Hey ihr Lieben!
Jetzt ist es wieder ein Weilchen her, dass ich mich gemeldet habe. Seit dem ereignisreichen Osterfest gab es bei uns neben dem Alltag in der Schule ein paar Feste bzw. Anlässe die gefeiert wurden. Und ich werde einfach ein bisschen im Allgemeinen auf die letzten zwei Monate eingehen, aber auch das Thema Religion und Glaube aus meiner Sicht beschreiben.


Im April, direkt an dem Wochenende nach Ostern ging es für alle Internat-Jungs auf ein Picknick, dass Father Sebastian, unser Rektor, organisiert bzw. initiiert hat. Wir sind alle gemeinsam in einem Bus ca. 2 Stunden in Richtung Assam, also nördlich von uns gefahren bis wir an einem schönen sauberen Fluss ankamen. Dort haben wir dann alle gemeinsam einen richtig schönen Tag verbracht, haben gemeinsam gekocht, gegessen, waren Schwimmen und haben Fußball gespielt. Der Ausflug war wirklich eine gute Erfahrung und hat uns auch mit den Jungs nochmal enger zusammengeschweißt.


Ein weiteres Ereignis aus dem April war Emilias Geburtstag, den wir gemeinsam in Shillong verbracht haben. Dort sind wir am Abend schön essen gegangen und am nächsten Tag noch ein paar neue Kleider am Markt einkaufen gegangen. Es war zwar nur ein kurzer Trip, aber es lohnt sich immer nach Shillong zu fahren um ein paar Dinge zu erledigen und zu erleben.

Dann gab es jeweils im April und im Mai eine Erstkommunion, eine davon bei uns im Ort und die andere in einem benachbarten Dorf. Die Erstkommunionen sind wirklich immer ein sehr großes Fest, worauf sich die rund 100 bis 150 Kinder vorbereiten. Am Tag der Kommunion selbst gibt es ein langes Kirchenprogramm am Vormittag, anschließend eine kleine Mittagspause und am Nachmittag eine eucharistische oder bei der Kommunion im Mai, eine marianische Prozession. Dann noch gefolgt von einer längeren Anbetung und einem gemeinsamen Rosenkranz. So ein Programm geht ungefähr von 9 Uhr morgens bis 16 Uhr nachmittags und danach sind alle sehr erschöpft und fertig für den Tag. Und nicht nur Erstkommunionen, sondern auch einige andere Feste sind geprägt von langen Predigten, Reden oder Prozessionen und das auch nicht immer gerade angenehm, wenn es 30 Grad hat oder wie aus Kübeln schüttet. Aber anscheinend (wie uns zu Beginn unseres Auslandsjahres gesagt wurde) finden die Menschen hier solche Programme super und nehmen auch gerne freiwillig daran teil.



Ein weiteres Beispiel für derartig lange Kirchenprogramme waren im Mai die besonderen Gottesdienste gehalten zur Ehre Mariens und auch die Novene zu „Mary Help of Christians“. Im gesamten Monat haben wir 4 mal die heilige Messe mit zuvorigem Rosenkranz an der Mariengrotte, hier auf dem Gelände, gefeiert. Diese Feiern waren allerdings sehr schön gestaltet und auch für Geist und Seele schon eher entspannter.


Dann gab’s ja auch noch das Pfingstfest im Mai, was allerdings nicht so besonders war, weil in dem Monat eher Maria im Mittelpunkt stand. Am Pfingstsonntag waren wir im Dorf von einem der Jungs, in Thaiem. Dort gab es einen normalen, feierlichen Sonntagsgottesdienst, im Anchluss Mittagessen bei einer Familie im Dorf und danach noch eine Anbetung (bei der wir aber nicht dabei waren, weil der Vormittag schon so anstrengend war und es ja immer dasselbe ist jeden Sonntag.)


Anfang Juni gab es dann einige Verabschiedungsfeiern für Father Sebastian, der in eine andere salesianische Gemeinde/Ort ca. 4 Stunden östlich von uns versetzt wurde. Daher gab es zwei Farewell-Programme von den beiden Schulen. Dort wurden am Vormittag verschiedene Tänze, Lieder oder Sketches für Fr. Sebastian vorgeführt und emotionale Reden gehalten.
Am Sonntag, den 09. Juni gab es die letzte Sonntagsmesse, wofür auch extra der Provinzial und der Ökonom der Salesianer aus Shillong angereist sind. Am Nachmittag wurde Father Sebastian dann noch von der gesamten Gemeinde und den Leuten aus den Dörfern zelebriert und verabschiedet, sogar unsere Internat-Jungs haben in den letzten Wochen einen Tanz vorbereitet und ihn am dem Tag vorgeführt. Es war ein langer, aufregender und auch emotionaler Tag für alle die da waren.
Am Dienstag morgen, dem 11. Juni war es dann für Father Sebastian Zeit zu gehen und die Erinnerungen und Menschen der letzten 7 Jahre als Leiter der Einrichtung und Pfarrer der Gemeinde von über 10.000 Gläubigen hinter sich zu lassen. Er wurde von ca. 100 Freunden und Bekannten in seine neue Gemeinde gebracht bzw. begleitet. Und auch Emilia und mir ist der Abschied nicht so leicht gefallen und wir waren traurig gestimmt, weil wir ihm sehr dankbar waren für die gemeinsame Zeit und vor allem auch für seine Zustimmung und sein Vertrauen in uns. Er ist wirklich ein aufrichtiger, demütiger Priester und hat sehr viel für die Menschen in der Gemeinde und in den Schulen getan.


Schließlich kann man sagen, dass wir viel erleben und auch viel Zeit in der Kirche und beim Beten verbringen. Ich muss trotzdem sagen, dass es mir nicht immer leicht fällt motiviert zu bleiben und ich manchmal auch keine Lust habe auf die ganzen Kirchenprogramme in der Muttersprache. Und leider ist es so, dass es gar kein Programm oder Angebot auf Englisch gibt, ausser den täglichen Rosenkranz mit den Jungs im Internat. Das ist natürlich für Emilia und mich ein bisschen Schade, aber andererseits muss man ja auch die vielen (älteren) Gläubigen in den Dörfern berücksichtigen, die kaum oder gar kein Englisch verstehen und sprechen. Der christliche Glaube spielt hier im Nord-Osten Indiens und insbesondere in Meghalaya auf jeden Fall eine große Rolle im täglichen Leben und gibt den Menschen Halt und Perspektive. Ich finde es sehr schön zu sehen, dass der Glaube ein so großer und wichtiger Teil im Leben der Leute ist und dass auch viele Jugendliche und Kinder jeden Sonntag in die Messe gehen und mehrmals in der Woche den Rosenkranz beten. Für uns aus Deutschland ist es nur manchmal vielleicht ein bisschen zu viel des Guten und wenn man mehr oder weniger dazu gezwungen wird in die Kirche zu gehen, kann das in seinem Leben schwerer Früchte tragen oder man kann sich schlechter darauf einlassen.

Hier ein paar Bilder von anderen Veranstaltungen bzw. von unserer Kirche (in die wir jeden Tag gehen)

Jetzt bin ich nur noch einundhalb Monate in Indien und hoffe auf noch viele schöne und spannende Momente. Bis dann!

eure Vroni