„Schneeflöckchen, Weißröckchen, wann kommmst du geschneit?“
Während wir uns in Deutschland letztes Jahr darüber beschwert haben, dass am 24.12.15 ohne Schnee und bei den sommerlichen Temperaturen von fast 15 Grad nur schwer Weihnachtsstimmung aufkommt, haben wir dieses Jahr gelernt, sich nicht mehr so viel zu beschweren. 😉
Wie wir hier ganz im Süden von Indien Weihnachten feiern und wie wir versuchen, trotz aller Umstände in Weihnachtsstimmung zu kommen, erzählen wir in diesem Blogeintrag.
Das Klima
Wenn man Zeitung liest oder den Gesprächen der Leute über das Wetter lauscht, wird oft von Winter gesprochen, der hier Ende Oktober mit Beginn der Regenzeit eingesetzt hat (tatsächlich geregnet hat es seitdem vielleicht 10 Mal – Vilathikulam gleicht einer Sandschüssel). „Winterliche“ Temperaturen von angenehmen 25 – 30 Grad herrschen gerade in Vilathikulam. Dinge, wie Glühwein, Handschuhe oder Wollschals vermisst man da nicht besonders. Auch auf Skifahren, Schnee und Schlittschuhlaufen können wir dieses Saison ohne Probleme verzichten.
Weihnachten in Indien
In dem hinduistisch geprägten Land wird grundsätzlich nur in christlich geprägten Familien und Dörfern Weihnachten gefeiert. Da Vembu aber ziemlich viele Projekte initiiert, die viele Menschen (nicht nur Christen) ansprechen, bekommen auch Hindus die Weihnachsvorbereitung und hiesige -feiern mit.
Vor allem die Kinder hier freuen sich natürlich immer über Geschenke 😉
Mit der Deko, den Geschenken, etc. kam also nicht nur bei den Christen im Dorf Weihnachtsstimmung auf. So helfen momentan alle Jungs zusammen, eine Krippe zu bauen und alle Angestellten wichtelten mit uns.
Bastelaktionen
Unsere Versuche in Weihnachtsstimmung zu kommen, begannen Ende November mit dem Basteln von Adventskalendern. Unsere Hosteljungs bekommen jeden Tag eine Aufgabe oder ein Quiz und für denjenigen, der es am schnellsten löst, gibt es ein kleines Geschenk.
Um das Gefühl von mütterlicher Fürsorge weiterzugeben (unsere Mütter haben sich dankenswerterweise lange Jahre um den Adventskalender gekümmert, was zur Vorfreude auf Weihnachten beigetragen hat), haben wir uns gegenseitig und auch unseren Mitvolontären in Keela Eral welche gebastelt. Sie sind, wie auf dem Foto erkennbar, nicht perfekt, aber mit Liebe gemacht. (Das ist immer die Ausrede, wenn uns wie so oft in der letzten Zeit eine Bastelaktion nicht ganz gelingt; es sind halt nicht immer alle benötigten Bastelutensilien verfügbar 😉 )
Außerdem haben wir unser Zimmer und die Dining Hall ein bisschen dekoriert und dafür Fröbelsterne gebastelt. Dabei wurde ganz nach Lydias Wunsch Weihnachtslieder rauf und runtergehört.
Weihnachtsstunden
In der Grundschule haben wir in einigen Weihnachtsstunden den Kids Weihnachtsvokabeln beigebacht, Weihnachtskarten und Papiertannenbäume gebastelt oder Weihnachtsmandalas (die wir zuvor selbst gezeichnet und dann im Copyshop kopiert haben) gemalt.
Außerdem haben wir unseren Schülern den Song „We wish you a merry Christmas“ beigebracht, dessen Refrain jetzt immerhin alle können. 😉
Plätzchen Backen?
Da es in Vilathikulams Haushalten (ausgenommen Bäckerein) keine Öfen gibt, ist das Backen hier nicht möglich. Als kleiner Ersatz hat Annas Oma ein paar leckere Plätzchen geschickt. Außerdem haben wir noch Pralinen als Geschenk gemacht. Für wen verraten wir lieber noch nicht 😉 Essen und generell die Lebenserhaltungskosten sind im Vergleich zu den deutschen sehr gering, doch Schokolade ist im Vehältnis dazu extrem teuer, also wurde wir mit Kakaopulver, Bananen und Kekskrümeln improvisiert. Schmecken tun sie trotzdem sehr lecker.
Weihnachtsfeiern
Nach der Weihnachtsfeier ist vor der Weihnachtsfeier…
Diese Woche gibt es hier drei wichtige Weihnachtsfeiern für und mit uns: In der Grundschule mit den Sisters (hier wurden die Mäppchen für die Kids verteilt, dazu später mehr), mit den Staffmembers aus dem Projekt (wo neben Spielen und Tänzen auch die Wichtelgeschenke – hier „secret gifts“ genannt – verteilt werden) und mit unseren Jungs, für die wir ein witziges Programm organisieren und unsere Geschenke übergeben.
Am 24.12 wird dann die große Krippe eröffnet und abends findet eine große Messe und eine Feier im kleinen Kreis mit der Community (unseren Fathers und Brothers) statt. Am 25. feiern wir gemeinsam mit Felix und Stefan im Nachbarprojekt in Keela Eral, bevor es abends in Richtung Bangalore und später nach Goa geht, wo wir dann gemeinsam mit einigen anderen Volontären Silvester verbringen.
Auf den Weihnachtsfeiern wird viel getanzt, gespielt, gesungen, aber auch z.B. das Krippenspiel aufgeführt. Und natürlich kommt der Weihnachtsmann auch vorbei. Am Weihnachtsfest in der Grundschule kam Santa Claus auf dem Motorrad angefahren und verteilte zu Weihnachtsmusik tanzend einige Geschenke, während die Kinder vor Freude grölten.
Weihnachten unter Palmen?
Statt unter Palmen zu feiern, wollten die Fathers lieber einen „richtigen“ Tannenbaum. Also haben wir versucht einen Tannenbaum aus Papier und den hier verfügbaren Dekorationsartikeln zu basteln. Viele Shops bieten hier zwar Plastiktannenbäume an, doch sind diese sehr klein und für unseren Geschmack zu kitschig. Unsere Tannenbaumbastelaktion war mehr oder weniger von Erfolg gekrönt, wie auf dem Foto zu erkennen ist. 😉 (Zu unserer Verteidigung: Auf dem Foto ist er noch ungeschmückt und noch nicht mit Draht befestigt)
Ein großes Dankeschön
Kommerzialisiert und auf Geschenke fixiert ist das Weihnachtsfest zumindest in den ländlichen Gebieten nicht, da sich auch christliche Familien oft nicht leisten können, ihren Kindern etwas zu schenken. Wir haben den Anlass aber genutzt, den Kindern eine Freude zu machen und mit euren Spenden denen etwas zu schenken, die sonst (auch bei Geburtstagen) nicht beschenkt werden.
Wir möchten uns hiermit nochmal ganz herzlich bei unseren Spendern bedanken! Das war eine sehr große Unterstützung. Für die fast 70 Kinder in der Child-Labour-Grundschule haben wir fleißig Federmäppchen mit Kugelschreibern, Linealen, Scheren, Bunt- und Bleistiften, Radiergummis, Spitzer und jeweils einer kleinen Süßigkeit zusammengestellt.
Die Kinder waren so glücklich und begeistert, obwohl die Geschenke „nur“ für uns alltägliche Dinge waren. Doch nicht nur in diesem Moment wurde den Kindern eine große Freude gemacht, sondern auch in Zukunft werden sie (und wir) im Unterricht von den Mäppchen profitieren und schön alle Hefteinträge abschreiben und anmalen können. Bildung ist einfach das sinnvollste Geschenk, das man hier machen kann.
Wie heißt es so schön? Education is a gift that none can take away.
Für unsere Jungs im Hostel haben wir deren Geschenke und die Weihnachtsfeier, inklusive leckerem Essen und Ice Cream (in dessen Genuss sie nur sehr selten kommen) gesponsort. Weil wir ihnen sinnvolle Geschenke machen wollten, die sie das Jahr über nutzen können, bekommt jeder ein maßgeschneidertes Oberteil und eine Hose, die sehr gut genäht wurden und richtig schön aussehen. Die Klamotten von den Kindern sind oft sehr zerschlissen und heruntergekommen und wir wissen, dass sich unsere Jungs sehr darüber freuen werden.
Mehr Bilder und weitere Berichte von Weihnachten und Silvester folgen dann im Januar.
Euch ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Johannes R.
Es erwärmt das Herz, von so viel Weihnachtsfreude auch am anderen Ende der Welt zu lesen!
Frohes Fest!