wurden dann auch in Quarantäne gesteckt, da wir immer als Dreiergruppe unterwegs waren. Es hieß dann erstmal die Zeit zu überbrücken, bis das Testergebnis da war. Als er dann da war, durften wir am Spielesaal weiterarbeiten, in dem wir die Löcher, die durch das Reinstecken der Queues entstanden sind, zugespachtelt haben. Damit waren wir auch einen ganzen Tag beschäftigt, weil es unglaublich viele kleine, aber auch große Löcher waren. 

Zum Auswerten des Praktikums ist dieses Video entstanden

Am nächsten Tag durfte ich beim Ranger des Naturparks „Hirschwald“ mitgehen. Als erstes stand ein Pressetermin an, bei dem der Ranger das neue Projekt den lokalen Journalisten vorgestellt hat. Das neue Projekt dient dazu, zu schauen wie viel einheimische Krebse in den Flüssen zu finden sind, die den Naturpark durchqueren. Dabei fand man keine heimischen Krebse, sondern nur ausländische Krebse. Allerdings ist die Population zu hoch, sodass sie als invasive Art eingestuft wurde. Man hat in diesem Jahr bereits 80 000 Krebse auf einem Abschnitt von 30 km gefangen. Zudem hat diese Krebsart die Krebspest mit nach Europa gebracht. Diese Krebsart ist immun gegen die Krankheit, allerdings sind die Einheimischen es nicht. Es verschwanden so immer mehr einheimische Krebse. Da diese Krebsart als invasiv eingestuft wird, muss man sie nach dem Fangen mitnehmen und darf sie nicht wieder aussetzen, d.h. man muss sie letztendlich töten.

Danach folgte die Büroarbeit, die auch ein Ranger machen muss. Der nächste Tag sah dann wieder ähnlich aus. Der einzige Unterschied bestand darin, dass es heute keinen Pressetermin gab.

Ins Wochenende ging es erstmal ohne richtigen Plan. Samstagabend entschieden wir uns spontan nach Amberg, die nächstgrößere Kreisstadt, zu fahren. In Amberg gingen wir in die Altstadt, um sie ein wenig kennen zu lernen. Dabei kam mir das alles sehr bekannt vor, weil sie mich an Zuhause, an Bautzen, erinnert hat. Nach der kleinen Sightseeingtour ging es dann ins Kino zu „Tenet“. Wir gingen allerdings nicht in irgendeinen normalen Kinosaal, sondern in einen mit 4DX-Ausstattung. Dieser hat ganz spezielle Effekte. Man kennt ja aus den normalen 3D Filmen die 3D Brillen. Nicht so im 4DX Kinosaal: Hier gibt es stattdessen Licht, Nebel und Windeffekte, die zum Film eingesetzt werden. Um das Filmerlebnis noch zu steigern, bewegen sich die Stühle auch noch mit. Ich hatte vor allem bei Action-Szenen immer das Gefühl, dass ich in einer Achterbahn bin ohne die G-Kräfte dabei zu spüren. Ich war echt überwältigt, man hat sich teilweise so gefühlt, als wäre man im Film drin und schaut nicht als dritte Person von außen zu.

Die vielleicht wichtigere Frage ist doch: Wie gut ist eigentlich der Film?Tenet ist ein absoluter Knaller. Er hat alles, was ein grandioser Film haben muss und regt einen auch noch Tage danach an, darüber nach zu denken. Das kann man sich ähnlich vorstellen, wie bei dem Film „Inception“. 

Montag und Dienstag der folgenden Woche waren vor allem vom Weißeln des Spielesaals geprägt.

An den anderen Tagen waren wir wieder mit Äpfeln Lesen und Papa ressen beschäftigt. An den Nachmittagen gingen wir wieder abwechselnd in die Offene Ganztagsschule der Mittelschule Ensdorf. So neigte sich auch die letzte richtige Arbeitswoche dem Ende entgegen. Am Wochenende ging es dann nach München. Für mich war es mein erster Besuch. Da schauten wir uns ein wenig die Stadt an, trafen andere Freiwillige und ich lernte das Salesianum kennen, eine große Don Bosco Einrichtung inmitten von München. 

Die letzte Woche war dann wiederum von Äpfeln lesen, sie zu pressen und den Raum zu Ende weißeln geprägt.

Freitags hieß es dann Abschied nehmen, denn es ging nach 2 Monaten das erste Mal für mich für eine Woche wieder nach Hause.