Von Matilde bis Benin

Fufu und Fernweh

Bonjour Yovo!

In unseren ersten beiden Wochen hier in Porto Novo haben wir schon so einiges erlebt. Um euch einen kleinen ersten Überblick zu verschaffen, fang ich am besten mit der Zeit vor meiner Ausreise an.

Die letzten Wochen zu Hause in Bottrop vergingen wie im Flug: Die letzten Arztbesuche. Abschiedsparty mit meinen Freunden. Das letzte Mal Treffen im Park, um „Tschüss“ zu sagen. Die letzten Dinge für den Koffer besorgen. Dann war meine Abschiedsfeier von meiner Familie und es hieß: in 2 Tagen geht es los. Nachdem sich der Stress gelegt hatte, der aufkam, weil meine Malariaprofilaxe noch nicht angekommen ist, konnte ich mich mit gutem Gewissen von allen verabschieden. Das war allerdings deutlich schwieriger als erwartet, schließlich liegt der berühmte „Sommer nach dem Abi“ hinter mir, auf den ich mit nem Strahlen im Gesicht zurückblicken kann. Und ach so- packen musste ich ja auch noch! Tja, das geschah dann wohl in den letzten Stunden vor Abfahrt, was, wenn man mich kennt, keine so große Überraschung ist 🤓 So kam ich mit Original 20 Minuten Schlaf und einem viel zu schweren Koffer am Frankfurt Flughafen an, weshalb wir da nochmal umpacken mussten (ups). Nach einem tränenreichen Abschied von meinen Schwestern und Eltern musste ich dann auch wirklich los, sonst hätte ich meinen ersten Flug verpasst. 

Im Flieger kam ich nach 30 Minuten schlafen und 30 Minuten weinen wegen den Briefen, die meine Familie und beste Freundin mir geschrieben und mitgegeben haben, endlich in Paris an – dort brauchte ich locker eine Stunde, bevor meine Mitvoluntärin Marlene und ich uns endlich gefunden haben (dieser Flughafen ist ein Labyrinth!). Nachdem wir dort 6 Stunden überbrücken mussten, ging der Flug nach Cotonou erstaunlich schnell vorbei (7 Stunden). Stundenlang sind wir über die ewige Sahara geflogen, weshalb es umso aufregender war, als die Lichter von Cotonou unter uns aufleuchteten. Die erste Welle der Realisation überkam mich, als wir aus dem Flieger gestiegen sind: die „klischeehafte afrikanische Hitze“ gibt es also wirklich. Vorallem die hohe Luftfeuchtigkeit, die dazu beigetragen hat, dass wir im Flughafen angekommen klitschnass geschwitzt waren. An der Gepäckausgabe war so viel los, dass ein Mann neben mir bloß meinte « en Afrique, c’est du chaos » und ich nickte nur überfordert. Zollkontrolle, Bargeld tauschen, e-sim besorgen ( auch hier war wieder pure Überforderung, weil Marlene auf unser Gepäck aufpassen musste und ich das irgendwie selbst hinkriegen musste – also kein Plan, was ich da gekauft habe, das überstieg deutlich meinen Französischkenntnissen :). Draußen wartete bereits Père Jacques (der Leiter der Einrichtung) und der Chauffer mit einem Schild, auf dem groß  „Matilde et Marlene“ draufstand. Im Pickup fuhren wir durch Cotonou, mein Gesicht klebte die ganze Zeit über an der Fensterscheibe: die Straßen waren wie zu Hause, nur dass zwischendurch immer wieder Frauen an uns vorbeifuhren, die beeindruckend schwere Dinge auf ihren Köpfen in Töpfen balancierten. In Porto Novo veränderte sich das dann ziemlich schnell: das ganze Auto ruckelte, als wir über die roten, mit Schlaglöchern versehenen Straßen fuhren und ich musste mich festhalten. 45min brauchten wir von Cotonou bis nach Porto Novo. 

Angekommen in der Einrichtung « Foyer du Don Bosco » kam eine Gruppe Jungs auf uns zugerannt, die sich vorstellten und unser Gepäck in unsere Zimmer trugen. Am nächsten Morgen frühstückten wir und danach gab père Jacques uns eine Tour über das Gelände. „Seid ihr Zwillinge?“ Das wurden wir an unserem ersten Tag wirklich oft gefragt, was wir lachend verneinten.

Als Marlene und ich das erste Mal die roten Aschestraßen betraten, meinte Marlene zu mir „fühlt sich an als wären wir in eine Doku gebeamt worden“. Das beschreibt es ziemlich gut: überall laufen kleine Ziegenbabys und Strassenhunde rum, es gibt an jeder Ecke Friseure und Palmen und überall werden Früchte verkauft. Ab und zu den Wind auf meiner Haut zu spüren, tut wirklich gut, denn noch ist es Regenzeit und oft bewölkt. Wir wurden von super vielen Leuten auf der Straße angesprochen, wo wir herkommen, wie wir heißen, oft wurde uns auch nur schüchtern zugewunken oder hinterhergeguckt. Was nicht allzu selten passierte, war, dass uns „Yovo“ hinterhergerufen wurde. Das war eins der ersten neuen Wörter, die ich hier lernte, weil wir hier so genannt werden : „Yovo“ = „Weiße“ (vermutlich finden die Kinder der Einrichtung mein „YOLO“-Tattoo deshalb noch interessanter). Nach dem Spaziergang haben wir unsere Zimmer eingerichtet und mit den Kindern gespielt.

In der ersten Woche haben wir generell viele Touren durch Porto Novo gemacht, unter anderem mit Père Arnaud, der uns 2 Hotels zeigte, wo wir schwimmen gehen können. Außerdem hat er uns die zweite Don Bosco Einrichtung in Porto Novo gezeigt, die um einiges kleiner ist, als unsere. Der kleine „Supermarkt“, der sich in 20min Entfernung mit dem Auto befindet, gab wirklich nur das Nötigste her, was bedeutet, dass wir ab jetzt immer nach Cotonou zum Großeinkauf fahren werden. Das ist die erste Hauptstadt, die ich kennenlerne, die keinen normalen Supermarkt hat. Eine ziemliche Umstellung wenn man bedenkt, dass ich zu Hause nur 5min zu Fuß zum Nächten Rewe brauche:) Bei unserer Tour durch Porto Novo haben wir auch schon das Centre d’agriculture kennengelernt, wo Landwirte ausgebildet werden. Eine Kirche und das Stadion haben wir auch besucht und wir saßen mit den Salisianern Jacques, Arnaud und Adolf (sie sind zuständig für uns und Julien ist auch noch ein weiterer Salisianer) bereits an der Lagune in einem süßen Restaurant. 

(von links) Père Jacques, Adolph & Arnaud

Am Wochenende haben wir Samstag Fußball mit den Jungen gespielt und Abends Hausaufgabenhilfe gegeben bzw. den Jungs aus ihren Büchern vorgelesen. Sonntag war dann unsere erste Messe hier, es kamen Menschen aus dem ganzen Viertel und alle haben sich total schick gemacht.

Die Kinder sind sehr neugierig und alles andere als zurückhaltend. Sie bewundern meine Ringe, vergleichen unsere Hautfarben und Hände und ab und zu berühren sie meine Haare. Das ist jetzt allerdings Geschichte, denn Marlene hat sie am Montag abgeschnitten:)

Da Marlene und ich gerade erst zwei Wochen hier sind, haben wir auch viel Zeit damit verbracht, uns einzugewöhnen. Dafür ist unsere Dachterasse wirklich ein Geschenk, von der wir den größten Teil des Campus beobachten können und die Hollywoodschaukel ist auch nicht schlecht. Hier oben machen wir oft Yoga, um in den Tag zu starten und wir lesen sehr viel.

Jetzt heißt es erstmal: Ankommen, beobachten und ganz viel lernen. Denn gerade am Anfang lernt man natürlich am meisten durch Gestik und Mimik zu kommunizieren, auch wenn ich mich über mein bisheriges Französisch nicht beschweren kann:) In den nächsten Wochen kommen natürlich noch mehr Updates von mir und ich freu mich über Kommentare, damit ich sehen kann, wer alles so meinen Blog verfolgt💞

PS: wenn ihr mehr Bilder sehen wollt, folgt gerne unserem Instagram Account beninjournal🫶🏼

à bientôt,

Eure Matilde <3

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Alles auf Anfang

  1. Zosia

    Ich finds so krass und das ist so ein gewagter Schritt. Ich finds aber richtig cool, das du so eine Erfahrung machst. Bin aufjedenfall auf weiteres gespannt 🙂 Und wie kam es bitte dazu das du deine Haare geschnitten hast?!?

    • matildelueckenotte

      🫶🏼 das mit meinen Haaren wollte ich schon ewig machen, und hier hat sich das ziemlich gut angeboten:)

  2. Ulla Fricke

    Ach liebe Matilde, auch ich bin auf dein kurzes Haar gespannt! Und das ist wohl auch so ein Don Bosco Volunteers Ding, sich gaaaanz kurze Haare schneiden zu lassen, im Projekt☺️ weiterhin gutes Ankommen und hoffentlich bald viel neuer Alltag!

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