Liebe Leserinnen und Leser,

nach ein paar Monaten kommt mal wieder ein kleines Update von mir aus Argentinien. 

Mittlerweile ist hier der Winter angebrochen. Das heißt: Dauerregen, Temperaturen um den Gefrierpunkt und stake Windböen. Damit hatte ich echt nicht gerechnet, als ich hierher aufgebrochen bin. 

Im Gegensatz dazu tut das Wetter der Freude und Aktivität der Kinder keinen Abbruch – im Gegenteil: Jetzt solange hier die Winterferien sind, haben die Kinder im Hogar erst recht Zeit, die sie draußen verbringen können. Außerdem sind viele Aktivitäten und Ausflüge außerhalb von Villa Regina geplant. Wir, die Volontäre, sind natürlich fast immer mit dabei, um die Kinder zu begleiten. 

Allerdings war ich in der ersten Woche vor den Ferien gesundheitlich nicht besonders fit. Das hat mich zwar gewundert, aber ich habe mir zunächst nichts weiter dabei gedacht. 

Als es mir dann an einem Abend wirklich richtig schlecht ging, bin ich dann stutzig geworden und mal zur Sicherheit zum Arzt gefahren…

…und wurde auch sicherheitshalber gleich in die Klinik eingewiesen. Es war natürlich erstmal ein Schock für mich, im Ausland im Krankenhaus übernachten zu müssen. 

Schnell hat sich dann aber herausgestellt, dass es eigentlich überhaupt nicht so schlimm ist. Alle Leute haben sich bei mir gemeldet, mir Hilfe angeboten und für mich fast alles geregelt. Am wichtigsten war für mich aber, dass sie mir Gesellschaft geleistet haben. Das hat mir auch geholfen, die Situation mit Humor nehmen zu können. 

Am nächsten Morgen wurde ich dann umfassend durchgecheckt, mit dem Ergebnis, dass ich eine Lungenentzündung hatte. 

Ich musste also noch eine Woche im Krankenhaus bleiben. 

Im laufe des Tages wurde ich auf ein Doppelzimmer verlegt. Zuvor durfte ich in einem Einzelzimmer übernachten, was einfach nur Glück war. 

Natürlich habe ich mich nicht über die Verlegung gefreut, aber so konnte ich auch einen weiteren Einblick in die Kultur erhalten. 

Insgesamt ist es hier in Argentinien so, dass die meisten Menschen viel aufgeschlossener und Kontaktfreudiger sind. Im Laufe des Tages war es dann so, dass etwa zehn Freunde und Verwandte meines Zimmergenossen mitsamt Campingstühlen und Mate equipo (Wasserkocher, Thermoskanne, Tee und Matebecher) für einige Stunden zu Besuch waren. Natürlich wurde ich gleich mit einbezogen. 

Meine Freunde und die Leute aus dem Projekt haben sich gut um mich gekümmert und mir sogar regelmäßig leckeres Essen mitgebracht. Auch die Ärzte hatten fast schon ein kumpelhaftes Verhältnis zu ihren Patienten. 

Nach einer Woche wurde ich schließlich entlassen und durfte anschließend in einem der Gästezimmer in Kommunität wohnen, um nich noch etwas erholen zu können. 

Neben diesen eher positiven Erfahrungen musste ich allerdings auch feststellen, dass eine gute medizinische Versorgung nicht für alle Argentinier erschwinglich ist. Alle meine Behandlungen musste ich im Voraus bar bezahlen. Ich kann froh sein, dass sich meine Auslandskrankenkasse nach dem ersten Anruf sofort um die Bezahlung für alle weiteren Behandlungen gekümmert hat, ansonsten wäre ich  nach einigen Tagen in Schwierigkeiten geraten – Ich war allerdings auch in der Privatklinik von Villa Regina. Es gibt auch noch das öffentliche Krankenhaus, das weitgehend kostenlos ist, allerdings ist die medizinische Versorgung dort auf einem sehr schlechten Niveau. 

Mittlerweile bin ich wieder fit und habe meine Arbeit mit den Kindern im Projekt wieder aufgenommen.

Für mich ist nun der Letzte Monat hier angebrochen und es gibt noch so viele Sachen, die wir uns vorgenommen haben mit den Kindern zu machen. Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell die Zeit hier vergeht.

Hier noch ein Paar Fotos der vergangenen Monate. Leider habe ich in der Klinik keine Fotos machen können…

Die Kinder haben natürlich bei der WM mitgefiebert…

…auch wenn Argentinien hier gerade am verlieren ist.

Die Stimmung war jedenfalls immer gut

Nun genieße ich die letzten Wochen in vollen Zügen. Ich bin mir sicher, dass ich Argentinien sehr vermissen werde, freue mich gleichzeitig aber auch auf meine Rückkehr nach Deutschland. Hier lasse ich neue Freunde und die Jungs aus dem Projekt zurück, in Deutschland wartet ein Studium in Bayern auf mich – eine spannende Zeit löst die andere ab!

Ich bin mir sicher, dass ich nochmal nach Villa Regina zurückkehren möchte.Ich weiß aber Gleichzeitig auch, dass ein Besuch hier niemals mit der Zeit als Volontär vergleichbar sein wird.

Ich melde mich demnächst wieder! Hasta pronto, 

euer Clemens

 

Noch ein Paar Fun Facts: Obwohl der Aufenthalt in der Privatklinik auch schon für argentinische Verhältnisse wirklich sehr teuer war, gab es das Klopapier und Gläser nicht inklusive. Zum Glück waren meine Zimmernachbarn perfekt darauf vorbereitet und haben daran gedacht, eine Rolle Toilettenpapier mitzunehmen. Anscheinend ist das hier insgesamt so üblich. Außerdem hatte der Fernseher einen Münzeinwurf und kostete etwa 5€ pro Tag, was ich ziemlich überteuert finde – oder wie die Argentinier sagen würden: „Re Chanta!“