Ready for Togo

über meinen Auslandsfreiwilligendienst in Kara

Exchange is learning to trust!

In den letzten Wochen haben wir zwar jeden Tag Zeit mit den Kindern verbracht, konnten uns jedoch trotzdem viel um persönliche Angelegenheiten kümmern. Ich habe mein Zimmer eingerichtet, die Wände mit Bildern verschönert und meinem Zimmer eine ordentliche Grundreinigung verpasst. Jeremias und ich haben uns viele Male in der Stadt umgesehen, die ein oder andere Bar ausprobiert und schnell das Mototaxifahren lieben gelernt. Einige Minuten widmeten wir auch unseren Eltern oder Freunden, um ganz persönlich, die ersten Eindrücke und Erfahrungen nach Deutschland zu kommunizieren.

 

 

 

 

 

Zeit habe ich aber auch für Euch gefunden und berichte in ein paar Sätzen von meinem jetzigen Alltag, meiner „neuen Familie für ein Jahr“ und über ein paar spannende Fakts.

Qui commence?

Diese Frage, die auf deutsch so viel bedeutet wie „wer fängt an?“, höre ich jeden Tag unzählige Male. In der Zeit, in der die Jungen und Mädchen der Foyers noch Ferien haben, wird unermüdlich den ganzen Tag gespielt. Wir kommen gegen 9 Uhr morgens ins Foyer Imaculee und da sitzen die Jungs schon mit Jeremias ausgeliehenen Karten und spielen die von uns neu beigebrachten Spiele „Lügen“ oder „Präsident“ (vielleicht wird einigen klar, um welches Spiel es sich handelt, den richtigen Begriff wollten wir jedoch nicht den Kindern vermitteln).

Ganz groß im Kurs stehen aber auch andere Spiele, bei denen ich vor meinem Jahr in Kara niemals gedacht hätte, diese jemals wieder zu spielen und schon gar nicht mit Jungs und Mädchen im Alter von 15/16 Jahren. Sehr glücklich und mit ganz viel Spaß spielen wir seit einer Woche „Verstecken“ und jeder möchte es schaffen, als aller letztes gefunden zu werden. Da ich als „Neue“ noch gar nicht die besten Ecken auf dem Gelände kenne, werde ich immer von irgendjemandem mitgezogen und stehe dann plötzlich im Schweinestall, liege auf dem Dachboden auf den man nur heraufsteigen kann, wenn man ein Element der Decke herausnimmt oder sitze 5 Meter weiter oben im Baum.

Wenn ich in knapp einem Jahr wieder deutschen Boden betrete, werdet ihr einen neuen Fußballstar in die Arme schließen und ja, der bin ich! Egal wann und wo, irgendjemand hat immer einen Ball am Fuß und sobald man sich zu zweit auf einer Fläche mit „zufällig“ zwei Toren befindet, kann ein ganzes Fußballspiel zustande kommen. Begeistert jubeln mir alle Jungs zu, wenn ich als Mädchen meinen Gegner austrickse oder bei einem Rückstand von 5:0, das 5:1 schieße. Das schönste daran ist die Dusche danach.

 

Abseits der Foyers

Wie ich in meinem ersten Eintrag schon kurz erwähnt habe, wohne ich nicht unmittelbar im Foyer Jean Paul II bei den Mädchen, sondern habe ein kleines Zimmer auf dem Gelände der Kommunität, dem „Centre Don Bosco“. Hier befindet sich eine Schule, eine kleines Krankenhaus, ein Internat, viele Sportanlagen, ein großer „Hörsaal“, große Werkstätten, in denen mit Holz, Metall und Stoffen gearbeitet wird, und ein zwölfeckiges Gebäude, in dem die fünf Salesianer wohnen, essen und beten.

Jeremias und ich haben uns in den ersten zwei Wochen schon oft gefragt, ob wir in eine Jungs WG reingerutscht sind, die aus einem Togolesen, zwei Beninern, einem Mexikaner und einem Bruder aus der Elfenbeinküste besteht. Schon am Frühstückstisch um 6:30, gleich nach der Messe, wird sich hier über Ghana lustig gemacht (die gehören nämlich als einziger Staat in Westafrika nicht zur Provinz und französisch können die schon gar nicht). Mittags läuft dann schon der Fernseher mit Wiederholungen von Spielen aus der französischen oder englischen Liga (die Bundesliga wird leider nicht übertragen) und abends trinkt man Sekt auch gerne mal aus einer Teetasse, wenn nicht sogar aus der Flasche selbst. Meine sehr überschaubaren Sprachkenntnisse werden auch gerne zur Belustigung aller ausgenutzt. So fragte mich ein Pere, ob ich den schweren Esszimmertisch, der aus dem Internat stammt, auf dem Kopf wieder zurücktragen möchte, worauf ich selbstverständlich mit „oui, d’accord“ antwortete, obwohl ich den Inhalt und die Folgen dieser Frage gar nicht wirklich verstand.

Trotz dieser, eher ungewöhnlichen Schilderung einer Ordensgemeinschaft, leisten die Salesianer hier in Kara einiges und ermöglichen vielen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsen eine gute Zukunft. Unzählige SchülerInnen gehen auf die Don Bosco Schule oder machen eine Ausbildung im „Centre Don Bosco“. Auch die Kinder aus den Foyers, von denen viele auf der Straße gelebt haben und so gut wie keine Zukunft hatten, wurden durch die Arbeit der Salesianer gefördert und unterstützt. Jedes Kind kann zur Schule gehen und hat die Möglichkeit einen Abschluss zu machen!
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„Exchange is learning to trust. Trust people, who, at first, are only names on a piece of paper, trust that they want the best for you. Trust that they care. Trust, that you have the strength to endure a year on your own, endure a year of being apart from everything that mattered to you before. Trust that everything’s going to be alright. And it is seeing this trust being justified. “

 

Jeremias und ich fühlen uns in der Kommunität in Kara unglaublich wohl und sind dankbar dafür, dass wir so, wie wir sind, aufgenommen wurden. In so einer kurzen Zeit haben wir uns Menschen anvertraut, die uns unterstützen, uns zuhören und uns verstehen. Unsere ersten Freunde haben wir gefunden, die Salesianer.

 

4 Dinge, die Sie interessieren könnten…

  1. „Dämmerung“ ist in diesen Breiten ein Fremdwort. Innerhalb von 10 Minuten ist es stockdunkel!
  2. Eine Taxifahrt auf dem Motorrad kostet bei einer Dauer von ca. 12   Minuten, 33 Cent.
  3. Wer auf Aloe Vera-Produkte schwört, der sollte mal in unserem Garten vorbeischauen. Diese Pflanze wächst hier und ist besser als jede Medizin, das hat Jeremias schon in Erfahrung gebracht!
  4. Einzig und allein beleuchten die Togolesen mit Neonröhren. In gemütlichen Bars werden sie mit buntem Krepppapier umhüllt.

 

Da uns die Kinder schon ein paar Sätze auf der Nationalsprache „Kabye“ beigebracht haben, verabschiede ich mich in diesem Blogeintrag mit blaba (Tschüss) und sende ganz liebe Grüße aus Togo an all meine Leser und Leserinnen.

Sophie

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  1. Rudi

    Wir sind gerade bei den Karmeliterinnen in Mazille und teilen mit den Schwestern das klösterliche Leben. Leider spielen diese hier kein Fußball. Wie gut, dass ich dich auf deine Champions-League in unseren Hof ein zwei Mal zur Spitzenkraft trainiert habe. Viel Erfolg in eine feste Umarmung. Danke für deinen tollen Block.

  2. Kathi

    Hey Sophie,

    ich freue mich immer auf neue Blogeinträge von dir und bin so so froh für euch beide, dass Kara, die Salesianer und die Arbeit euch bisher so gefallen!

    À bientôt,

    Kathi 🙂

  3. Thoma, Marita

    Liebe Sophie, schön von Dir so viel Positives zu hören. Ich lese aus allen Sätzen die Leidenschaft, mit der Du dem Neuen begegnest. Es ist gut zu hören, dass Du schon vertrauensvolle Kontakte knüpfen konntest. Ich habe seid letzter Woche eine längere Zwangspause eingelegt. Ich habe im linken Knie einen Ermüdungsbruch . Da ist Ruhe angesagt anstatt der vielen Messen, Meetings und Reisen. Eben eine neue Erfahrung, die ich nur mit viel Diziplin zu genießen lerne. Ich grüsse Dich und umarme Dich, Deine Marita

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