Sophisita en Bolivia

Ein Jahr lang im Land der Superlative

Von Tanzkursen über Kinobesuche bis hin zu Magenverrenkungen und Sauerstoffmasken

Buenaaas! 

Und schon sind die ersten 1,5 Wochen in Santa Cruz rum. Was soll ich sagen: es war ein Auf und Ab! 

Angefangen hat alles damit, dass Anni und ich gleich am Donnerstag (12.09.24) ganz früh ins Hogar (Heim) gegangen sind, um Zeit mit den Jungs zu verbringen. Daraus wurde dann, dass wir zu zweit (ohne Erzieher) beaufsichtigen sollten, dass sie beim Online-Unterricht aufpassen und sich nicht bei Facebook oder Instagram einloggen. Das hat nur so semi geklappt hahah, es wurden natürlich erstmal dick die Grenzen von uns, den Neuen, ausgetestet. War aber trotzdem sehr lustig, auch wenn der Klimawechsel von ca. 35 Grad draußen auf 18 Grad im Klassenzimmer so hart war, dass ich mir schlussendlich eine Jacke holen musste und trotzdem noch gefroren habe.

Am nächsten Tag waren wir wieder im Hogar (diesmal mit Max und Lene, die dann auch mal eingetrudelt sind), um die Jungs näher kennenzulernen. Da war definitiv mein Highlight der Tanzkurs abends, bei dem alle zusammen getanzt haben. Diejenigen mit deutschem Blut waren aber, was Rhythmus- und Körpergefühl angeht, der Spuckschluck der Runde hahah. Die Jungs haben dafür umso besser getanzt und sind voll aufgeblüht, war echt richtig richtig cool! Generell ist mir hier aufgefallen, dass viele sich in der Schule etwas schwerer tun, dafür aber wirklich sehr talentiert sind, sobald ihre Kreativität gefragt ist (malen, basteln, Armbänder knüpfen, singen, tanzen, Instrumente spielen, …).

Am Samstag waren wir dann abends zusammen mit den anderen Volos (aus Italien, Spanien und Ecuador) in einem typisch bolivianischen Restaurant essen. Anni und ich haben ein Menü für zwei Personen bestellt, da man dort viele kleine Schälchen mit typischem Essen serviert bekommt. Was soll ich sagen: Das Menü hätte für 4 sehr hungrige Personen gereicht, es bestand nämlich neben dem Hauptgericht (siehe Bild) noch aus zwei Salaten, 4 Empanadas zur Vorspeise und drei unterschiedlichen „Postres“ (Desserts), die aus so viel Zucker bestanden, dass mein Zahnarzt ins Koma fallen würde, wenn er wüsste, dass ich das gegessen habe. Es war alles wirklich sehr lecker, aber viel zu viel! Ende vom Lied war dann, dass ich aus Angst, dass es unhöflich ist, etwas übrig zu lassen, mir so dermaßen den Magen verrenkt habe, dass mir zwei Tage lang schlecht war. Und das, obwohl Anni und ich mindestens die Hälfte von unserem Essen Max, Rodrigo (Volo aus Spanien) und Lucho (Volo aus Ecuador) angedreht haben… Trotzdem war der Abend ein voller Erfolg, in dem Restaurant war eine Band, von der wir die ganze Zeit gefilmt und später auch gegrüßt wurden, weil wir so exotisch für die Band waren. 

Sonntag war dann der „día de la familia“, da kommen die unterschiedlichen Heim-Unterkünfte des Proyecto Don Bosco alle ins Hogar und der Tag wird mit einem gemeinsamen Gottesdienst gestartet. Der hat mir echt gut gefallen, ganz anders als in Deutschland, viel fröhlicher, alle tanzen und singen laut mit!! Danach haben wir dann einfach noch mit den Kindern gespielt und nachmittags ging es ins Kino mit den größeren Jungs. Die waren echt so dankbar dafür, dort Deadpool anzuschauen, so ein Kinobesuch ist nämlich echt was Besonderes für die. 

Am Montag haben wir dann das erste Mal Paolo kennen gelernt, unseren Koordinator, der die Freiwilligen betreut. Er hat uns viel Interessantes über die unterschiedlichen Einrichtungen sowie die Pädagogik und Psychologie von Don Bosco erzählt, aber das alles wiederzugeben, würde den Rahmen hier definitiv sprengen! Auf jeden Fall haben wir aber mit Paolo ausgemacht, dass wir Dienstag, Mittwoch und Donnerstag in die unterschiedlichen Altersgruppen und die Arbeit mit ihnen reinschnuppern können, bevor wir fest einer Gruppe zugeteilt werden.

Am Dienstag ging es für mich also früh um 8 Uhr ins Hogar, um dort mit der Gruppe „San Francisco“ zu arbeiten, das sind die kleinsten (ca. 5-8 Jahre alt). Dort habe ich ihnen dann bei den Hausaufgaben geholfen und später gab es noch mit der Psychologin des Hogar Don Bosco eine Einheit, in der die Jungs über einen verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt aufgeklärt wurden. Mein Highlight des Tages war aber, dass ich von einem etwas älteren Jungen einer anderen Gruppe, den „Miguel Magones“ (ca. 9-14 Jahre alt) „una manilla“ (ein Armband) geschenkt bekommen habe, das er selber geknüpft hat.

Am Mittwoch und Donnerstag habe ich dann nachmittags mit den „Carlos Acutis“, den ältesten Hogarjungs (ca. 13-18 Jahre alt), zusammengearbeitet. Die beiden Tage bestanden aus viel Lernzeit, da die Armen sogar noch nach dem Abendessen „Tareas“ (Hausaufgaben) zu erledigen hatten. Bei den Tareas habe ich bei Englisch geholfen, ein Kunstprojekt mitgestaltet und einem Jungen spanische Liedtexte diktiert, die er aufschreiben musste. Auch habe ich mich an Mathe versucht und was soll ich sagen: Ich bin kläglich daran gescheitert. Ist es normal, dass 13-jährige schriftlich mit vierstelligen KOMMAZAHLEN dividieren müssen??! Schlussendlich habe ich den Taschenrechner benutzt, da kam dann irgendwas mit 535,897362738 raus hahaha. Aber wenigstens konnte ich das System des schriftlichen Dividierens (halt mit ganzen Zahlen) auf Spanisch erklären – ein kleiner Erfolg!

Freitags sind wir dann mit Paolo ins „Techo Pinardi“ und ins „Barrio Juvenil“ gefahren, zwei weitere Einrichtungen. Über die unterschiedlichen Einrichtungen des Proyecto Don Bosco werde ich generell nochmal einen weiteren Eintrag verfassen, sobald ich einen umfassenden Einblick erhalten habe, denn beim Durchlesen dieses Blogs merke ich schon wieder, dass das „sich kurz fassen und Dinge auf den Punkt bringen“ definitiv nicht zu meinen Stärken gehören, aber ein bisschen muss ich noch weiterberichten, es ist einfach viel zu viel passiert, verzeiht mir!

Freitagnachmittag ging es dann für mich nämlich leider ins Krankenhaus mit einer akuten Bronchitis. Obwohl mein Spanisch ja nicht soo schlecht ist, war das echt eine Herausforderung mit dem ganzen medizinischen Fachvokabular. Mir wurden mehrere Medikamente verschrieben, genauso kriege ich jetzt jeden Tag zwei Mal eine Sauerstoffmaske aufgesetzt. Aber mir geht es gut, keine Sorge! Spannend war dann nur der Rückweg vom Krankenhaus zu unserem Zuhause, den ich irgendwie alleine bestreiten musste. Kurz überfordert gewesen, wie das hier mit den Taxis funktioniert, aber am Ende des Tages bin ich gut im Volo-Haus angekommen, auch wenn ich glaube das Doppelte des Preises hinblättern musste, den die Einheimischen normalerweise bezahlen hahaha.

Gestern und heute hat Paolo uns dann freigegeben, da wir ab morgen fest in unsere Gruppen eingeteilt werden und für uns vier Deutschen somit nun endlich ein geregelter Arbeitsalltag eintritt, yayyy! Die freien Tage haben wir mit kleinen Ausflügen innerhalb Santa Cruz verbracht, den Rest der Tage musste ich mich wegen meiner Bronchitis noch schonen, während die anderen coole Sachen unternommen haben 🙁

Ich habe schon soo viele Ideen, über was ich noch alles Blogeinträge schreiben möchte, aber mit dem Alltag hier habe ich nur selten Zeit, um mich wirklich hinzusetzen und zu schreiben, deshalb kommt dann irgendwie alles auf einmal, wie bei diesem Blog hier. Ich hoffe aber, in Zukunft einen besseren Rhythmus finden zu können!

Wenn ihr generell Einblicke haben wollt, schaut doch gerne auf meinem Instagram vorbei, da poste ich echt viele Videos und Fotos, da das hier im Blog ein bisschen schwieriger ist. https://www.instagram.com/deutsch.trifft.bolivianisch/

Ich hoffe, es hat euch gefallen, Küsschen aus Boliviaaa!

Hasta luego!

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  1. Simon

    Richtig super, weiter so, und es ist auf keinen Fall zu viel!

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