Als ich darüber nachgedacht habe, wie ich die letzten Wochen am besten zusammenfassen kann, kam mir ein markanter Satz immer wieder in den Sinn: „Teachaa – study or not?“ Insofern dürfte euch klar sein, dass hier – trotz fehlender Weihnachtsferien – nicht viel in der Schule war. Halt, Stopp – im Klassenzimmer, an der Tafel. In den Köpfen der Schüler, auf der Schulbühne, an Verkaufsständen oder am Strand geschah dafür umso mehr:

Am 23. Dezember präsentierten die Schüler stolz das ca. 3,5-stündige Weihnachtsprogramm mit Tänzen, viel Gesang, Reeeeeden und gratis Eiscreme. Mit meinen Schülerinnen habe ich versucht, ebenfalls ein Liedchen auf die Beine zu stellen. Um ein bisschen Abwechslung in das wochenlange Weihnachtsliederüben zu bringen, entschieden wir uns für „Swing Low, Sweet Chariot“. Im Klassenzimmer war die Lautstärke des Gesangs unermesslich, nur auf der Bühne wurden meine Vögelchen etwas zaghaft. Ich war trotzdem beeindruckt von dem betriebenen Aufwand für diesen Tag, z.B. mit dem Krippenspiel, verschiedenen Apsaratänze und kreativen Krippen auf dem Schulgelände.

Wenn es um Geschenke geht.

Wenn es um Geschenke geht.

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Das selbstgemalte Bühnenbild der Schüler.

Das selbstgemalte Bühnenbild der Schüler.

Die Schausteller.

Die Schausteller.

Immer dabei: Apsara, auch an Weihnachten.

Immer dabei: Apsara, auch an Weihnachten.

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Über die Feiertage wurde in der Stadt Sihanoukville nicht an Weihnachten gedacht. Es war eher Zeit fürs „Sea Festival“. Unsere Schule hatte ebenfalls einen Stand mit Eiscreme zu betreuen. Zwei italienische Volontärinnen und ich hatten viel Spaß beim Verkaufen und konnten uns ein klein wenig vom aufkommenden Heimweh ablenken. An Heiligabend ging es für alle Internatsschüler in die Kirche auf der anderen Seite der Stadt. Kurz vorher traf ich einen der Jungs, fragte ihn, ob er mitkommen möchte.

„Do you want to come with us to the church? It’s christmas.“

„Teachaa, I’m busyyyy.“

So ungefähr konnte man sich dann auch die Stimmung in der Kirche vorstellen. Sie haben sich Mühe gegeben – und dann war ich froh, als es vorbei war. Nach dem Gottesdienst stieg quasi erst die richtige Christmas Party mit Karaoke, Verkaufsständen und Lottery. Ganz wohl war mir dabei nicht, aber Rettung fand ich am zweiten Weihnachtsfeiertag: Wichteln im Arend de Ru war angesagt! Eine Woche vorher hatte ich den Mädels diese Idee vorgeschlagen. Ihre Gesichter und die pure Freude, totale Ekstase beim Geschenkeauspacken konnte die weihnachtliche Europa-Sehnsucht wiedergutmachen. Es war mir ein Fest, sie so glücklich zu sehen – umrundet von neuen T-Shirts, neuer Zahnpasta, einem Kuscheltier oder kleinem Parfum.

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In der Hotelschule gab es im Advent einen kleinen Wettbewerb, bei dem die Schüler Material für Weihnachtsbäume wiederverwenden sollten. So entstanden Bäumchen aus Plastik, Papier oder Getränkedosen. Viele Gruppen hatten sich ganz ambitioniert an Nachmittagen zusammengesetzt und getüftelt. Für den schönsten Weihnachtsbaum gab es sogar einen kleinen Preis.

Über Silvester kamen mich zwei Volontärinnen aus Vietnam besuchen, was mein Herz auf Wolke sieben schweben gelassen hat. Es war schön, vertraute Gesichter zu sehen und viel Deutsch zu sprechen. Ich konnte ihnen Sihanoukville zeigen. Damit war Schlafmangel garantiert! Zum Ende des Jahres wurde in der Schule nochmal kräftig auf den Putz gehauen, nämlich zum Schulweihnachtsmarkt. Dafür wurde das Programm der Schüler noch einmal für Leute aus der Stadt aufgeführt. Des Abends konnten sich alle an verschiedenen Ständen Getränke und Essen kaufen bzw. kleine Spiele spielen. Auch ich hatte mit einigen Schülern einen Stand zu betreuen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie die Kambodschaner auf Kleider abgeben, die man halbwegs erschwinglich kaufen kann. Die Schule bekommt manchmal Hilfslieferungen, in denen sich auch Kleider befinden. Schon beim Kleider sortieren hatten wir unseren Spaß und verkauften über 120 dieser mehr oder weniger schönen Stücke. Dazu erweiterte ich den Stand um einige Beauty Produkte, wie Gesichtscremes oder Seifen. Der Tag war super anstrengend, doch am Ende war ich mehr als glücklich.

Zum Ende des alten Jahres war es nicht einfach, die Schüler im Klassenraum zu behalten. Im neuen war es fast noch schwieriger, sie überhaupt zum Aufschlagen ihrer Bücher zu bewegen. Zum Glück bekommt Schönheit in Kambodscha viel Aufmerksamkeit, so dass der zweite berühmte „Beauty Friday“ stattfinden konnte – ohne Schulbücher! Dazu lud ich die Mädels des Arend de Ru ein, Gesichtsmasken aus Früchten herzustellen. Nachdem sie verstanden hatten, dass Bananen und Mangos heute nicht zum Essen da sind, entwickelte sich der Abend zu einer kleinen „Beauty Party“ mit Musik, Nagellack und Hairstyling. Nach einer Weile hatte jeder die Definition der Gesichtsmaske vergessen und Mangomatsch auf den Beinen, Bananenpampe auf der Schulter.

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Tatsächlich hat sich gesunde Ernährung in meinen Unterricht geschlichen – von einem Healthy Lifestyle versuche ich die Schüler zu überzeugen. Nicht ganz einfach, nicht ganz fruchtbar, aber ich bin noch nicht bereit aufzugeben. Erst heute habe ich den ersten Obstsalat mit den Schülern geschnippelt. Wer weiß, wie viele noch folgen. Blöderweise sind zu viele Süßigkeiten und fehlende Vitamine keine gute Kombination für gesunde Zähne und viele Kambodschaner haben mehr als schlechte Zähne. Manche von ihnen gehen erst in unserer Schule das erste Mal in ihrem Leben zum Zahnarzt.

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Ich habe davon gehört, dass es bei euch in den nördlichen Breiten Schnee geben soll. Natürlich binde ich die wunderschönen Kühlkristalle in so manche Erzählung mit meinen Schülern ein. Sie halten den Atem an und sperren Augen, Ohren und Mund auf, wenn ich ihnen ein Skivideo zeige.

So, jetzt bin ich wieder einmal auf dem Sprung. Heute bin ich nämlich voller Ekstase: Johannes landet in Kambodscha, noch ungefähr 40 Minuten warten!

Meine Lieben, grüßt Schneemänner & die mit Tau benetzten Morgenstunden Europas von mir. Die nächste Meldung gibt es nach einigen Reisen und dem Zwischenseminar in Indonesien.

Geschenkeeee!

Geschenkeeee!

Auch die Mädels sagen: Frohes Neues!

Auch die Mädels sagen: Frohes Neues!