„[Unverständliches Gebrummel, das sich anhört wie Tamil, aber wohl Englisch sein soll]“
„excuse me?“
„[etwas lauteres Gebrummel]“ „what?“
„[etwas genervteres Gebrummel]“
„ah yeah ok yes“
Dieser Dialog zwischen Jacob oder mir und einem Einheimischen hat so oder so ähnlich schon gefühlt tausendmal stattgefunden. Meistens geht das auch gut aus und unser Gegenüber nickt zufrieden. Das ein oder andere Mal hat uns diese Zustimmung ins Blaue hinein aber auch schon in eine witzige oder seltsame Situation gebracht. So auch vor einigen Wochen, als einer der Fathers uns fragen wollte, ob wir für den Geburtstag des Father Rectors etwas vorsingen können. Erst deutlich nach unserem üblichen „ah yeah ok yes“ wurde uns klar, dass wir vor 80 Leuten zu zweit einen Song performen sollen. Nun ja neben der Messe und herrlichem Abendessen waren wir wohl eine Hauptattraktionen im Zuge der Geburtstagsfeierlichkeiten. Wie bereits angeteasert und sehnlichst von unseren Fans erwartet hier nun die Erstveröffentlichung unserer dreisprachigen Debütsingle „Don Bosco Song“.
Mein erster Krankenhausaufenthalt
Hatte ich eigentlich schon mal erwähnt, dass es hier oft und viel Reis zum Essen gibt? Wenn nicht dann sag ich es gerne nochmal: Es gibt viel Reis und mäßig abwechslungsreiches Essen. Deswegen hatten wir Ende Oktober die großartige Idee in eine Mall zu gehen und dort zum ersten Mal in Indien westliches Fastfood zu essen. Als ich dort meine Pizza Margarita von „Dominos“ genoss, ahnte ich noch nichts von meiner kommenden, wenig angenehmen Woche.
Die Nacht danach war jedoch schon von zahlreichen Magenentleerungen, der Tag danach von Fieber geprägt. Mit der ach-wird-schon-wieder-Einstellung entschloss ich mich keinen Arzt aufzusuchen (Fehler). Weil am zweiten Tag alles schlimmer wurde und ich kein Essen und kaum Wasser zu mir nehmen konnte, sah selbst ich die Notwendigkeit ins Krankenhaus zu fahren. Also setzte man mich hinten auf einen Roller und fuhr mit mir in ein kleines KInderkrankenhaus. Tatsächlich war mir dabei, trotz zwei Pullis übereinander und 30 Grad im Schatten, kalt.
Nach ein paar Tests und quälend langen Wartezeiten stellte eine Ärztin dann endlich meine völlige Dehydration und den Ernst der Lage fest. Sie äußerte den Verdacht auf Dengue Fieber und schickte mich in ein richtiges Krankenhaus. Da ich mich mittlerweile wohl kaum noch auf dem Roller hätte halten können, bugsierte man mich in eine Rikscha. Nachdem mir die Ärztin aber eine lustige bunte Pille verpasst hatte, bekam ich die ganze Fahrt das Grinsen nicht aus dem Gesicht und fand meine Situation irgendwie amüsant.
Das zweite Krankenhaus war dann fast nobel und hatte mindestens westlichen Standard. Nun war ich zwar in sicheren Händen, bekam davon aber kaum was mit, weil sich mein Gehirn nur noch anfühlte wie Brei und jede Bewegung mühsam war. Fast das Einzige was ich immer wieder raushörte war das Wort Dengue-Fever, was mir eine Riesenangst einjagte. Am Abend wurde mir zwar eigentlich gesagt, dass es kein Dengue ist, aber als ich dann auf einmal Nasenbluten bekam, brach wieder Aufregung unter den Ärzten aus (Dengue ist häufig mit inneren Blutungen verbunden).
Dieser Tag war bis jetzt auf jeden Fall mein Schlimmster in Indien, doch zum Glück war es dann am nächsten Tag schon deutlich besser. Am nächsten Morgen konnte ich zum ersten Mal seit 60 Stunden wieder etwas zu mir nehmen ohne mich zu übergeben!
Leider durfte ich aber noch nicht nach Hause gehen, sondern musste noch drei weitere Tage im Krankenhaus verbringen. Ich hatte zwar immer wieder leichtes Fieber und war noch sehr schwach, aber dennoch fiel es mir schwer die Notwendigkeit dazu einzusehen, da mein Bluttest auf Dengue negativ war. Die Diagnose lautete „Mageninfektion durch Lebensmittelvergiftung“. Diese Zeit war für mich unglaublich langweilig und unangenehm, weil ich für das meiste zu schwach war, andererseits aber teilweise 24 Stunden am Stück nicht schlafen konnte (ich vermute wegen den vielen Medikamenten). Zusätzlich machten mir die halbstündigen Besuche von einer Horde von 6-8 Krankenschwestern, die Tests durchführten und der permanente Schlauch in meinem Arm zu schaffen.
Somit war ich heilfroh, als ich nach 4 Tagen Krankenhaus endlich zurück durfte. Wieder in den Alltag zurück zu finden war trotzdem mühsam, weil ich immer noch stark geschwächt war und essen mir nach wie vor schwer fiel. Also verbrachte ich die nächsten Tage mit viel Ausruhen, schließlich liegt inder Ruhe die Kraft.
Deutschunterricht für Inderkinder
Nun zu einem ganz anderen Thema. Letzten Mittwoch wurden Jacob und ich ziemlich spontan in die „Don Bosco School of Excellence“ gestellt, um Dritt- bis Fünftklässlern Deutsch zu unterrichten. Inder Schule vor über 50 neunjährigen zu stehen und zu versuchen ihnen deutsche Wörter beizubringen war mal eine ganz andere Erfahrung und hat auch mega Spaß gemacht. Wen das genauer interessiert sollte auf jeden Fall Jacobs hervorragenden Blog lesen, der einen ganzen Eintrag zu dem Tag verfasst hat!
Sightseeing
Ich weiß, inder Kürze liegt die Würze, aber es ist so viel Interessantes passiert seit meinem letzten Eintrag, das ich euch nicht vorenthalten möchte.
Letzten Donnerstag war es soweit: wir haben zum ersten Mal in Indien einen Tag freigenommen und eine Sightseeing Tour gemacht. Dazu hat uns ein ehemaliger Heimbewohner, der mittlerweile ein Auto besitzt, quer durch Coimbatore und Umgebung gefahren und uns die sehenswertesten Plätze gezeigt. Unter anderem einen typischen Hindutempel:
Erwähnenswert ist auch eine christliche Kirche und Park außenrum mit sektenartigem Charakter. Ich weiß nicht warum unser „Guide“ uns ausgerechnet hier her geführt hat:
Am meisten Zeit haben wir jedoch in einem multireligiösem Meditationscenter verbracht. Das Besondere für uns hierbei war, dass wir dort zum ersten Mal (puh gibt es viele erste Male in diesem Blog) seit vielen Wochen andere weiße Menschen gesehen haben. Für diese war das aber wohl deutlich unspektakulärer als für uns, wir wurden kaum beachtet. Die hinduistisch angehauchte Meditationszeremonie begannen wir mit einem Bad in einem hübschen großen Becken. Schwimmen, schnelle Bewegungen oder Reden war dort penibel verboten. Meditieren konnte ich persönlich dort aber trotzdem wenig, da ich vor allem daran denken musste wie kalt mir in dem Wasser war und, dass wir unsere Wertsachen ungesichert in einem Regal zurücklassen mussten.
Danach wurden wir mit 50 anderen Leuten und Schweigegebot in eine beeindruckende große Kuppel geschleust, wo man 15 Minuten Zeit zum meditieren hatte. Leider war auf dem ganzen Gelände Fotos schießen verboten, denn es hätte einige interessante Fotomotive gegeben. Allgemein waren es dort coole Erfahrungen und ein guter Einblick in die spirituelle indische Kultur, inder inder Ruhe die Kraft liegt.
Auf dem Rückweg ist mir diese Ruhe jedoch kurz abhanden gekommen und ich hab mich noch zu ein bisschen Stress mit Shiva provozieren lassen.
Wir haben uns aber schnell wieder vertragen und schließlich ist sie meinem Charme verfallen:
Fische fangen
Ach ja, habe ich letztes Mal erwähnt, dass die Jungs auf dem Schulweg des Öfteren Müll mitnehmen? Nun ja dieser Sport hat sich mittlerweile mehr auf bewegte Ziele verlagert. So staunte ich nicht schlecht, als einer der süßen kleinen Jungs auf einmal ein noch süßeres kleines Küken in der Hand hatte oder ein andere eine Taube. Mein absolutes Highlight ist bis jetzt jedoch ein riesiger Fisch:
Wenn dich das jetzt komplett aus der Fassung bringt, dann stell dich mit beiden Füßen auf den Schlauch und rufe: Lang lebe die Störung im Betriebsablauf!!!!
Indische Grüße Benedik-Sir (mein brandneuer Lehrername)
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