Am 1. Mai hat das Sommercamp im Chiguru gestartet. Hier in Vijayawada sind gerade Sommerferien und es ist somit keine Schule und die Kinder haben deshalb gerade eine wohlverdiente Pause. Für manche bedeutet das, dass sie nach Hause fahren können, für andere ist das aus verschiedenen Gründen nicht möglich. Und genau für diese Kinder wird das Sommercamp im Chiguru auf die Beine gestellt. Die Kinder kommen aus den unterschiedlichsten Don-Bosco-Projekten. Zu Beginn waren auch viele aus unseren Communities mit dabei. Anfangs haben bis zu 150 Kinder teilgenommen. Momentan sind es nur noch um die 100 Teilnehmer:innen und wir Volontäre sind natürlich auch mit dabei. Anders als sonst arbeiten wir nun alle zusammen im gleichen Projekt. Das ist auch mal eine ganz andere Erfahrung, da wir sonst nur in 2er-Teams arbeiten. Ich finde es total schön mit jeder/jedem Mal eine Gruppe leiten zu können.

Natürlich gibt es im Sommercamp auch einen Tagesplan, der wie folgt aussieht:

8:00-9:00: Frühstück

9:00-9:30: Assembly

9:30-11:00: Englisch und Mathe Unterricht

11:00-11:30: Snack Break 

11:30-13:00: Games Time für die Kleinen 

13:00-14:00: Mittagessen

14:00-15:30: Bastelstunde 

15:30-16:00: Snack Break

16:00-17:30: Games Time mit allen

Das ist jetzt nur das Programm, bei dem wir auch mit dabei sind. Bevor und nachdem wir da sind, gibt es noch weitere Programmpunkte wie das Morgengebet, die Bathing Time und manchmal auch ein Abendprogramm.

Ich habe bisher morgens mit zwei anderen Volontärinnen immer eine ältere Gruppe (Kinder über 10 Jahren) in der ersten Unterrichtsklasse geleitet. Wir behandeln unter anderem Themen wie die Kontinente oder den menschlichen Körper. An einem Tag haben Lice und ich uns zum Beispiel mit den Mädchen auch über den weiblichen Zyklus unterhalten, denn wir hatten den Eindruck, dass es zu diesem Thema zu wenig Aufklärung gibt, obwohl es doch ein ganz natürlicher Prozess ist. Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es dann schon weiter. In der Zeit von 11:30-13:00 Uhr betreuen wir dann nur die unter 10-Jährigen. In diesen eineinhalb Stunden teilen wir die Gruppe meistens in zwei Untergruppen auf: eine aktive Gruppe, die Seilspringen, Tanzen und Laufspiele anbietet und eine andere Gruppe, die etwas Ruhiges macht. Hier basteln und malen wir ganz viel. Besonders die Masken, die wir letztens aus Papptellern gebastelt haben, haben den Kinder richtig viel Spaß bereitet.

Und danach gibt es dann auch schon Mittagessen, welches bisher größtenteils von Sponsoren bereitgestellt wurde. In 80% der Fälle gibt es dann Biryani- eine spezielle Kombination aus Gewürzen und Reis- ein Gericht, das leider nicht zu meinen Favoriten gehört. Da Biryani allerdings hier das Festessen schlechthin ist, gibt es diesen manchmal auch drei Tage hintereinander. Die Kinder „fahren“ richtig darauf „ab“, vor allem wenn es, wie so oft, chicken dazu gibt. Nach dem Mittagessen geht es planmäßig weiter mit der Bastelstunde. Diese haben wir anfangs auch noch gemacht. Allerdings haben wir schnell gemerkt, dass die Kleinen eine kleine Pause brauchen in der sie auch mal schlafen können. Also gibt es nun statt der Bastelstunde eine Schlafenszeit von circa 14:00 bis 16:00 Uhr. Das Gute daran: auch wir nutzen diese und ich  schlafe wirklich jedes Mal ungefähr eineinhalb Stunden tief und fest ein. Wenn dann alle nach und nach aus ihrem Prinz-/Prinzessinenschlaf erwachen, beginnt die Games Time mit allen Kindern. Wir spielen dann alle zusammen oder in kleineren Gruppen Spiele und tanzen. Seit kurzem haben wir auch Hula-Hoop-Reifen und die kommen richtig gut an. Meistens kommt sogar schon am Vormittag mindestens ein Mal die Frage: „Sister, 4 o’clock rings?“. Außerdem haben wir vor kurzem noch Nagellack und Mehendi (dem ein oder anderen vielleicht unter Henna bekannt) mitgenommen, das war natürlich ein Highlight für die Kinder. Um 17:30 Uhr geht es für uns meistens nach Hause und dann ist der Tag auch „schon“ vorbei.

In der Regel sieht so unser derzeitiger Alltag aus. Natürlich spielen dort auch sehr viele Faktoren, wie die Sommerhitze (teilweise bis zu 48 Grad), die Motivation der Kinder und die Anzahl der zusätzlichen Staff Member eine große Rolle. Wenn beispielsweise zu wenige Mitarbeiter:innen da sind, haben wir auch mal den ganzen Tag alle Kinder, weshalb wir dann das Programm ein wenig abwandeln. Man muss eben flexibel sein – und das waren wir zum Beispiel auch, als wir einen Abend länger dageblieben sind und im Abendprogramm eine Dance Competition geplant war. Wir Volontäre sollten dann spontan auch einen Tanz aufführen. Also haben wir dann in gerade mal eineinhalb Stunde zusammen einen komplett neuen Tanz einstudiert, um ihn daraufhin aufzuführen. Das war zwar ein bisschen stressig, aber am Ende war es dann ein absolut gelungener Auftritt.

Gestern und vorgestern waren zwei besonderere Tage: gestern haben wir einen großen Ausflug mit allen Kindern gemacht und es ging in eine nahegelegene Naturheilklinik. Vielleicht denkt ihr jetzt beim Lesen: Wie passen eine Naturheilklinik und die Bespaßung von Kindern zusammen? Und: Was macht man da mit so vielen Kindern? Dazu muss man erst einmal wissen: das Chiguru wird unter anderem von dieser Klinik finanziell unterstützt, was ein Grund dafür war, weshalb wir überhaupt die Möglichkeit bekommen haben, dort hingehen zu können. Und was einfach nur toll war: dieser Ort war sehr kinderfreundlich. Hier haben wir alles gefunden, was ein Kinderherz höherschlagen lässt: zum Beispiel eine große Spielhalle mit einer riiiiiesen Hüpfburg und mehreren Trampolinen, ein Kino und sogar einen Pool. Am Ende hatten wir alle großen Spaß und es war ein sehr gelungener Ausflug.

Vorgestern haben wir am Nachmittag Pfannkuchen mit Schokosoße für die Kinder gemacht und sie sind weggegangen wie warme Semmeln.

Natürlich sind die Kinder jeden Tag unterschiedlich drauf und jeden Tag gibt es gefühlt eine neue Überraschung. Doch im Gesamten kann man wirklich sagen, dass das Sommercamp wirklich super läuft und es uns auch wirklich sehr viel Spaß macht.

Was ich auch kaum glauben kann: meine letzten zwei Monate hier in Indien brechen bald an.  Weitere Volontäre werden abreisen und es geht in den letzten Urlaub nach Puducherry. Es ist so unvorstellbar, dass mein Jahr sich jetzt wirklich dem Ende zuneigt. Natürlich genieße ich jetzt unsere gemeinsame Zeit hier noch mehr und intensiver und freue mich noch auf alles, was jetzt noch in den letzten 9 Wochen auf mich zukommt.

An der Stelle möchte ich mich auch bei allen Leser:innen bedanken, die mich in den letzten 8 Monaten begleitet haben und hoffe, ich kann euch auch in den letzten Monaten noch interessanten Lesestoff anbieten. Außerdem freue ich mich auch jetzt noch über jede:n einzelne:n Spender:in, die/der mich und mein Projekt unterstützt.

Das ist wie folgt möglich:

Spenden über:

DON BOSCO MISSION
LIGA BANK MÜNCHEN
IBAN: DE66 7509 0300 0102 1418 76 BIC: GENODEF1M05 VERWENDUNGSZWECK:
Zora Binder, Spendencode S23VB002

Link zu meiner Spendenseite: 

https://www.gofundme.com/f/zora-goes-navajeevan