Es ist schon etwas länger her, aber trotzdem möchte ich euch daran teilhaben lassen 🙂

Endlich war es so weit. Meine Geschwister und mein Vater betraten ghanaischen Boden. Schon lange vorher hatte ich mir den Termin im Kalender markiert und sehnlichst darauf gewartet alle endlich live und nicht nur auf dem Bildschirm zu sehen und in meine Arme schließen zu können. Zur Unterhaltung aller am Flughafen wartender Menschen stürmte ich mit so hoher Geschwindigkeit in die Arme meiner Schwester Johanna, dass ich sie fast umgerannt hätte. Zu dieser Zeit war Charlotte schon drei Wochen in Ghana, da sie ein Praktikum in einer Grundschule in einem kleinen Ort nahe Accra gemacht hatte.  Anfangs realisierte ich noch nicht, dass sie jetzt  wirklich da waren. Doch war ich überglücklich ihnen „mein Land“, in dem ich schon über ein halbes Jahr lebte, nun zeigen zu können.  Endlich durften sie meinen Alltag und meine Arbeit mit mir zusammen erleben und Ghana und dessen  Kultur nicht nur durch Erzählungen sondern live begreifen und erfahren.

Erstes Wiedersehen  am Flughafen

Erstes Wiedersehen am Flughafen

Unserem Reiseplan nach führte uns der erste Weg in mein Projekt. Getreu dem Motto „Als erstes die Arbeit und dann das Vergnügen“, wurde der erste Teil ein bisschen stressig. Ich warf meine Familie erstmal ins kalte Wasser. Von wegen ein oder zwei Tage Erholung…., nein, ungefähr eine Stunde in Ghana, konfrontierte ich sie gleich mit der chaotischen VIP-Busstation in Accra. Von hier aus kann man für umgerechnet 10 Euro in einer ca. 7 stündigen Fahrt Sunyani  in sehr komfortablen Bussen erreichen. Nach ungefähr  2 Stunden Wartezeit und einer sehr kalte Klimaanlage ( die VIP-Busse sind mit Sicherheit der kälteste Ort Ghanas) später, erreichten wir Odumase. In der Woche, die wir im Projekt verbrachten zeigte ich ihnen natürlich das Oratory und stellte sie den Kindern vor. Da Ostern war, haben wir in einer kleinen Aktion Süßigkeiten in der Halle für die Kinder versteckt. Nachdem wir ihnen erklärt hatten warum man Ostern feiert und was hinter der Tradition steckt, rannten die Kinder auch schon davon um eines der Süßigkeiten, die von Deutschland mitgebracht wurden, zu ergattern. Auch die Ostermesse feierten wir zusammen. Die Messe war  sehr schön! Begonnen wurde mit Kerzenlicht in der Kirche, dadurch entstand eine sehr festliche Atmosphäre.  Im Prinzip lief die Messe wie eine katholische deutsche Messe ab. Was man hier aber deutlich mehr spürte war die Freude über die Auferstehung Christi. In schöner Gospelmusik und viel Tanz wurde die von den Menschen zum Ausdruck gebracht.

Meine Schwestern im Oratory

Meine Schwestern im Oratory

Zwischendurch machten wir am Gründonnerstag und Karfreitag einen Zwei-Tagesausflug in den Mole-Park. Dorthin fuhren wir mit dem Trotro. In Ghana bucht man kein Ticket mit vorgegebener Reiseroute. Man frägt sich durch und kommt irgendwann auch am vorgesehen Ziel an! Beim Trotro handelt es sich um ein typisches ghanaisches Verkehrsmittel. Bevor die Trotros losfahren wird erstmal gewartet bis der Kleinbus voll ist. Sobald alle Sitze belegt sind geht es los. Gequetscht, wenig Beinfreiheit, deine Nachbarin mit einem kleinen Kind oder einem Huhn auf dem Schoß, heiß, bei jedem Schlagloch hebt es einen kurz in die Luft, so fühlt es sich ungefähr an, wenn man in einem Trotro sitzt und die ghanaische Landschaft an einem vorbei zieht.

Ein typisches Trotro

Ein typisches Trotro

Auf der Fahrt in den Norden verändert sich die Landschaft mehr und mehr in Savanne , es wird heißer und trockener, man sieht  Moscheen und viele Muslime auf den Straßen und auch die Bauweise der Häuser verändert sich:  die Dörfer bestehen aus traditionell aus Lehm gebauten Rundhütten.

Runde Lehmhütten

Runde Lehmhütten

Nach circa 6-stündiger Trotro-Fahrt erreichten wir den Nationalpark in Ghana.  Mit einer Größe von 4840 km² handelt es sich hierbei um den Größten in Ghana. Obwohl der Norden von Ghana insgesamt eher weniger touristisch erschlossen ist, hat der Mole Park doch einiges zu bieten. Frühmorgens nahmen wir an einer Walking Safari teil, wo wir Krokodile, Antilopen, Pumbas, Affen und rießige Termitenhügel sehen konnten. Der Höhepunkt war aber eindeutig die großen Elefanten, die wir beim Baden beobachten durften. Sie sind einfach an uns vorbei gelaufen, ohne Zaun, nur ein paar Meter entfernt, ich war hin und weg  🙂 Auch bei der Jeep Safari durften wir auf dem Dach des Jeeps sitzend noch einmal die schöne Naturvielfalt und die Elefanten bewundern.

IMG_4548

In der zweiten Woche war unser Ziel die Stadt Cape Coast. Cape Coast liegt im Süden circa 2 Stunden von Accra entfernt direkt am  Meer. Die kleine, verschlafene Küstenstadt ist der wahrscheinlich historisch wichtigste Ort in Ghana. Leider handelt es sich hierbei um ein dunkles Kapitel der ghanaischen Geschichte. Das berühmteste Gebäude der Stadt  ist das Cape Coast Castle. Wie alle anderen Forts an der sogenannten „Gold Coast“ diente diese Festung als Gefängnis für Einheimische, die als Sklaven nach Amerika  und Europa verschifft wurden. Beim Besuch des Museums durften wir mit eigenen Augen sehen unter welch grausamen Bedingungen die Menschen hier teils monatelang festgehalten wurden. Beim Eintritt in die dunklen Kellerverliese überkam mich ein beklemmendes Gefühl. Woher nimmt sich ein Mensch das Recht sich über einen anderen Menschen zu stellen nur weil er eine andere Hautfarbe besitzt und aus einem vielleicht mehr entwickeltem Land kommt?

Cape Coast Castle

Cape Coast Castle

Ein weiteres Ausflugsziel war der Kakuum Nationalpark. Hier haben wir uns bis fast an die Baumwipfel des großen tropischen Regenwaldes begeben und durften auf Hängebrücken gehend den Wald von oben sehen. In einem Rundgang durch den Regenwald brachte uns ein Guide verschiedene Pflanzen und deren medizinische Verwendung näher. Es war sehr interessant zu sehen, wogegen die Pflanzen alles helfen.

Hängebrücken im tropischen Regenwald

Hängebrücken im tropischen Regenwald

Wenn wir mal nicht unterwegs waren, haben  wir den traumhaften Strand direkt bei unserer Unterkunft genossen. Palmen, weißer Sand und Felsen machen die Strände hier einzigartig und zu einem touristischen Anziehungspunkt. Insgesamt gewinnt der Tourismus in Ghana immer mehr an Bedeutung.  Auch mir ist aufgefallen, dass Ghana mit seinen Naturreservaten, geschichtlichen Orten, seinen Städten und den wunderschönen Stränden ziemlich viel zu bieten hat. Wie ich selber gesehen habe, ist Ghana auf einem guten Weg das Land weiter touristisch zu erschließen. Trotz der Chance des Tourismus und die Arbeitsplätze die dadurch geschaffen werden können, war ich wieder froh in das ursprüngliche Odumase zurückkehren zu können.