Sofia en Bolivia

Mein Freiwilligendienst mit Don Bosco

Alltag im Hogar (2/3)

Hier geht´s zu Teil 1

Nachmittag

Während der Hausaufgabenzeit, beginnend um 14 Uhr, sind die Kinder in 3 Gruppen eingeteilt.

Pequeños (Kleinen): Die Kinder des Kinder (Kindergarten) und die der 1. Klasse der Primaria (Grundschule)

Medianos (Mittleren): Die 2. und 3. Klasse der Primaria

Grandes (Großen): 4. Klasse und aufwärts (Nach der 6. Klasse endet die Primaria und beginnt die Secundaria)

Jede der 3 Gruppen wird von einer Educadora betreut. Dazu unterstützen meine Mitvolontärin Ruth bei den Pequeños und ich gemeinsam mit einer Praktikantin bei den Medianos bei allem was so grade anfällt.

Bei den Hausaufgaben zu helfen kann da manchmal ordentlich die Nerven strapazieren. Nicht nur gilt es Aufgaben gleich 10x zu erklären, sondern auch zu verhindern, dass die Kinder währenddessen auf die Tische steigen. Außerdem ist es gar nicht so einfach das schriftliche Subtrahieren von Zahlen über 100 zu erklären, wenn noch nicht einmal das Summieren von Zahlen unter 10 wirklich sitzt.

Doch nicht nur in Geduld mit den Kindern bin ich nun geübt, auch das Einbinden von Büchern geht mir mittlerweile leicht von der Hand. (Zu Beginn des Schuljahres war dies nämlich meine Hauptbeschäftigung.) Was ebenfalls zu meinen Aufgaben gehört, ist das erstellen von Plakaten. Jeder Art und unter Umständen gleich in mehrfacher Ausführung.

Hier gleich 4 Plakate zum „Día del mar“ (=Tag des Meeres) am 23. März
Der Tag besteht aufgrund des Verlustes des Meereszugangs von Bolivien an Chile. Es wird an den Kämpfer Eduardo Abaroa erinnert, der am 23. März 1813 im Pazifikkrieg im Kampf gegen Chile starb.

Trotz der interessierten Augenpaare, der neugierigen Fingerchen auf meinen Schultern (oder dem Plakat) und den ständigen Zwischenfragen „¿Qué estas haciendo?“ (Was machst du gerade?) oder „İYo te ayudo!“ (ICH helfe dir!) gehört es doch, wegen der nötigen Kreativität, zu meinen Lieblingsaufgaben. Daher habe ich angefangen, wenn es etwas ruhiger zugeht zu Malen, zu Zeichnen oder kleine Origamifiguren anzufertigen. Die kleinen Bildchen oder Figuren bekommen die Kinder dann als Belohnung, wenn sie ihre Hausaufgaben beendet haben.

An diesem Tag habe ich ausnahmsweise mal mit den Kindern vormittags gearbeitet und hat mal die Gelegenheit einigen in Ruhe Origami beizubringen.

Aufgrund der Betreuungssituation können die Kinder, wenn sie ihre Hausaufgaben beendet haben leider nicht einfach rausgehen und spielen. Sie müssen in ihrem Sala bleiben, bis die Hausaufgabenzeit vorbei ist. Für diese Zeit habe ich den Kindern ein Buch mitgebracht, dass mir meine liebe Tante Sanni in weiser Vorahnung vor meinem Freiwilligendienst geschenkt hat. Lesen üben ist mit die wichtigste Tätigkeit der Kinder. Vielen fehlen noch die einfachsten Grundlagen für die Schule.

In meinem Sala sind ungefähr 14 Kinder, auf dem Bild sieht es erstaunlich ruhig aus. Das ist aber eigentlich der Ausnahmefall.

Um 16 Uhr gibt es Merienda, oft bestehend einem frisch gemachten Saft, Brot oder Obst. (Zu Beginn meines Freiwilligendienstes gab es beispielsweise oft die am Vortag selbst gepflückten Mangos.) Nach der Merienda geht meine Gruppe, sowie die Grandes, wieder zurück in ihren Sala, um die Hausaufgaben zu beenden.

Seit diesem Schuljahr bietet der Padre Jose Maria darüber hinaus immer Dienstags einen Gitarrenworkshop an. Die darauffolgenden Tage dürfen sich eben diese Kinder dann nachmittags die Gitarren schnappen um zu üben.

Die Lavandería (Wäscherei)
Hinten in den Fächern bewahren die Kinder ihre Schuhe auf – Zur Linken sind die Waschbecken aufgereiht – Rechts das Fenster reicht zum Comedor und eignet sich ideal, um die rechts hinten aufbewahrten Besen und Kehrbleche mal eben durchzureichen

Ab 17 Uhr geht es dann für die erste Gruppe (meist die Pequeños) unter die Dusche und danach ans Kleidung waschen. Im Halbe Stunden Takt kommen dann die weiteren Gruppen. Zu dieser Zeit bin ich Hüterin des Shampoos sowohl als auch Wächterin der Seifen. Dazu kommt das begutachten von fleckigen, angeblich gründlichen gewaschenen T-Shirts.

Viele der Kinder besitzen kaum Kleidung, daher kommt auch keines von ihnen ums tägliche Wäsche waschen drumherum. (Zum Glück trocknet hier wegen der Hitze alles relativ schnell.)

Um 18.30 Uhr wird die Glocke zum Rosario (Rosenkranz) geläutet. Etwas an das ich mich erst gewöhnen musste. Und ich muss ehrlich zugeben, oft werde auch ich, wie die Kleinen unter den Kindern, hundemüde. Das Ave Maria und Vater Unser konnte ich allerdings durchs tägliche üben bereits nach wenigen Wochen auswendig. Womit ich allerdings am meisten zu kämpfen habe ist die Adoración (Anbetung) am Mittwoch Abend in der Kapelle. Neben den langen Gebeten wird dort nämlich zusätzlich bestimmt 20min auf dem harten Steinboden gekniet. Die Pequeños sind allerdings nicht verpflichtet dorthin mitzukommen und können im Mano Amiga wie gewohnt den Rosario beten.

Padre nuestro

Padre nuestro que estás en el cielo, 
santificado sea tu Nombre;
venga a nosotros tu Reino;
hágase tu voluntad 
en la tierra como en el cielo.
Danos hoy 
nuestro pan de cada día;
perdona nuestras ofensas,
como también nosotros perdonamos 
a los que nos ofenden;
no nos dejes caer en la tentación,
y líbranos del mal. Amén.

Ave María

Dios te salve, María, 
llena eres de gracia;
el Señor es contigo.
Bendita Tú eres 
entre todas las mujeres,
y bendito es el fruto de tu vientre, Jesús. 
Santa María, Madre de Dios,
ruega por nosotros, pecadores,
ahora y en la hora de nuestra muerte. Amén

Während die Educadora den Kindern abschließend eine Geschichte vorliest, es gemeinsam mit dem Padre gesungen wird oder noch eine Ansage für den Abend gemacht wird, schleiche ich mich schon mal in die Küche, um das Essen auszuteilen.

Nach wenigen Minuten bereits, kommen dann schon alle Kinder, inklusive Hund Kaiser und Katze Perla, hungrig in den Comedor gestürmt…

Die Ruhe vor dem Sturm
Zu sehen sind Reis mit Käse, Spiegeleier, Kochbanane und Salat mit Tomaten und Zwiebeln – Von der Durchreiche aus nimmt immer die Tischälteste das Essen mit an den Platz.

Vokabelübersicht:

pequeño, pequeña (gspr. pekenjo/a) – klein

mediano, mediana – mittel

grande – groß

el kinder – der Kindergarten

la primaria – die Grundschule

la secundaria (gspr. sekundaria) – die weiterführende Schule

el día – der Tag

el mar – das Meer

el rosario – der Rosenkranz

la lavandería – die Wäscherei (hier: der Waschsaal)

la adoración (gspr. adoraßión) – die Anbetung

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  1. Günter Rüffer

    Hallo Sofia, sonnige Grüße aus Witterschlick.
    Eines ist gewiss, wenn du zurückkommst, bist du eine fantastische Babysitterin.
    Bis bald

    • Sofia Tissen

      Hallo Günter,
      ja das könnte gut sein. Während ich im Umgang mit großen Kindergruppen noch immer hadere, sind kleine Gruppen oder das Arbeiten mit einzelnen Kindern überhaupt keine Herausforderung mehr.
      Ich sitze gerade am Beitrag zur Bolivienreise mit Jana und Birger. Die Eindrücke, die ich dort gesammelt habe sind wieder ganz andere als auf meiner Arbeit, aber haben mich dem Land und der Kultur genauso nahe gebracht.
      Ganz Liebe Grüße und schon bis ganz bald!!!

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