Ihr fragt euch jetzt wahrscheinlich: ´Warum veröffentlicht sie Anfang März ihren Eintrag zu Weihnachten und Neujahr?!`. Um ehrlich zu sein, war die Zeit um diese Festtage bei mir eher von Heimweh, statt Festtagsfreude, geprägt. Wie ihr jetzt aber seht, habe ich mich trotzdem dazu entschieden zu schreiben, einfach weil es mir wichtig ist auf dieser Blogseite ehrlich zu sein und auch die nicht so schönen Momente zu teilen, weil die halt einfach dazu gehören. Außerdem möchte ich auch unbedingt erzählen, wie hier Weihnachten gefeiert wird und das unabhängig von meiner Gefühlslage.

Jetzt aber erstmal zum Anfang. Normalerweise komme ich trotz der ganzen Weihnachtsmärkte und Weihnachtsspecials, wie Kalender, Weihnachtsfilme, etc. in Deutschland erst ziemlich spät in Weihnachtsstimmung, wobei das vielleicht auch darin liegt, dass es ja bei Weihnachten um was ganz anderes geht und die falsche Vorbereitung vielleicht der Grund sein könnte, aber das ist ein anderes Thema. In Indien hingegen gab es nämlich all das nicht und trotzdem war ich super früh in absoluter Weihnachtsstimmung. Obwohl ganz richtig ist das nicht, der Grinch durfte nicht fehlen, also hab ich den Film mit den Kindern geschaut.

Außerdem habe ich für die Kindergartenklassen in der Schule Weihnachtsdekorationen gebastelt. Ja die ganz Kleinen sind bei uns auch in der Schule und ja sie haben auch ganz normalen Unterricht, wie ich dazu stehe, möchte ich aber in einem anderen Blog thematisieren. Zumindest können sie aber mit drei Jahren schon schreiben, ich konnte das nicht mal mit sieben so richtig. Jetzt aber zurück zum eigentlichen Thema. Ich hab ungefähr hundert Santa Claus, Sterne, Tannenbäume, Weihnachtskerzen, etc auf Stiropor aufgemalt und ausgeschnitten. Irgendwann war ich nicht mehr ganz so motiviert, aber zumindest haben die Kinder sich gefreut. Sah auch ziemlich cool in den Räumen aus und die Kinder durften die Figuren selber ausmalen und dann mit nach Hause nehmen und ihren Eltern zeigen. Mit den Hostel Girls habe ich dann auch noch Weihnachtskarten gebastelt und mit beiden Hostels hatten wir dann auch noch eine wunderschöne Weihnachtsfeier, aber was die Weihnachtsstimmung bei mr eigentlich so richtig erzeugt hat, waren die Gottesdienste.

Falls das gerade dein erster Blogeintrag von mir ist, einmal zum Verständnis: ich lebe mit Ordensschwestern zusammen und wir arbeiten in dem Projekt der Don Bosco Fathers in Devadurga. Die Fathers sind Priester, sie unterschieden sich von Mönchen, indem sie nicht in geschlossener Gesellschaft leben, sondern in sozialen Projekten, dort arbeiten und dadurch die Menschen, in dem Fall benachteiligte Kinder, unterstützen. Das gleiche gilt für Schwestern in der Unterscheidung zwischen Schwestern und Nonnen. Nonnen leben nur unter sich, Schwestern leben und arbeiten in Projekten und helfen anderen Menschen. Für mich persönlich bedeutet das, dass ich sehr tolle Menschen um mich herum habe, aber auch, dass jeden Tag Gottesdienst stattfindet. Jeder zweite davon ist auf Englisch, nur die Samstags und Sonntagsgottesdienste finden immer auf Kannada statt. In der Weihnachtszeit hatten wir also einige Gottesdienste auf Englisch. Das hat mir mega geholfen mich emotional und spirituell auf Weihnachten vorzubereiten und einzustimmen. Gleichzeitig ist dieses Fest für mich als Christin so wichtig, dass ich es am liebsten mit meiner Familie gefeiert hätte. Und auch wenn ich in meinem Kopf absolut ready für Weihnachten war, fehlte es irgendwie an Festlichkeit. Und dann gingen auch noch fast alle Kinder vor Weihnachten nach Hause zu ihren Eltern. Bedeutet konkret es waren noch die Schwestern, Fathers, maximal 10 von über 60 Kindern und ich. Und wenn ihr schonmal Schwestern oder Fathers begegnet seid oder ein bisschen Vorwissen habt, dann wisst ihr, dass ihr Leben ein einfaches ist und es jetzt nicht gerade nach Festlichkeit schreit. Das bewundere ich auf der einen Seite wirklich sehr und bin zutiefst berührt davon, was sie im Dienst für Gott und ihren Glauben für andere Menschen tun, auf der anderen Seite ist es für mich manchmal sehr schwer in diesem Jahr ein ähnliches Leben zu führen. Dass es mir so schwierig fällt, lässt mich aber gleichzeitig auch feststellen, wie sehr ich eigentlich an unser luxuriöses Leben gewohnt bin und wie schwer es doch ist, das aufzugeben. Trotzdem bin ich so unendlich dankbar, dass sie mich aufgenommen haben und mich Teil ihrer Arbeit und ihres Leben sein lassen. Und auch wenn es einfach war, war es ein schönes Fest, aber das Heimweh wollte einfach nicht von meiner Seite weichen.

Nach dem Gottesdienst am 24. gab es dann das klassische indische Cake Cutting und die Schwestern und ich haben unsere Wichtelgeschenke ausgetauscht. Wichteln ist bei uns ein großes Ding, sodass ich ein paar Tage davor auch schon mit den CLP Kindern und Lehrern gewichtelt habe, bei den Hostel Mädchen durfte ich leider nicht dabei sein, aber dafür gabs Schoki und deutsche Plätzchen. Ein paar Tage später am 27. haben die Fathers mich dann zu einem Weihnachtsessen eingeladen. Mein absolutes Highlight waren die Smiley Pommes, die für mich zubereitet wurden, weil halt auch einfach alle wissen, dass ich eine deutsche Kartoffel bin, auch wenn ich indisches Essen absolut liebe. Über indisches Bier müssen wir allerdings nochmal sprechen, aber vielleicht gibt es irgendwann mal einen Essenseintrag von mir. Insgesamt eine supersüße Geste und die Freude war riesig.

Kurz darauf war dann auch schon Silvester und auch das war kurz und mehr oder weniger schmerzlos. So schnell wie es kam, war es auch schon wieder vorbei. Wir hatten spät abends Gottesdienst und um 12 Uhr haben wir geböllert und eine Strohpuppe verbrannt. Das letztere fand ich persönlich richtig cool. Und dann war es auch schon 2024. Wenn ich sage, dass die Zeit rennt, ist das definitiv eine Untertreibung. Um diesen Blogeintrag nun abzuschließen, möchte ich nochmal heurausstellen, dass diese Festzeit für mich emotional zwar eher schwierig war, weil es einfach anders war als gewohnt und ich meine Familie und Freunde auch einfach super gerne bei mir gehabt hätte. Trotzdem bin ich super dankbar für die Festtage und wollte euch einen kleinen Einblick zu meinem Weihnachten in Indien geben.

Mein Projekt und mein Auslandsjahr finanziert sich hauptsächlich aus Spenden. Wenn du Lust hast, einen kleinen Beitrag dazu zusteuern, wäre ich dir mega dankbar. Vielen Dank!

https://www.donboscomission.de/volontariat/2023/spenden/viktoriainindien

Auf wiedersehen und bis zum nächsten Blog, indem ich von unserem Zwischenseminar berichte.

Eure Viki