Hi. Lang ist's her! Doch hier ist er, mein nächster und letzter Blog aus Argentinien. Morgen steige ich ins Flugzeug nach Deutschland. Hier ein paar ungeordnete Gedanken.
Man sieht es Ihnen vielleicht nicht an aber diese Schuhe haben viele Fußballspiele und schwere Zeiten überstanden. Doch meine Schuhflickkünste lassen die Schuhe in neuem Glanz erstrahlen...
Sebastian und ich haben in einem leeren Stockwerk einer Schule gewohnt, das ist der Waschraum und im folgenden Bild sind die Duschen, beides sehr wichtige Räume für mich, denn...
... hier habe ich von Liebeskummer über Trainings- und Sprachfortschritte bis hin zum Abschied alles besungen und verarbeitet. Box aufdrehen und Privatkonzert geht los. Beste. Werde ich auf jeden Fall vermissen.
Genau wie das rote Fahrrad. Ein Jahr auf einem viel zu kleinen schwergängigen Fahrrad rumgefahren... so schwergängig, dass man so hin und verwackeln musste wie alte Menschen ohne E-Antrieb. Kleine Anekdote: Als wir nach den Verkehrsregeln fragten wurden wir auf das überleben des Stärkeren hingewiesen.
Ich gebe ungerne an, ABER meine Fähigkeiten Armbänder zu knüpfen haben sich hier auf Profiniveau gesteigert.
Und das Beste, die Kinder und auch die Erwachsenen im Chacra haben es geliebt. Meine Schreiner AG Klasse und die Menschen im Chacra laufen jetzt alle mit Armbändern von mir rum, das ist nice.
Ich drücke mich ein bisschen um die Abschiedsszenen drumherum... Gerade sitze ich in einem Wohnzimmer in Buenos Aires und all die schönen Erinnerungen gehen mir durch den Kopf. Man. Hätte nicht gedacht, dass es mir so schwer fällt zu gehen.
Das Heim in dem wir gearbeitet haben, hat uns einen Abschied gemacht und vorher dachte ich man sagt sich Tschüss, aber irgendwie habe ich nicht daran gedacht, dass man etwas fühlt, n bissl dumm hahhaha. Aber als die Leiterin des Heims anfing zu weinen und einige Kinder mit einstiegen hatte ich auch auf einmal einen Kloß im Hals. Oder Nahitan, ein 7 jähriger der einen traurig fragt ob man nie wiederkommt und wieso, weil er es noch nicht versteht. Oder ich verstehe es nicht, keine Ahnung...
Eine spur schwerer war es dann noch im Chacra. Das Jahr über ist dort so viel passiert. So viele Freunde die ich dort gefunden habe, mit deren Hilfe ich es unter anderem geschafft habe aufzuhören zu rauchen, aber das ist nur Nebensache, wir haben so viel miteinander geteilt.
Jorge, der alte Schreiner, mit dem ich immer Schach gespielt, Mate getrunken und das Ein oder Andere Mal bis tief in die Nacht gequatscht hab. Oder Luciano, in meinem alter, den ich entweder im Schach oder im Truco (argentinisches Kartenspiel, und das beste was ich gelernt hab) besiegt hab, zum Abschied sind wir ins Kino zu Planet der Affen gegangen und beide eingeschlafen hahhaha.
Oder Diego, dem ich Mate zubereite, während er kocht, und danach im Truco besiege. Oder Antonela, die unschlagbar in einem Spiel Namens "Escoba" ist. Oder Betti die mir mit voller Begeisterung von Ihren Pflanzen erzählt, während wir Armbänder knüpfen. Oder Tete, der immer einen dummen Spruch auf Lager hat, sich aber eigentlich immer um einen sorgt. Oder Guillermo, der eine unglaubliche Ruhe und Gelassenheit besitzt, mit dem ich die Annalen der Fußballgeschichte durchgesprochen und durcherlebt habe. Und noch so viele mehr.
Ehe man sich versieht sitzt man in einer Runde von Fremden die garnicht mehr Fremd sind und heult Rotz und Wasser. Und die anderen kämpfen auch mit den tränen. Jorge steht auf und schenkt mir sein Argentinien Trikot, Diego mir das mit seinem Namen von Boca Juniors und als Tete seine Stimme wieder gefunden hat sagt er, seit Mario Götze habe kein Deutscher mehr solche Emotionen in ihm ausgelöst. Hahahah. Top und jetzt sitze ich in Buenos Aires mit Tränen in den Augen.
Zum Busterminal habe uns unsere Wahrscheinlich besten Freunde, Pato und Flor, begleitet. Bei denen haben wir immer Tacos gegessen, deshalb haben wir uns gemeinsam ein Taco-Tattoo stechen lassen :D
Und das sind jetzt unsere letzten Tage Argentinien, jeden Tag ein Asado. Das Nationalgericht bedeutet es wird gegrillt. Aber es wird zelebriert und man kann deutsches grillen nicht ansatzweise damit vergleichen. Wenn man einem Argentinier erzählt man war bei einem Asado, bekommt man ein anerkennendes Kopfnicken.
Über viele Stunden wird das leckerste Fleisch was ich je gegessen habe gegrillt dabei wird sich unterhalten über Gott und die Welt und was ich wirklich cool finde: Ohne viel Tamtam und Überteurem Grill. Rost und Feuer reichen. Die Stimmung ist toll, denn die Wertschätzung dafür ist enorm. Ein Freund hat mir erklärt: "Unsere Wirtschaft ist im Arsch und wir wissen nicht wie man sie stabilisiert aber wir wissen uns bestens zu sättigen."
Zum Schluss muss ich mich einmal ganz herzlich bei Allen bedanken, die mich, auf egal welche Art, dieses Jahr unterstützt haben. Es war eine unglaublich tolle Erfahrung und das weiß ich wertzuschätzen. Deshalb: Ein riesengroßes DANKE!!
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