Jetzt bin ich schon über 4 Wochen hier in Indien. Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht und wie viel wir schon erleben durften.

In diesem Blogeintrag soll es um die Projekte gehen, die wir uns in den letzten Wochen gemeinsam angeschaut haben. Mittlerweile sind wir zu 4. in unserer Flat. Lukas, ein Voluntär aus Österreich, wird für die nächsten 4 Monate mit uns leben und arbeiten.

Das Navajeevan ist das übergeordnete Projekt, bei dem wir Voluntäre und viele weitere Mitarbeiter angestellt sind, die ebenfalls in den unterschiedlichen Projekten oder in Schulen arbeiten. Navajeevan bedeutet so viel wie „neues Leben“. Im von unserer Flat etwa 5 Minuten entfernten YB, dem Headquarter, leben die Fathers. Dort können wir 3 mal am Tag zum Essen gehen, obwohl wir mittlerweile beschlossen haben, zum Frühstück einfach Müsli zu essen (morgens, mittags und abends Reis war uns dann doch zu viel). Die gesamte Organisation und der Papierkram findet ebenfalls im YB statt.

Folgende Projekte haben wir uns in den letzten Wochen angeschaut (es gibt aber sicher noch mehr):

1. Das Chiguru

Das Chiguru ist ein Heim für etwa 100 Jungen und Mädchen zwischen 4 und 18 Jahren. Das Leben dort kann man sich vorstellen wie in einem Internat, die Kinder gehen aber auf eine staatliche Schule. Ziel ist es, Kindern aus den Slums und ärmeren Verhältnissen den Zugang zu schulischer Bildung zu ermöglichen.

2. Das Deepa Nivas

Das Deepa Nivas ist ein Heim wie das Chiguru, allerdings nur für etwa 50 Jungs. Sie erhalten Tanzunterricht, gehen von dort aus zur Schule und werden bei Hausaufgaben und beim Lernen betreut.

3. Das Vimukthi

Das Vimukti ist ein Rehabilitationszentrum für drogenabhängige Jungs und liegt etwa eine Stunde außerhalb von Vijayawada. Für die 15 bis 20 Jungen gibt es hier neben Morgenyoga und Schule ein Volleyball- und Badmintonfeld und es wird viel in den eigenen Gärten angebaut, um den Kindern und Jugendlichen einen strukturierten Alltag zu bieten und sie von ihrem Suchtverhalten zu lösen.

4. Der Open Shelter

Der Shelter ist eine erste Anlaufstelle für Straßenkinder. Hier leben zwischen 10 und 15 Jungs, die bis zu 6 Monate im Shelter bleiben. Es wird versucht, Familienangehörige ausfindig zu machen und die Kinder beim Staat zu registrieren, damit sie in die Schule gehen bzw. einen Platz im Chiguru/Deepa Nivas bekommen können. (Mehr Informationen zum Open Shelter befinden sich auch in meinem vorherigen Blogeintrag.)

5. Slums

In den verschiedenen Slums in Vijayawada, hier Communities genannt, gibt es meistens eine Bridge school. Weil viele der Slumkinder keinen Zugang zu schulischer Bildung haben oder schon früh die Schule abgebrochen haben, wird in den Bridge schools ein bisschen Mathe, Englisch und Telugu unterrichtet oder mit den Kinder gemalt, gespielt und getanzt.

Um einen besseren Eindruck von der Arbeit der Don Bosco Mitarbeiter zu bekommen, haben wir auch das Counseling center besichtigt. Hier bekommen Kinder, sowie Erwachsene psychologische Beratung und Hilfe bei Drogenabhängigkeit und Suchtverhalten durch Ärzte. Wir haben uns auch das Medical Camp angeschaut, in dem Menschen, die kein Geld für Medikamente oder Behandlungen haben, kostenlos ärztliche Beratung und Medikamente erhalten. Sehr interessant war es auch, als wir die Don Bosco Streetworker (ähnlich wie Sozialarbeiter) bei ihrer Arbeit begleiten durften. Sie gehen durch die Straßen und nehmen die Daten von Kindern auf, die eigentlich in die Schule gehen müssten und stattdessen am Straßenrand betteln oder obdachlos sind. Wir waren bestürzt, wie viele Fälle es dann doch allein an diesem einen Tag gab. Mehrere Tage haben wir auch damit verbracht, mit anderen Mitarbeitern Lebensmittel in Säcke zu packen und zu verladen. Durch die starken Überschwemmungen vor ein paar Wochen wurden nämlich viele Häuser und Infrastruktur beschädigt und die Lebensgrundlage vieler Menschen wurde geraubt. Um diese Bedürftigen zu unterstützen, hat Navajeevan jetzt schon 4000 Menschen Lebensmittel und Hygieneprodukte gespendet. Bei einigen dieser Lebensmittelvergaben haben wir dann auch mitgeholfen.

Bevor ich meinen Blogeintrag beende, möchte ich jetzt noch von meinem letzten Wochenende berichten. Wir Voluntäre sind für zwei Tage spontan mit dem Nachtbus nach Hyderabad gefahren. Dort fand ein Volunteer Meeting statt, bei dem wir nochmal einiges über die Arbeit der Salesianer in ganz Indien erfahren haben. Unsere freie Zeit haben wir genutzt, um Hyderabad ein bisschen besser kennenzulernen. So haben wir zum Beispiel das Golconda Fort, eine riesige Burglandschaft mit Aussichtsplateau und wunderbarer Sicht auf die Stadt, besichtigt. Wir haben uns aber auch den Birla Mundir Tempel angeschaut, waren in einem Park am See, von dem man eine tolle Sicht auf die steinerne Buddha Statue inmitten des Sees hatte, sind durch einen Bazaar geschlendert und haben uns durch die Menschenmassen am Charminar gedrängt. Das ist ein historisches Monument und das Wahrzeichen von Hyderabad.

In der kommenden Woche werden wir uns nun zusammensetzen und über unsere finale Arbeit hier entscheiden. Jeweils in 2er Teams werden wir erstmal für die nächsten 6 Monate in ein bis zwei Projekten arbeiten. Ich bin schon gespannt, was sich dabei ergibt und werde euch im nächsten Blogeintrag darüber auf dem Laufenden halten.

Lg Anne

P.S. Wenn ihr Interesse daran habt, die Projekte und meine Arbeit hier zu unterstützen, freue ich mich über eine Spende.

Kontaktdaten Don Bosco Mission Liga Bank München IBAN: DE66 7509 0300 0102 1418 76 BIC: GENODEF 1M05 Verwendungszweck: Anne Roth S24VB017