7 Stunden Programm, unterschiedlichste Tänze und Gesangsdarbietungen, sehr viele Menschen und das mitten in unserem Projekt!
Die diesjährige Kalai Iravu (Tamil für Dancenight) war eine von rund 50 Jugendlichen aus dem Youth Club von Vembu organisierte Feier, deren Planung schon vor einigen Monaten begann. Vor allem in der letzten Woche lief die Vorbereitung auf Hochtouren. Auch wir konnten fleißig mithelfen: Wir haben (mit Blättern, die speziell geschnitten und gefaltete werden) dekoriert, Sticker ausgeschnitten und Medallien angefertig.
Zu unsere großen Freude war unsere Hauptaufgabe, den Tag fotografisch festzuhalten. Ein paar der fast 1000 Fotos möchten wir euch nicht vorenthalten.
An die 500 Besucher aus Vilathikulam und den umliegenden Dörfern kamen, um sich das Spektakel anzuschauen und es war schön für uns zu sehen, dass wir viele Gesichter (und vor allem Namen) schon kennen. Besonders zu den Jugendlichen hier haben sich schon wirkliche Freundschaften gebildet, wodurch der ganze Tag für uns mit viel Spaß verbunden war.
Das Programm startete mit einem Tanzwettbewerb für Kinder, an der auch eine Gruppe Kids aus der Child-Labour-Grundschule teilnahm und den dritten Platz belegte, was uns natürlich mächtig gefreut hat!
Die Kids werden für solche Tanzveranstaltungen immer sehr stark geschminkt und tragen viel goldenen Schmuck und Saris (die in dieser Pracht nur bei festlichen Gelegenheiten getragen werden).
Das Tanzen ist ein sehr großer und wichtiger Bestandteil der hiesigen Kultur. Indische Tanzarten (Bauchtanz etc.), wie wir sie aus Bollywoodfilmen kennen, haben wir dabei nicht gesehen.
Die meisten tamilischen Tänze setzen sich aus traditonellen Tanzschritten zusammen, die mit Kämpfen zu tun haben. Die Themen, die beim Tanzen aufgegriffen werden, sind zum Beispiel Jagd, Stierkampf, Schwertkampf, Konflikte zwischen Mann und Frau, Feldarbeit, aber auch Krieg.
Eine weitere traditionelle Tanzart ist der Karagattam, bei dem die Tanzenden schwere Dekotöpfe, die für uns wie Plastiktannenbäume aussehen, auf dem Kopf balancieren, weshalb wir diesen Tanzstil auch liebevoll den Weihnachtsbaumtanz nennen. Wir hatten hier ein paar Wochen vorher schon mal die Gelegenheit, dies selbst auszuprobieren und können bestätigen, dass es wirklich schwierig ist, das „Bäumchen“ beim Tanzen auf dem Kopf zu behalten oder damit Kunststücke, wie sich seitlich auf dem Boden zu rollen, zu vollführen.
Die Tänze sind begleitet von sehr rhytmischer Musik, die den ganzen Tag in Konzertlautstärke aus den Boxen schallte. Einen zusätzlichen Rhytmus schafften die mit Glöckchen bestückten Fußkettchen und die Tanzgruppen begleitenden Trommler. Besonders beeindruckend waren für uns die Tänzer, die zeitgleich tanzten und auch noch trommelten.
Nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch ältere Menschen gestalteten das Bühnenprogramm. Musikeinlagen mit Flöten, Holzblasinstrumenten, deren Namen wir nicht kennen, Trommeln, Rasseln und inbrünstigem Gesang gaben uns die Möglichkeit, noch tiefer in die südindische Kultur einzutauchen. Interessant zu erwähnen ist, dass sich im Gegensatz zu unseren westlichen Musik, bei der sich der Gesang an der Melodie orientiert, hier die Melodie nur als Begleitung zur Gesangsstimme gesehen wird. Daraus folgt, dass vor allem die Stimme der Sänger und Sängerinnen im Fokus liegt. Was nicht für jede Stimme vorteilhaft ist 😉 Aber natürlich waren nicht alle Musikeinlagen mit Gesang verknüpft, weshalb wir die Chance hatten, einige uns unbekannte Musikinstrumente und -techniken kennen zu lernen.
Für uns schwer vorstellbar war, dass für so eine Masse (für alle Künstler und das gesamte Organisationsteam) in der projekteigenen Küche von unserer Köchin und einigen Helfern gekocht wurde. Da wird dann der Reis ganz easy mit einer Art Spaten umgerührt und literweise Samba mit Tonnen an frischgeschnittenem Gemüse serviert. Und das Ganze schmeckt dann nicht nach Massenzubereitung, sondern genauso gut wie Ammaa sonst auch für uns kocht.
Doch nicht nur die Küche vollbringt hier Meisterleistungen, die ganze Organisation des Events ist wirklich bewundernswert. Alle Jugendlichen waren den ganzen Tag mit voller Energie dabei, haben moderiert, Plätze zugewiesen, Tanzgruppen angewiesen, in der Küche geholfen, den Ton abgenommen, selbst getanzt und so für einen reibungslosen Ablauf gesorgt. Eine Veranstaltung dieser Größe mit einem solch kleinen Budget (nur durch eine eigens inszinierte Lotterie vergrößert) auf die Beine zu stellen, ist wirklich eine Meisterleistung. Uns hat es wahnsinnig gefreut, den Tag zu erleben und ein Teil dieser tollen Truppe zu sein. Wir haben zahlreiche kulturelle Eindrücken bekommen, durften einige witzige Momente mit unseren neuen Freunden erleben, haben unzählige Fotos gemacht und hatten jede Menge Spaß!
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