Es hat ein wenig gedauert, ehe ich jetzt meinen ersten Blogeintrag hochgeladen habe und er wird gleichzeitig auch mein letzter sein. Wie es dazu kam, möchte ich Euch hier berichten. 

Am 05.09. 2023 habe ich mich mit meiner Mitvolontärin Jette freudig und aufgeregt nach einem Jahr der Vorbereitung auf den Weg gemacht in das Abenteuer Sambia. Aufgeregt standen wir nach einer fast 24stündigen Reise am Flughafen in Lusaka und wurden von einem der Brüder der Don Bosco-Gemeinschaft in das Provincialhouse der Hauptstadt gebracht. Dort sollten wir ein paar Tage verbringen, das Visum beantragen und uns dann auf den Weg in unser Projekt, einer kleinen Depandance von Don Bosco mit einer Vorschule, einer Grundschule, einem Oratorium (Freizeitbetreuung) für Kinder und einer Landwirtschaftsschule im Norden von Sambia machen, einem kleinen Dorf namens Lufubu, über 1000km entfernt von der Hauptstadt.  

Und dann kam alles ganz anders als geplant und wir fühlten uns wie in der Geschichte von Don Quijote und dem Kinofilm „Und täglich grüßt das Murmeltier“, denn die Informationen, die wir vor unserer Reise an die Hand bekommen hatten, schienen sich jeden Tag in Luft aufzulösen und sich nicht umsetzen zu lassen, so dass wir im Laufe der ersten zwei Wochen immer unsicherer wurden. 

Aber erst einmal zum Anfang: das Ankommen war nicht einfach und wir mussten unseren Mut sehr zusammen nehmen, in unserem Zimmer warteten große Spinnen, wir wussten nicht wo unser Ansprechpartner war und es hatte uns niemand eingewiesen in den Tagesablauf, dann die fremde Sprache, die fremden Gerüche, das Heimweh und viele Dinge mehr, man könnte auch sagen, der Kulturschock holte uns erst einmal ein. Jette und ich waren aber ein gutes Team, konnten uns gegenseitig unterstützen und mit Hilfe der netten Fathers und Brothers gelang dann die Eingewöhnung rasch, insbesondere der sympathische Father Moses, Brother Robert und auch Father Oliver versuchten sehr, uns in unserem Ankommen zu unterstützen. So gingen sie mit uns in die Shoppingmall zum Kaufen einer sambischen SIM-Card (auch mehrfach, das ist nämlich gar nicht so einfach), wir machten einen Ausflug zu einer Krokodilfahrt, wir testeten unsere Englischkenntnisse, lernten das sambische Essen kennen (ein Klassiker das Shima, ein Maisstärkepapp) und vor allen Dingen das fröhliche und freundliche Miteinander der Menschen in dieser Gemeinschaft.  

Und dann vergingen die Tage, wir saßen entweder in unserem Zimmer oder in einem Pavillon im Innenhof und warteten, denn Aufgaben hatten wir auch noch keine, wir kamen an keinem Punkt weiter und das zermürbende Warten war nicht einfach auszuhalten: 

  • Unser Ansprechpartner in Lusaka, Father Chris, war überhaupt nicht informiert worden, dass wir am 06.09. anreisen würden. Daher war Father Chris auch häufig nicht da oder nicht ansprechbar, er hatte ja noch viele andere Aufgaben und somit konnten unsere Fragen und Anliegen in den ersten Tagen nicht geklärt werden bzw. die angekündigten Verabredungen verschoben sich immer wieder aufs Neue.  
  • Ein Vertrag zwischen Don Bosco Volunteers Bonn und Don Bosco Sambia bezüglich unseres Aufenthaltes hätte drei Monate vorher geschlossen werden sollen, das hatte aber nicht stattgefunden. 
  • Rücksprachen mit dem Verantwortlichen von Don Bosco in Deutschland gelangen nur eingeschränkt, wir wurden mit unserem Anliegen, dass die Informationen so nicht stimmten nicht wahrgenommen oder vertröstet bis hin zu der Frage per Mail an Father Chris, was denn mit uns los sei. 
  • Das angeblich nur vor Ort in Lusaka zu beantragende Visum konnte im Immigration Office persönlich nicht beantragt werden, sondern nur digital und sollte statt der anvisierten 100-150 Dollar das Dreifache kosten.  

Nach 5 Tagen des Wartens verließen wir so erfolglos das Office ohne Visum begleitet von Infos aus Deutschland, dass das so nicht sein könne und wir müssten das genauso machen. Die in Deutschland auf Anraten von Don Bosco gegen viel Geld beglaubigten und übersetzten Dokumente wurden für den Antrag überhaupt nicht benötigt. So beschlossen wir nach anfänglichem Zögern, ob die Informationen zum Projekt sich genauso in Luft auflösen würden, uns ohne Visum in das Projekt aufzumachen. Der geplante Kauf der Tickets für den Überlandbus löste sich aber auch in Luft auf, da die Tickets für die kommenden zwei Tage ausverkauft waren und so machte sich Brother Robert mit uns auf den Weg nach Lusaka im Ladetruck des Provinicialhouses mit einem mulmigen Gefühl im Bauch, denn unsere Vorfreude und Aufgeregtheit war eher einem Gefühl der Unsicherheit und Anspannung gewichen. 

1000 km und ca. 20 Stunden später nach einer Fahrt über eine staubige Landstraße, Jette und ich sind begeistert im Linksverkehr durch die Landschaft gedüst, eine spannende und auch lustige Erfahrung mit Brother Robert kamen wir endlich am Ziel an. Herzlich willkommen geheißen wurden wir von Father Antonio, der uns vom Don Bosco Team Deutschland als der beste Father überhaupt angekündigt war und unser Projekt, über das wir sonst keine Informationen bekommen hatte mit uns gemeinsam meistern sollte mit Father Waldemar. 

Und dann kam der nächste Teil von Erfahrungen, der letztendlich zum Abbruch unseres Auslandsfreiwilligendienstes in Sambia geführt hat. 

  • Das Projekt war nach Corona noch gar nicht richtig in Betrieb genommen worden und Father Antonio war selber erst seit ca. 3 Monaten vor Ort. 
  • Die Vorschule/Freizeitbetreuung der Kinder existierte noch gar nicht wieder, das Gebäude war abgeschlossen, das Gelände verwildert und so noch gar nicht nutzbar. Father Waldemar war mehrere Wochen nicht vor Ort und hatte den Schlüssel mitgenommen, so dass der Zugang nur durch ein Loch im Zaun möglich war 
  • Father Antonio selber, der das Projekt leitete, wäre ab Dezember für drei Monate nicht vor Ort gewesen und Jette und ich hätten die komplette Leitung und Verantwortung für die Don Bosco Depandance Lufubu übernehmen sollen (wir sprechen hier von über 10.000 m2) inklusive der Verantwortung für die Landwirtschaftsschule mit Ausbildung und Ansprechbarkeit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen, der Organisation des Projektes nebst Einkäufen, der Leitung der Freizeitbetreuung usw.  
  • Die Kommunikation mit den Menschen vor Ort, den Kindern und Jugendlichen sollten wir führen und auch dafür sorgen, dass überhaupt wieder Kinder in die Vorschule/das Oratorium kommen, die Sprache vor Ort war Bembe und die wenigsten Menschen dort verstehen Englisch. 

Mit anderen Worten, alles was und angekündigt war, wir seien nur zusätzlich im Projekt, um das Oratorium zu unterstützen und mit den Kindern zu spielen und Freizeitgestaltung zu machen, löste sich wieder in Luft auf. Und so fuhren wir nach drei Tagen wieder zurück ins Provcincialhouse in Lusaka, verwundert, ungläubig, traurig, aber auch erleichtert. Der Traum eines Auslandsfreiwilligendienstes hatte sich in eine Fata Morgana verwandelt und in Rücksprache mit dem deutschen Don Bosco Team, dass nach diesen Informationen uns auf dem Weg zurück dann gut begleitet hat, wurde unser Einsatz in Sambia in einem nicht wirklich geeigneten und existierenden Projekt abgebrochen. 

Eine Zeit geprägt von Höhen und Tiefen, ich habe eine Menge Erfahrungen gemacht. Wenn ich nach 7 Wochen in Köln an Sambia denke, geht mir mein Herz auf, bei anderen Gedanken fühlt es sich schwer an. Denn eigentlich bin ich doch für ein Jahr losgezogen und nicht wirklich Zuhause, meine Koffer möchte ich noch nicht auspacken, es fühlt sich langsam aber nicht mehr völlig falsch an. Ich arbeite aber schon an einer neuen Jahresplanung, denn ich möchte mir meine Freude und meine Neugier auf andere Kulturen und Menschen in anderen Ländern einfach nicht nehmen lassen. 

Leider ist auf der Seite von Don Bosco organisatorisch und auch auf der Gesprächsebene viel schiefgelaufen, nachdem unsere Schwierigkeiten angekommen waren und klar war, dass das Projekt für den Einsatz von Freiwilligen nicht geeignet war, sind wir sehr unterstützt worden und dafür möchte ich mich bedanken.